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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Autoren: David Chandler
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selbst einen Ausweg finden. Seine Ahle konnte er mühelos ziehen, fand es dann aber äußerst schwierig, im Sarginneren damit zu hantieren, ohne sich selbst zu verletzen. Es war keine großartige Waffe, bloß ein dreieckiges Stück Eisen, dessen Spitze scharf zugeschliffen war. Dem Gesetz entsprechend war es die größte Waffe, die er besitzen durfte: Die Klinge war nicht länger als seine Hand, gemessen vom Daumenballen bis zur Spitze des Mittelfingers. Sie hatte keine Schneide, sondern nur die Spitze, und in einem Kampf konnte man damit lediglich zustechen. Aber sie war ihm in der Vergangenheit schon oft von Nutzen gewesen. In die Verlegenheit, damit töten zu müssen, war er allerdings noch nicht gekommen. Die Ahle erwies sich als hilfreich, als er die Spitze in den schmalen Spalt zwischen Deckel und Kiste schob. Ohne ausreichend Platz zum Stemmen dauerte es eine Weile, den Deckel zu lockern. Schließlich aber belohnten ihn ein schmaler Lichtstrahl und – noch besser – frische Luft für seine Anstrengungen.
    Die Nägel im Sargdeckel quietschten, als er sich befreite. Dann hatte er ihn weit genug angehoben, um ihn mit den Händen hochstemmen zu können. Er steckte die Ahle zurück in die Scheide, setzte sich auf und sah sich um.
    Der Raum, in dem er sich befand, war groß, hatte aber eine niedrige Decke, die von kräftigen Balken gestützt wurde. Er erinnerte an einen Minenschacht. Mehr als ein Dutzend Kerzen sorgte für Helligkeit; einige von ihnen waren mit Kupferreflektoren versehen, die dem Licht einen rosigen Ton verliehen. Auf einem Diwan an der Seite saß ein Mann in einem Lederwams und einer mehrfarbigen Hose. Er hatte die stämmigen Schultern eines Kriegers und nicht etwa die eines Diebs. Auf seinem Schoß hockte ein rohaariges Mädchen mit aufgeschnürtem Mieder. Sie lachte fröhlich, als er sie kitzelte. Keiner der beiden schenkte Malden einen Blick. In einer anderen Ecke des Raums vergnügten sich mehrere Männer in farblosen Umhängen damit, Würfel gegen die Wand zu werfen. Je nachdem, wie das Ergebnis ausfiel, brachen sie in Stöhnen oder Jubel aus. Und dann war da noch ein Zwerg, der Inbegriff seines Volks. Zwergen begegnete man in Ness nur selten – wie eigenlich in ganz Skrae –, aber Malden war mit ihrem Anblick vertraut, denn genug von ihnen waren auf Arbeitssuche aus ihrem Königreich im Norden gekommen. Sie waren Meisterhandwerker, brillante Techniker, die bessere Werkzeuge und Waren herstellen konnten als jeder Mensch. Allein die Zwerge kannten das Geheimnis, wie man richtigen Stahl herstellte, und darum schätzte man sie sehr und gewährte ihnen besondere Privilegien, wo immer sie in den Menschenreichen auftauchten. Der Zwerg war dürr, vielleicht vier Fuß groß, und seine Haut schimmerte weiß wie ein Fischbauch. Sein Haarschopf war schwarz und schmutzig, sein Bart wucherte wild. Bekleidet war er lediglich mit einer Lederhose, und er war damit beschäftigt, Metallstücke auf einen seidenen Handschuh aufzunähen. Er sah kurz hoch, warf Malden einen Blick zu, schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit.
    Unmittelbar hinter sich entdeckte Malden den Schacht, aus dem er herausgerutscht war, eine Konstruktion aus gehämmertem dünnem Zinn. Man hatte sie mit braunem Fett eingeschmiert, das im Kerzenlicht matt glänzte. Möglicherweise konnte Malden dort wieder nach oben kriechen, vorausgesetzt, er hatte genug Zeit dazu und keiner hielt ihn auf. Der Mann auf dem Diwan trug ein Schwert an der Hüfte, und Malden hatte nicht den geringsten Zweifel, dass auch die anderen gut bewaffnet waren.
    Etwas unbeholfen stieg er aus dem Sarg. Dann klopfte er sich den Staub aus der Kleidung und ging auf den Diwan zu, um in Erfahrung zu bringen, was er als Nächstes tun sollte. Der Schwertträger blickte erwartungsvoll auf. »Du musst bei den drei Meistern dort oben einen guten Eindruck gemacht haben«, sagte er. Malden erkannte die Stimme wieder – es war der Mann, der mit ihm gesprochen hatte, als er im Sarg gelegen hatte.
    »Ach ja?«
    »Sie haben dir die Kleidung und das Messer am Gürtel gelassen. Manchmal schicken sie die Leute auch nackt herunter.«
    »Ich bin ein netter Bursche, wenn man mich erst einmal kennengelernt hat«, erwiderte Malden. »Und wenn du jetzt so freundlich wärst, mir den Weg zu deinem Meister zu zeigen. Man hat mir berichtet, dass er mich zu sprechen wünscht.«
    Der Schwertträger runzelte die Stirn. »Und wie kommst du auf den Gedanken, dass der
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