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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Autoren: David Chandler
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ihm klar, dass der dazugehörige Schlüssel die Größe eines Kurzschwerts haben musste.
    Das erbärmliche Licht im Raum gestattete ihm keinen gründlichen Einblick in den Schlossmechanismus, aber ein Schloss knackte man mit geschickten Fingern und nicht mit den Augen. Er wählte einen Haken und den größeren seiner Spanner. Er hoffte, dass er groß genug war. Mit reiner Willenskraft unterdrückte er jedes Händezittern, als er den Haken vorsichtig ins Schlüsselloch einführte und nach Stiften tastete.
    Als der Haken etwas Festes berührte, schien das ganze Schloss so zu vibrieren, als sei in seinem Innern eine Feder ausgelöst worden. Malden blieb gerade noch Zeit, die Bewegung der Nieten zu beobachten, bevor er sich nach hinten warf und mit den Händen abfing. Seine Werkzeuge landeten klirrend auf dem Boden, aber in diesem Augenblick waren sie ihm völlig gleichgültig.
    »Auch noch schneller, als wir gedacht hätten«, sagte Bellard. Dieses Mal lachte er nicht.
    Die Nieten waren in Wirklichkeit gar keine Nieten, sondern konnten wie die Schlüssellochplatte verborgene Löcher auf der Vorderseite freigeben. Aus jedem dieser Löcher ragte nun eine Nadel von der Größe eines Zimmermannnagels hervor. Wäre Malden nicht rechzeitig zurückgewichen, hätten die Nadeln seine Hände an Dutzenden von Stellen zerstochen. Er sah genauer hin und entdeckte, dass jede Nadelspitze mit einer strohfarbenen Flüssigkeit bedeckt war.
    »Das ist natürlich Gift.«
    »Der alte Krölt war ein eifersüchtiger Bursche, und er hasste Diebe. Natürlich ist sein Gift schon vor einem Jahrhundert eingetrocknet und abgeblättert. Dieses Zeug ist nicht tödlich, denn an dem Schloss sollen neue Diebe ausgebildet werden.« Bellard zuckte mit den Schultern. »Aber du hättest drei Tage lang Fieber gehabt, und in dieser Zeit hättest du dir gewünscht, die Nadeln wären mit Schierling bestrichen gewesen, solche Qualen hättest du gelitten.«
    Malden wischte sich den Schweiß aus den Augen. Auch wenn er seinen Lebensunterhalt mit einer Beschäftigung verdiente, die gewisse Risiken barg, bedrohte man ihn in dieser Nacht für seinen Geschmack zu oft mit Tod und Schmerzen.
    Und natürlich war es noch nicht vorbei. Wenn es ihm nicht gelang, durch diese Tür zu kommen, um seine Audienz bei Cubill wahrzunehmen, hatte er sein Leben verwirkt. Er musste dieses Schloss knacken – aber auf eine Weise, bei der er nicht mit den Nadeln in Berührung kam. Er musste überaus vorsichtig sein.
    Er hob seine Dietriche wieder auf und hielt sie mit aller Kraft an den Enden fest, damit sie so weit wie möglich reichten. Auf diese Weise hoffte er das Schloss knacken zu können, ohne dabei eine der Nadeln zu berühren. Aber sosehr er sich auch bemühte, sie drangen einfach nicht weit genug in das Schloss hinein.
    Wütend und enttäuscht ließ er das Werkzeug auf den Steinboden fallen und lehnte sich zurück. Was sollte er nur tun? Er war nicht bereit aufzugeben. Sadu allein wusste, warum er diese Reihe grausamer Prüfungen bestehen musste, aber es musste einen Grund dafür geben – er konnte sich nicht vorstellen, dass der Herr dieses Ortes ein solcher Sadist war, nur um ihn zu seinem persönlichen grimmigen Vergnügen zu quälen. Also musste es für dieses Problem eine Lösung geben. Eine einfache elegante Antwort, die sich einem Mann erschloss, der zu denken verstand. Er hatte sich immer für ziemlich klug gehalten. Er war weder außergewöhnlich stark – dafür hatte schon die schlechte Ernährung gesorgt –, noch galt er allgemein als besonders gutaussehend. Er hatte die Art von Gesicht, das nicht lange in Erinnerung blieb. Aber er war schlau. Schnell von Begriff, genau wie Bellard gesagt hatte. Seine beste Waffe war sein Verstand, seine Fähigkeit, das hier genau zu durchdenken.
    Es musste eine Lösung geben. Sie musste sich in diesem Raum befinden, da er ihn nicht verlassen durfte. Und es musste etwas sein, das ihm auffallen würde, wenn er nur die Augen richtig aufmachte. Er schaute sich um und versuchte zu entdecken, was er bis jetzt übersehen hatte.
    Sein Blick fiel auf den Zwerg. Bisher hatte er das kleine Geschöpf kaum eines Blicks gewürdigt. War sich nicht einmal bewusst gewesen, womit sich der Zwerg beschäftigte. Aber jetzt richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf ihn.
    Der Zwerg nähte Metallstücke auf zwei Seidenhandschuhe.
    Mit dem freundlichsten Gesichtsausdruck, dessen er fähig war, trat Malden auf ihn zu. »Die sehen aber gut aus«, sagte
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