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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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Unterschied merken würde. Aber eine Gioia, die nie alt wird, ein Gioia-Abbild, ein Gioia-Programm, eine Besucher-Gioia! Warum nicht? Sag mir, warum nicht, Gioia!«
    Sie zitterte. »Ich habe noch nie davon gehört, daß man so etwas gemacht hat!«
    »Aber glaubst du nicht, daß es möglich wäre?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Sicher ist es möglich. Wenn sie Besucher erschaffen können, dann können sie auch einen Besucher so verdoppeln, daß ...«
    »Es ist noch nie gemacht worden. Da bin ich sicher. Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendein Bürger so einer Sache zustimmen würde. Den Körper aufgeben - es zulassen, daß man selbst umgewandelt wird in - in ...«
    Sie schüttelte den Kopf, aber es schien ebenso eine Geste des Erstaunens wie der Ablehnung zu sein.
    Er sagte: »Sicher, den Körper aufgeben. Deinen natürlichen Körper, deinen alternden, verfallenden, vergänglichen Kurzzeitlerkörper. Was ist daran so schrecklich?«
    Sie war sehr blaß. »Das ist Wahnsinn, Charles. Ich möchte nicht mehr darüber sprechen.«
    »Für mich hört sich das gar nicht verrückt an.«
    »Du kannst das vermutlich nicht verstehen.«
    »Ach, nein? Ich kann sehr gut verstehen, was es heißt, Angst vor dem Tod zu haben. Ich habe keinerlei Schwierigkeiten, nachzuvollziehen, was es heißt, einer der wenigen alternden Menschen in einer Welt zu sein, in der sonst niemand alt wird. Was ich nicht verstehen kann, ist, warum du nicht einmal die Möglichkeit in Betracht ziehen möchtest, daß du ...«
    »Nein«, sagte sie. »Ich sage dir, es ist verrückt. Sie würden über mich lachen.«
    »Wer?«
    »All meine Freunde. Hawk und Stengard und Aramayne ...« Erneut vermied sie es, ihn anzusehen. »Sie können sehr grausam sein, ohne es zu merken. Sie verachten alles, was ihnen nicht vollkommen erscheint, was nach Schweiß, Verzweiflung und Feigheit aussieht. Ein Bürger tut einfach nichts, was mit Anstrengung verbunden ist, Charles. Und so würde es auf sie wirken, vorausgesetzt, es ist überhaupt machbar. Sie würden furchtbar gönnerhaft sein. Oh, sie würden nett zu mir sein, ja, liebste Gioia, wie wunderbar für dich, Gioia, aber hinter meinem Rücken würden sie lachen. Sie würden die gemeinsten Dinge über mich sagen, das könnte ich nicht ertragen.«
    »Sie haben gut lachen«, meinte Phillips. »Es ist leicht, angesichts des Todes mutig zu sein, wenn man weiß, daß man ewig leben wird. Wie schön für sie; aber warum solltest du die einzige sein, die verfällt und stirbt? Und außerdem lachen sie bestimmt nicht. Sie sind nicht so gefühllos, wie du denkst - oberflächlich vielleicht, aber nicht bösartig. Sie werden froh sein, daß du einen Weg zu deiner Rettung gefunden hast. Schließlich brauchen sie dann dir gegenüber kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, und das wird sie erfreuen. Du kannst ...«
    »Hör auf«, bat sie.
    Sie erhob sich, trat an das Geländer der Terrasse und blickte hinaus auf das Meer. Er stellte sich hinter sie. Die roten Segel im Hafen, das glitzernde Sonnenlicht auf den Wänden des Leuchtturms, die Paläste der Ptolemäer rein weiß gegen den Himmel. Er legte ihr leicht die Hand auf die Schulter. Sie zuckte zusammen, als wollte sie vor ihm zurückweichen, blieb dann aber doch, wo sie war.
    »Dann habe ich eine andere Idee«, sagte er ruhig. »Wenn du nicht zu den Planern gehst, dann tu ich es. Ich werde ihnen sagen, daß ich genauso schnell altern will wie du. Es wird auch viel besser für meine Rolle als Mensch aus dem 20. Jahrhundert sein, viel echter. Im Laufe der Jahre werden sich in mein Gesicht Falten eingraben, mein Haar wird ergrauen, ich werde langsamer gehen. Wir werden zusammen alt, Gioia. Zur Hölle mit deinen reizenden unsterblichen Freunden. Wir haben uns. Wir brauchen sie nicht.«
    Sie wirbelte herum. Ihre Augen waren groß vor Entsetzen.
    »Meinst du das im Ernst, Charles?«
    »Aber sicher.«
    »Nein«, murmelte sie. »Nein. Alles, was du mir heute gesagt hast, ist fürchterlicher Unsinn. Bist du dir darüber im klaren?«
    Er nahm ihre Hand, umschloß ihre Fingerspitzen mit seinen Fingern. »Alles, was ich versuchen will, ist, für uns beide einen Weg zu finden ...«
    »Sprich nicht weiter«, sagte sie. »Bitte.« Sie befreite rasch ihre Finger aus seinem Griff, als schrecke sie vor einer plötzlich auflodernden Flamme zurück, und legte die Hand auf den Rücken. Obwohl sich sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt befand, spürte er, wie sich ein Abgrund zwischen
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