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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Autoren: David Chandler
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nur, dass es in einem klaffenden Loch verschwunden war, wo sich einst ein Fenster zur Straße hin geöffnet hatte. Seine Hand griff nach der Ahle, die er an der Hüfte trug, aber er wagte sie nicht zu ziehen, solange es nicht unbedingt nötig war. Malden war Veteran vieler Straßenkämpfe und wusste, dass man seine Waffe nur dann zeigte, wenn man sie auch einsetzen wollte.
    Er drehte sich langsam auf den Fersen um, musterte die leeren Eingänge auf beiden Seiten und die gewundenen kleinen Gassen, die zwischen den Häusern verliefen. Er sehnte sich danach, etwas Festes im Rücken zu haben. Vor ihm erhob sich ein Backsteinhaus – oder vielmehr die Ruine davon. Ein Dach gab es nicht mehr, eine Wand war eingestürzt. Die reslichen drei Wände standen jedoch noch, und wenn es ihm gelang, es bis dorhin zu schaffen, musste er zumindest keine Angst mehr haben, hinterrücks angegriffen zu werden. Mit hoch erhobener Laterne eilte er los – als ein Geräusch in unmittelbarer Nähe ihn jäh zum Innehalten zwang.
    Einer seiner Beobachter hatte hinter ihm die Straße betreten. Ein Fuß war in eine Pfütze getreten. Als Malden dieses Mal herumfuhr, ergriff der Unbekannte jedoch nicht die Flucht. Dieses Mal blieb er stehen.
    Noch während des Umwendens hatte Malden die Hand auf die Waffe gelegt. Aber er zögerte, sie zu ziehen, als er das Geschöpf sah, das ihm gegenüberstand. Es war ein Kind, ein Mädchen, kaum älter als sieben Jahre. Sie trug ein selbst gewebtes schmutziges Kleidchen und statt Schuhen Lumpen um die Füße. Mit beiden Händen hielt sie einen Hammer umklammert. Ihr Blick blieb auf Maldens Gesicht gerichtet, und sie blinzelte nicht einmal.
    Malden breitete die Hände aus und zeigte, dass sie leer waren. Er trat einen Schritt auf die Kleine zu, und als sie nicht die Flucht ergriff, einen zweiten. Er griff nach ihr – und plötzlich wimmelte es auf der Straße von zerlumpten Kindern. Sie schienen aus dem Nebel zu kommen, als wären sie aus Kälte und Feuchtigkeit plötzlich wie Pilze hervorgesprossen. Es waren Jungen und Mädchen verschiedenen Alters, aber sie waren alle ähnlich gekleidet, trugen zerrissene Hemden und Kleidchen, die zu groß für ihre dürren Gestalten waren. Und alle waren mit behelfsmäßigen Waffen ausgestattet. Einer Zimmermannsäge. Einer Schumacherahle. Einer Latte, gespickt mit Nägeln. Einer Kette. Ein Junge, etwas älter als die Übrigen, hielt das Beil eines Waldarbeiters gegen den Oberschenkel gepresst, als wisse er, wie man damit umging.
    Eine Bande aus Waisenkindern, dachte Malden. Eine Bande aus Straßenkindern, die sich in ihrer Armut zusammengerottet hatten, um jeden zu überfallen, der dumm genug war, sich nachts in diese Gegend zu wagen. Ein zerlumptes kleines Heer; es waren Dutzende. Malden war überzeugt davon, selbst den ältesten Jungen in einem fairen Kampf besiegen zu können, aber ihren Mienen war abzulesen, dass ihnen Vorstellungen wie Fairness oder Gerechtigkeit völlig fremd waren. Für sie waren derlei Begriffe so unwirklich und sagenhaft wie die Kontinente, die Gelehrten zufolge hinter dem Horizont lagen. Sie würden sich alle auf ihn stürzen und so lange auf ihn eintreten und einschlagen, bis er tot wäre, und sie würden keine Gnade kennen.
    Sie warteten darauf, dass er den ersten Zug tat. Zu fliehen oder zu kämpfen versuchte. Nicht, weil sie sich nicht anzugreifen trauten, sondern weil er einen Fehler begehen, die Chancen falsch einschätzen sollte. Jede Schwäche würden sie ausnutzen und kurzen Prozess mit ihm machen.
    Malden befeuchtete sich die Lippen und wandte sich auf der Suche nach einem Unterschlupf langsam um. Aber offensichlich gab es kein Enkommen. Es sei denn … es sei denn, die stumme Zusammenrottung, die bohrenden Blicke hatten noch eine andere Bedeutung.
    »Ihr wartet auf ein Passwort oder Zeichen«, sagte er, »aber ich habe nur dies hier.« Er fasste in seinen Umhang. Sie bewegten sich auf ihn zu, zogen den Kreis enger, aber er griff nicht nach der Waffe. Stattdessen schlüpften seine flinken Finger in seinen Geldbeutel und zogen den Pergamentfetzen hervor, der ihn zu dieser gotlosen Stunde an diesen widerwärtigen Ort gelockt hatte. Er entfaltete ihn vorsichtig – das alte Papier brach in der Mitte auseinander, aber er hielt die Stücke zusammen – und zeigte die Botschaft, die er erhalten hatte.
     
    Dieses Haus GEHÖRT ZU UNS
    Und sein Besitzer steht unter meinem Schutz.
    Komm ALLEIN zur nächsten Geisterstunde
    In den Aschehaufen an der
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