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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition)
Autoren: Matthias Sachau
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Gassi. War gar nicht so leicht, den Wauwau von mir wegzulocken, aber der kann echt gut mit Hunden.«
    Die nächste Gruppe Neuankömmlinge tritt durch die Eingangstür. Angelina und zwei Rockerer-Angestellte, die große Kartons mit Flaschen tragen. Als sie vor dem Tresen steht, halte ich für einen kurzen Moment die Luft an, aber sie räumt ohne zu zögern ihre Flaschen ein, als wären sie und das, was ich gerade gebaut habe, schon ihr Leben lang beste Freunde. Kann man ruhig mal ein bisschen stolz sein.
    »Da könnens stolz sein, Herr Findling. I hob ja ned glaubt, dos des ois fertig werd.«
    »Ach, kein Problem. Was muss, das muss, nicht wahr?«
    »Haha, Sie gfoin ma, Herr Findling. Ah, do kemman meine Leit mit dem Buffet.«
    Herr Rockerer beginnt wie ein Huhn herumzuhüpfen und Anweisungen zu erteilen, wo was hinsoll. Ein Glück, dass mein Job jetzt wenigstens erledigt ist und ich durchschnaufen kann. Noch einmal kurz hinsetzen und einen Schluck trinken, dann ab nach Hause, raus aus den verschwitzten Arbeitsklamotten und den entsetzlichen alten Turnschuhen, und unter die Dusche gekrochen. Am liebsten würde ich danach gleich ins Bett und meine Ruhe haben. Aber wenn ich nicht zur Feier komme, wären die Löwensteins zu Recht beleidigt. Das heißt leider auch, dass ich mich wieder höllisch betrinken werde, um nicht an Lara und irgendwelche Naturburschen zu denken, aber was soll es, würde ich zu Hause bestimmt auch machen. Welche Schuhe soll ich anziehen? Noch mal Spectators? Zu gewagt heute, oder? Ach, was weiß ich.
    »Pst, Kai. Der Tresen wackelt, wenn ich mich hier draufstütze.«
    »Der Tresen ist nicht dafür gebaut, dass sich Leute wie du da draufstützen, Frank.«
    »Hey, was soll das heißen?«
    »Der durchschnittliche Nachtclubgänger ist mehr so magersüchtig, verstehst du?«
    »Hast du mir nicht mal erzählt, dass Architekten immer alles für den maximalen Lastfall berechnen müssen?«
    »Ja. Aber du bist kein maximaler Lastfall, du bist das Jüngste Gericht.«
    »Hallo? Könnt ihr mal das Werkzeug da wegnehmen?! Wir müssen das Buffet aufbauen.«
    »Ja, ja, sofort.«
    »Macht mal, wir haben nicht viel Zeit … DU ?«
    » OH ! … Hallo Lara.«
    »Schicke Schuhe.«
    »Schickes Kleid.«

M ITTWOCH, SPÄTER
    L ARA    Ein Glück, dass die Musik so laut ist. Seit geschlagenen fünfzehn Minuten steht Frank Neumann vor meinem Buffet, lädt sich den Teller voll und prahlt, dass er heute Nachmittag fast ganz alleine den Bartresen da drüben zusammengezimmert hat. Und weil seine Freundin schon nicht mehr so recht zuhört, wendet er sich jetzt mehr und mehr an mich, obwohl ich im Zehn-Sekunden-Takt mit den Schultern zucke und ihm bedeute, dass ich nichts verstehe. Der könnte ja auch mal fragen, wie es mir geht und was ich so treibe. Schließlich waren wir mal Kollegen.
    Wie viele Kilo bringt dieser Dicksack eigentlich noch auf seinem Teller unter? Kann doch nicht sein Ernst sein. Wenn der so weitermacht, ist hier alles geplündert, noch bevor die Gastgeber überhaupt einen Bissen bekommen haben … Ja, schon gut, Herr Rockerer, hören Sie auf zu fuchteln. Ich habe längst gesehen, dass die Haselnusscreme-Canapés alle sind, und bin schon dabei, neue nachzulegen. Obwohl ich persönlich es für viel schlauer hielte, damit zu warten, bis dieser Walfisch auf Beinen hier vor mir wieder abgezogen ist. Jetzt eröffnet der sogar noch einen zweiten Teller. Mann, Mann, Mann. Und er quasselt immer noch von seinen Handwerker-Heldentaten … Wie bitte? Ach so, wie es mir geht.
    »Bestens! Siehst du doch!«
    Soll mal nicht so tun, als ob ihn das wirklich interessiert.
    Wie?
    »Das ist sehr nett von dir, dass du mit Kanzberger gesprochen hast, Frank.«
    Hä? Allerhand, dann war es also gar nicht Jenny, sondern … Ach, nein.
    »Verstehe, du hast mit Jenny darüber geredet, und sie hat dann mit Kanzberger … Ja, sehr nett von ihr.«
    Dachte ich mir doch gleich, dass du dafür nicht die Eier hast, Sumo-Amateur.
    »Ja, ich freu mich auch.«
    Und jetzt hau endlich ab, ich kann dich nicht mehr sehen. Ich schau jetzt einfach woanders hin. Zu meiner Kollegin Claudia zum Beispiel. Wenn sie aufgehört hat, mir das Hinterteil hinzustrecken, weil sie neue Zucchini-Schinkenröllchen aus dem Kühlschrank kramen muss. Aber so lange kann ich ja an die Decke schauen. Alles mit Kletterseilen und künstlichen Alpenveilchen vollgehängt. Pah. Sieht man eh kaum, in dem schummerigen Licht. Reiche Spinner. Am Ende zwingen sie den DJ noch,
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