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Andalusisches Feuer

Andalusisches Feuer

Titel: Andalusisches Feuer
Autoren: Lynne Graham
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zu lesen? Für ihren Verdacht gab es keinerlei Beweis, und je mehr sie darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien er ihr. Was hatte sie getan? Aus übermäßiger Eifersucht hatte sie, als er in ihr Bett gekommen war, der Phantomfrau ein Gesicht gegeben, das Gesicht jener Frau in New York, das sie nie vergessen konnte. Eine aufregende Frau mit Diamanten in den Ohren, so selbstsicher, dass sie das Zimmer eines verheirateten Mannes im Morgengrauen verlassen konnte, ohne im Geringsten schuldbewusst auszusehen. Eine verheiratete Dame, der es egal war, dass ein Fotograf sie frontal ablichtete. Ganz Rafaels Typ, hatte sie oft verbittert gedacht. Kühn, unverschämt.
    Sarah musste blinzeln. Erschüttert stellte sie fest, dass jenes Ereignis sie immer noch belastete. Dabei war es nicht gut, über etwas zu grübeln, das vor so langer Zeit passiert war. Sie waren beide so jung gewesen. Anderen Paaren gelang es schließlich auch, ihre Ehe trotz der Untreue eines Partners zu retten. Rafael war kein Frauenheld wie Charles Southcott! Dass er nicht einen Schritt gehen konnte, ohne die Aufmerksamkeit aller weiblichen Wesen in weitem Umkreis auf sich zu ziehen, war jedenfalls nicht seine Schuld.
    Warum bestrafte sie ihn also immer noch? Denn das tat sie, erkannte sie auf einmal.
    „Kann ich Ihnen etwas bringen, señora?“ Consuelo sah sie von der Tür zur sala her besorgt und fragend an.
    „Eine Flasche Tequila, bitte.“ Sarah hatte plötzlich einen Entschluss gefasst.
    „Tequila?“, fragte Consuelo entgeistert, dann lief ihr freundliches Gesicht feuerrot an. „ Sí, señora, sofort.“
    Den Branntwein in der Hand, ging Sarah auf ihr Zimmer. Sie wusste genau, was sie anziehen wollte. Karen hatte sie im vergangenen Sommer überredet, bis sie sich ein scharlachrotes Kleid mit dünnen Trägern gekauft hatte, das sie dann nie getragen hatte. Es war sehr, sehr kurz und hatte einen tiefen spitzenbesetzten Ausschnitt.
    Rasch zog sie sich um und frischte ihr Make-up auf, dann wanderte sie im hellen Licht des Mondes durch die Gärten zum Atelier.
    Ausgerechnet heute lag Rafael nicht in düsteren Gedanken verloren mit einem Glas in der Hand auf dem Sofa, sondern malte so konzentriert, dass er sie gar nicht bemerkte. In den letzten Jahren hatte er eine in der Presse hoch gelobte Serie von Gemälden über das Leben der Sinti gemalt. Das Bild auf der Staffelei vor ihm, eine bettelnde Schar schmutziger hübscher Kinder mit seltsam harten, hungrigen Augen, würde bestimmt ebenfalls ein Meisterwerk.
    Auf einmal fühlte Sarah sich unbehaglich und völlig unpassend gekleidet. Sie stellte die Flasche auf einem Fensterbrett ab und räusperte sich.
    Rafael wandte sich um. „Welchem Umstand …“, er begutachtete ihre Aufmachung, „… verdanke ich die Ehre?“
    Wie konnte ich nur glauben, dass er hier sitzt und sich um den Verstand trinkt, überlegte sie. Rafael, elegant gekleidet in gut sitzende Khaki-Hosen und einen grob gestrickten cremefarbenen Pullover, sah so strahlend aus wie beim Dinner.
    Beide schwiegen. Immer noch verweilten seine Augen auf ihrem roten Kleid. Sie wurde sich ihrer nackten Knie bewusst, ganz zu schweigen vom Rest ihres nur spärlich bedeckten Körpers. „Ich komme gerade von deiner Großmutter. Sie macht sich Sorgen um dich.“
    „Warum? Was willst du mir sagen, Sarah? Ich glaube, wir brauchen niemanden als Sprachrohr, oder?“
    Dummerweise hatte sich Sarah aber den nächsten Satz schon zurechtgelegt und wollte ihn unbedingt loswerden. „Sie glaubt, dass du mich meidest.“
    Seine wunderschönen Augen leuchteten kurz belustigt auf. „Also verdanke ich abuela deinen unerwarteten Besuch.“
    „Nein, ich bin aus eigenem Impuls heraus gekommen. Vielleicht war ich meiner eigenen Gesellschaft überdrüssig.“
    Sie war jetzt gar nicht mehr so versöhnlich gestimmt wie noch vor zehn Minuten. Rafael machte es ihr nicht gerade leicht. Wenn sie ihm schon den Olivenzweig reichte, hatte er ihn dankbar anzunehmen! Doch er stand da und strahlte mit jeder Faser seines Körpers Feindseligkeit aus.
    „Warum hast du dich umgezogen?“
    Zum Spielen gehören immer zwei, dachte sie. „Ich habe Kaffee über das andere Kleid geschüttet.“
    „Wozu hast du Tequila mitgebracht?“
    „Vielleicht hatte ich Lust auf einen Drink!“ Allmählich wurde sie wirklich ärgerlich.
    „Magst du Tequila?“
    „Kann sein.“ Sie hob herausfordernd das Kinn. „Wo hast du Gläser?“
    „In der Küche.“ Er ging zum Fenster, nahm die
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