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Andalusisches Feuer

Andalusisches Feuer

Titel: Andalusisches Feuer
Autoren: Lynne Graham
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von ihren eigenen Gefühlsnöten abzulenken, fragte sie: „Was passiert, wenn du dich in eine andere Frau verliebst?“
    Einen Moment lang, in dem die Zeit stehen zu bleiben schien, schwieg er. „Das ist sehr unwahrscheinlich.“
    Sarah erstarrte. Sie hatte ihn mit der Frage lediglich aus dem Konzept bringen wollen. Er war zwar darüber gestolpert, aber sie selbst war es, die kopfüber in ein tiefes schwarzes Loch gefallen war. Denn aus seiner Reaktion schloss sie, dass er in eine andere Frau verliebt war! Der Gedanke schrillte laut in ihrem Kopf, Schweißtropfen standen auf ihrer Oberlippe.
    Schnell wandte sie sich von ihm ab, um den Aufruhr ihrer Gefühle zu verbergen. Die Wand voller Bilder nahm sie gar nicht wahr. Sie erkannte, dass sie im Unterbewusstsein die Hoffnung genährt hatte, dass er trotz allem eines Tages – früher oder später – wieder sie lieben würde.
    Ihr Blick blieb unwillkürlich an einem der Gemälde hängen. Wie von einem Magneten angezogen, trat sie näher heran und erkannte plötzlich das Motiv.
    Ein Mädchen in einem steifen weißen Sommerkleid saß mit gefalteten Händen, die Füße ordentlich geschlossen, auf dem niedrigen Sims vor einem Fenster. Um sie herum lagen all die in einem Maleratelier üblichen Utensilien. Ihre Einsamkeit und Anspannung waren fast greifbar. Unglücklich ließ sie die Schultern hängen, die ganze Haltung drückte Elend aus.
    „Ich habe es nach Skizzen gemalt“, murmelte Rafael. „Du siehst verloren und traurig aus. Es ist nicht besonders gut geworden.“ Seine Stimme bekam einen schärferen Klang. „Wenn ich dich das nächste Mal male, wird es ganz anders werden.“
    „Es wird kein nächstes Mal geben!“
    „Tja, wer hätte gedacht, dass es für uns ein nächstes Mal geben könnte. Weißt du, in Andalusien gibt es ein Sprichwort: ‚Das Leben ist viel kürzer als der Tod.‘ Denk mal darüber nach.“

9. KAPITEL
    „Schläfst du schon, gatita? “
    Der Lärm, den Rafael beim Zubettgehen machte, hätte Tote zum Leben erwecken können. Doch Sarah blieb ruhig liegen und gab vor, bereits zu schlummern.
    „Du musst wach sein, schließlich war ich laut genug“, lachte er weich. „Ich habe gar nicht gemerkt, wie spät es ist. Du hättest mich im Atelier anrufen sollen. Tut mir leid“, hauchte er ihr ins Ohr und zog sie in seine starken Arme. „Aber besser spät als nie.“
    „Ich bin müde.“
    „Das Bett ist immer für dich da – ich nicht“, neckte er.
    „Du eingebildeter Blödmann!“
    „Ist das wieder eines deiner Spiele? Kopf – du willst mich, Zahl – du willst mich nicht?“
    Sarah befreite sich aus seiner Umarmung und rutschte auf die andere Seite des Bettes. Sie war unglücklich. Düstere Gedanken hatten sie den ganzen Nachmittag und Abend über gequält und ließen sich nicht abschütteln. Wieso widersetzte er sich der Scheidung, wenn er in eine andere verliebt war? Hatte er die Frau erst kürzlich kennengelernt? War sie möglicherweise verheiratet und damit außerhalb seiner Reichweite? Oder war sie schlicht nicht an ihm interessiert? Und warum hat er mich in London verführt?
    Stundenlang hatte sie über all diesen Fragen gegrübelt, ohne die Antworten wirklich kennen zu wollen. Ebenso lange hatte sie auf ihn gewartet.
    Du kommst herein, als wäre alles in bester Ordnung, und greifst nach mir, als wäre ich dein Eigentum. Aber Sarah wollte mehr sein, nicht nur ein warmer williger Körper, der seine sexuellen Bedürfnisse stillte, ein passabler Ersatz für die andere, die er nicht haben konnte. Ihr Stolz ließ das nicht zu. Das Wissen um die Konkurrentin brannte wie Säure auf ihrer Haut. Eine Vereinigung ohne Liebe genügte ihr nicht, sie musste ihm mehr bedeuten!
    „Ich habe auch meinen Stolz“, versicherte Rafael mit schneidender Stimme, „und will nur, was du mir freiwillig gibst. Wenn du dich später so ganz alleine langweilst, kannst du gerne zu mir kommen.“
    „Niemals!“ Vor Wut spuckte sie ihm das Wort fast entgegen.
    „Du hast keine andere Wahl. Auf deiner Seite des Bettes wird es bald ziemlich kalt und einsam werden.“
    Kurze Zeit später erkannte sie an seinem gleichmäßigen Atem, dass er eingeschlafen war. Wie konnte er nur, während sie selbst sich aufgewühlt hin und her wälzte! Rafael hatte weder versucht, sie zu beruhigen, noch, sie zu verführen. Er hatte eher gelangweilt gewirkt, vermutlich weil er sie nicht wirklich begehrte. Und das war ihr recht, da sie ihn ja definitiv nicht wollte … oder? Sie
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