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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition)
Autoren: Matthias Sachau
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Nachdem das Lied ein paar Meter weiter zu Ende ist, schalte ich aber sofort auf eine andere Playlist um: »Wut & Hass«.
    K AI    Ist ja nicht so, dass ich zwei linke Hände hätte. Trotz der ganzen Wut auf Lara und ihren Naturburschen habe ich es am Ende geschafft, das Grundgerüst für den Tresen aufzubauen. Und es ist auch nicht so, dass Frank nicht dabei geholfen hätte. Es gibt immer wieder Arbeitsschritte, bei denen man mehr als zwei Hände braucht. Blöd ist nur, dass sich Frank eben erschöpft an eine Stelle gelehnt hat, an die er sich lieber nicht hätte lehnen sollen, und das ganze Ding wieder zusammengekracht ist. Die Jungs, die die Lichtanlage installieren, schauen von ihren Leitern mitleidig auf uns herunter. Spackos! Sollen sie sich doch um ihren eigenen Kram kümmern.
    »Das … das hätte jetzt aber nicht umfallen dürfen, nur weil ich mich dranlehne, oder?«
    »Doch. Weil die Aussteifung erst durch die Platten, die wir noch hätten dranschrauben müssen … Ach, lass mich doch in Ruhe, ich habe jetzt keine Zeit für Baukonstruktionsvorlesungen. Wir müssen das Ding so schnell wie möglich wieder aufbauen. Komm, wir können die meisten Teile zum Glück nochmal verwenden.«
    »Wollen wir nicht erst eine Pause …?«
    »Nein!«
    Ja, ich werde es irgendwann wiedergutmachen, dass ich ihn hier so rumscheuche, aber wenn wir jetzt nicht vorankommen, sind wir verratzt. Punkt 18:00 Uhr rückt Angelina an und will ihre Bar bestücken. Und sie hat mir durch Herrn Rockerer ausrichten lassen, dass sie mich zwingt, eine Flasche billigsten Zitronenlikör von Lidl auf ex zu trinken, wenn ich dann nicht fertig bin.
    Zum Glück geht es jetzt etwas schneller als beim ersten Mal. Die Teile sind fertig zugeschnitten, und wir haben schon Übung. Keine Stunde später sieht es wieder so aus wie vorhin. Frank lehnt sich diesmal an die Wand und wischt sich den Schweiß vom Gesicht, während ich alles noch ein letztes Mal mit der Wasserwaage kontrolliere.
    »Du, Kai.«
    »Was?«
    »Ich muss dir übrigens noch was beichten.«
    »Du hast meinen Tresen zum Einstürzen gebracht, was Schlimmeres kann es ja wohl nicht sein.«
    »Nein. Ähm. Oder doch.«
    »Raus damit.«
    So, jetzt Maß nehmen, damit wir die restlichen Bretter zuschneiden können. Konzentration.
    »Also, wie soll ich sagen, ich … ich habe das mit dir und Lara bei jemandem ausgeplaudert.«
    »Was? Bei wem?«
    »Ach, ausgeplaudert ist nicht wirklich richtig. Irgendwie hat sie es mir mehr so aus der Nase gezogen. Sie ist ziemlich gut darin, muss ich sagen.«
    »Raus damit, wer?«
    »Nun, sie heißt Jenny. Kennst du nicht. Sie … kennt aber Lara.«
    »Aber sie wird es nicht weitersagen, oder?«
    »Jenny? Weitersagen? Na ja …«
    »Schau mir in die Augen.«
    »Okay, um nicht um den heißen Brei herumzureden, Weitersagen ist sozusagen Jennys zweiter Vorname … Oh, diesmal hast aber du den Tresen umgerissen.«
    L ARA    Meine »Wut & Hass«-Playlist ist einfach viel zu kurz. Sie läuft jetzt schon zum dritten Mal durch, seit ich zu Hause bin, und der Effekt nutzt sich langsam ab. Eigentlich bräuchte ich für das, was mir hier gerade passiert, sowieso eine völlig neue Playlist mit dem Namen »Apokalypse«.
    »Sehr fesch schaut des aus, Lari, sehr fesch.«
    »Das Kostüm ist viel zu eng, Herr Rockerer!«
    »A wo, des is guad so. Formensprache, verstehens, haha. Und jetzat muss i a scho wiada weida. Mir sehan uns in oana Stund in dem Club. Schauns, dass Eana no a wengerl entspannan, Lari. Hearns amal a andere Musik. An Mozart oder an André Riöh.«
    K AI    Fünf vor sechs. Wir haben es geschafft. Der Tresen steht, alle Lampen und Scheinwerfer hängen, das DJ -Pult ist aufgebaut, der Strom geht, und alle Toiletten wurden durch die anwesenden Handwerker mindestens ein Mal probegesessen. Ich fege die letzten Sägespäne auf und linse hin und wieder dankbar zu Frank, der völlig ausgepumpt auf einem der soeben gelieferten Barhocker sitzt und eine große Mineralwasserflasche leert.
    Als ich fertig bin, mache ich erst mal ein Foto von unserem Werk. Wehe, ein Handwerker schaut mich in Zukunft nochmal schief an, weil er mich für einen theorielastigen Bleistiftanspitzer ohne Ahnung von der Praxis hält.
    »Schön geworden, Kai.«
    »Danke … Oh, hallo Caro, hab dich gar nicht reinkommen sehen.«
    »Echt super! Das Ganze jetzt noch voller Leute und mit der richtigen Musik, dann fliegt hier die Kuh.«
    »Wo ist Beppo?«
    »Herr Kanubski geht gerade mit ihm
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