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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Autoren: David Chandler
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Kordon errichtet, um die Gläubigen daran zu hindern, hineinzuströmen und die Ikonen zu sehen, bevor der offizielle Zeitpunkt gekommen war. Immer wieder drängten sie die Menge mit Kampfstäben und Seilabsperrungen zurück. Junge Gläubige versuchten an den vielen Ornamenten der Dommauer hinaufzuklettern, aber man holte sie mit langen Stäben wieder herunter.
    Einer der Kletterer jedoch hatte den großartigen Einfall gehabt, an der Hinterseite des Göttinnenhauses hinaufzusteigen, wo die Wächter nicht aufpassten. Natürlich gehörte er nicht zu den Gläubigen, die der religiöse Eifer antrieb. Er wollte sich nicht vor dem Altar der Göttin zu Boden werfen oder gar einbrechen und die Kuchen und Süßigkeiten aus dem riesigen goldenen Füllhorn stehlen.
    Malden klammerte sich an einen Wasserspeier und stemmte sich zu einem Fenster hoch oben in der Domwand hinauf. Das Fenster stand einen Spalbreit offen, um Luft hereinzulassen – so kurz vor der Sommermitte war es bereits zwei Stunden nach Sonnenaufgang recht heiß –, also schob er sich durch die Lücke und verbarg sich zwischen den heiligen Statuen, die die Kuppeldecke säumten.
    Höchste Anspannung hatte seine Sinne so geschärft, dass er – auch dank der Akustik des Gebäudes – alles hörte und sah, was unten im Mittelschiff vor sich ging. Vom Altar bis zum Portal hatte man einen roten Samtteppich ausgerollt. Anselm Vry stand dort unten, einen Amtsumhang über den Schultern. Mehrfach bestickt mit dem Augenmotiv eines Wächterumhangs, war er mit silbernem Brokat eingefasst. Er sah sehr schwer aus. Auch der Burggraf war anwesend, in vollem Prunk, allerdings war sein Kopf unbedeckt. Umgeben wurden die beiden Männer von einer Priesterschar in grünen Gewändern, die beteten und rings um den Burggrafen Weihrauch versprühten, während junge Laienbrüder Hunderte von Kerzen und Dutzende von Räuchergefäßen entzündeten, bis die Ikonen wie die Sonne leuchteten.
    »Ich sagte, lasst uns allein!«, brüllte Vry.
    »Mein Lord Vogt«, beharrte einer der Priester, »dies ist heiliger Boden, und Eure Machbefugnis ist hier …«
    Vry pochte auf seine Macht, indem er einen langen Dolch zog und die Spitze auf das Gesicht des Priesters richtete. »Der Burggraf fühlt sich nicht wohl. Ich muss ihm seine Arznei geben, bevor die Prozession beginnt, und ich lasse nicht zu, dass mich dabei alle beobachten.«
    Das Gesicht des Priesters hatte sämliche Farbe verloren, als der Dolch gezogen worden war. Er nickte und gab seinen Glaubensbrüdern und den Laienbrüdern ein Zeichen. Eilig strömten sie aus dem Mittelschiff hinaus ins Freie.
    Als Vry und der Burggraf allein waren, steckte der Vogt das Messer weg und betrachtete seinen Herrn voller Verachtung. Ommen Tarness schluchzte leise vor sich hin, ein schrecklicher Laut, den die Kuppeldecke noch verstärkte. Oben auf seinem Platz beobachtete Malden das Geschehen mit mileidloser Neugier.
    »Ich will sie nicht hören«, jammerte Ommen mit erstickter Stimme. »Und das werde ich auch nicht! Ich bin frei. Endlich frei. Anselm, ich fühle mich heute viel schlauer. Ich fühle mich … als sei ich nach einem langen Schlaf aufgewacht, und ich bin immer noch benebelt, aber ich fühle mich …«
    Vry versetzte dem Burggrafen eine schallende Ohrfeige. Dann zog er die Krone unter seinem silbernen Augenumhang hervor. »Wir haben das besprochen. Du setzt die Krone auf. Du gehst hinaus und hältst deine Rede. Ein Bogenschütze steht bereit und schießt dich nieder, wenn du bloß plapperst. Wenn du die Worte gesagt hast, die ich dir vorgegeben habe, komme ich dazu und verkünde, dass du krank warst und nicht länger gesund genug bist, um als Burggraf zu dienen. Dann bringe ich dich fort, und du musst die Krone nie wieder tragen.«
    »Versprichst … du mir das?«, fragte der Burggraf. Er klang wie ein einfältiges Kind, dem man eine Süßigkeit verspricht, wenn es während einer Hofzeremonie brav bleibt. »Nie wieder?«
    »Nur noch dieses letzte Mal. Davon abgesehen ist das sowieso nicht die Krone, vor der du Angst hast. Die hier redet nicht.« Er setzte sie Ommen auf den Kopf, und der Burggraf biss sich auf die Unterlippe und schluchzte, wehrte sich aber nicht gegen den Vogt.
    Ommen kniff die Augen zusammen, als die Krone seine Haut berührte. Aber nach einem Moment riss er überrascht die Augen auf. »Du hast recht! Sie hat ihre Macht verloren. Ich bin immer noch … immer noch ich selbst!«
    Vry lächelte ohne jeden Humor. Aber sein
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