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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition)
Autoren: Matthias Sachau
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bitte eine Liste mit allen Punkten?«
    Listen zu machen hasst Jochen nämlich noch mehr.
    »Muss das sein?«
    »Nur damit ich nichts vergesse. Oder, warte mal, vielleicht ist es besser, wenn du einfach doch selbst bei Schneckel anrufst?«
    »Hrmpfnavonmiraus.«
    »Prima.«
    Ich patsche ihm sanft auf die Schulter. Bei Jochen habe ich immer das Gefühl, dass es sehr wichtig ist, dass er hin und wieder in homöopathischen Dosen Zärtlichkeit zugeführt bekommt. Nicht dass ich ihn für einen potentiellen Amokläufer halten würde, für so was hat er gar keine Zeit. Trotzdem.
    »Ach, Jochen, und eine Bitte. Folgende Formulierungen sind diesmal nicht zu benutzen: Habt ihr keine Augen im Kopf?, Was haben Sie nochmal studiert, Hachistdasschönistik? sowie Wenn das dann einstürzt, können Sie froh sein, wenn Ihre Susi gerade nicht druntersteht . Okay?«
    »Hrmpfja.«
    Endlich bin ich an meinem Schreibtisch. Ob Lara sich heute noch meldet? Blöd, dass ich die Nummer immer noch in meinem Handy habe. Dauernd muss ich es rausholen und sie anstarren. Und mit nur einem Knopfdruck könnte ich sie anrufen. Mir wird schwindelig bei der Vorstellung. Ich sollte sie wirklich löschen, am Ende klingele ich wirklich noch bei ihr durch, und das sollte ich nicht. Andererseits, warum eigentlich nicht? Nur mal angenommen, sie hat die Ich-lass-es-kurz-bei-dir-klingeln-Methode vorgeschlagen, damit ich ihre Nummer kriege, ohne dass ich danach fragen muss? Wahrscheinlich wartet sie schon … Blödsinn! Ich hatte es ja vorgeschlagen, nicht sie. Und jetzt in den Gewählte-Nummern-Speicher linsen und sie dann ganz keck anrufen: »Huhu, ich bin’s« – nein, das geht gar nicht. Nochmal: Sie hat mich nach meiner Nummer gefragt. Sie ist eine moderne, selbstbewusste Frau. Sie nimmt die Dinge gern selbst in die Hand. Wenn sie nicht anruft, interessiert sie sich nicht für mich. Wenn ich jetzt durchrufe, mache ich es nur unnötig kompliziert. Genau. So sieht es aus, wenn man es mit klarem Verstand betrachtet. Und damit ich nicht gegen diese Erkenntnis handle, wenn mein Verstand mal wieder aussetzt, lösche ich jetzt wirklich ihre Nummer. Wo ist sie?
    »Vielleicht sollten wir, bevor wir den Konstruktionsfehler im Plan klären, erst mal den Konstruktionsfehler in Ihrem Kopf klären?«
    Weia. Ich gebe Jochen ein Zeichen, dass er sich mäßigen soll. Scheint heute wirklich einen schlechten Tag erwischt zu haben. Mohamadou schielt ab und zu zu ihm hinüber und schaut ängstlich. Auch Alyssas letzter Kicherausbruch ist schon eine ganze Weile her. Jochen sollte mal lockerlassen. Es geht doch im Moment wirklich nur um Kleinigkeiten. Leider. Wenn der Löwenstein-Villa-Auftrag nicht reinkommt …
    Dülülülülü-dülülülülü-dülülülülü!
    »Lara? Oh, ach so, Frau Klapphorst.«
    Stimmt, war ja das Bürotelefon. Mein Handy klingt ganz anders, so »tiritt-tiritt-tiritt«. Und dass Frau Klapphorst anruft, sollte mich in den Zustand freudigster Erregung versetzen. Stattdessen bin ich enttäuscht. Darf doch nicht wahr sein. Ich wollte mich nicht mehr verlieben.
    »Entschuldigung, Frau Klapphorst, ich war kurz abgelenkt. Was sagten Sie gerade?«
    L ARA    Ravioli aus der Dose sind viel besser als ihr Ruf. Als Kind waren sie sogar mein Lieblingsessen. Ich fühle mich satt und habe richtig gute Laune gekriegt. Als Nächstes gehe ich in die Bibliothek und leihe mir irgendeinen Roman aus, den ich schon immer mal lesen wollte. Was richtig Langes, Dostojewski oder so.
    Jetzt nur wieder die Frage, was zieht man für die Bibliothek an? Manno, was ist los mit mir? Gut, ich bin immer noch nicht daran gewöhnt, einfach so rumzuspazieren, während alle arbeiten. Das ist aber nicht der Grund, Lara. Der Grund ist, dass du umwerfend aussehen willst, falls du durch irgendeinen Zufall Kai über den Weg läufst. Mädchen, so geht es nicht weiter. Er hat dich einen Abend lang gesehen und mit dir geredet. Wenn das nicht reicht, bitte, soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst … Na ja, mit mir geredet. Ich glaube, ich habe ihn ziemlich zugetextet. Vielleicht hat ihn das eingeschüchtert? … Orrr! Kann doch nicht wahr sein. Kaum ist Kerstin weg, werde ich schon wieder weich. Ich ruf ihn nicht an. Basta! Und um ganz sicherzugehen, lösche ich jetzt seine Nummer. Wo ist sie?
    K AI    »Schön, Frau Klapphorst. Dann sehen wir uns bald … Ja … Aber sicher … Wunderbar, bis Mittwoch dann. Ich freue mich. Auf Wiederhören.«
    Oh ja!
    » OH JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA
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