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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Autoren: David Chandler
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Papier herstellen ließ. Die Hälfte der Wachsziehergilde sammelte zerbrochenes Glas ein, und Holzarbeiter nahmen Flechtwerk und Balken mit, die bei dem Zusammenbruch nicht zu Sägemehl zermahlen worden waren. Kurz vor Einbruch der Dämmerung kamen die Müllsammler aus dem Stinkviertel und schafften alles das weg, was für niemanden sonst verwerbar war.
    Die Vorstellung, dass noch irgendetwas Wertvolles übrig geblieben sein könnte, war abwegig, und doch kam ein letzter Plünderer. In der Morgendämmerung erhob sich Gurrh, der die ganze Zeit vor dem Tor im Gras gesessen hatte, und betrat die Ruine. Er durchsuchte die Trümmer, bis er eine noch immer versiegelte und kaum verbeulte Bleikiste gefunden hatte. Er klemmte sie sich unter den Arm und ging nach Westen, in Richtung der Sumpfmauer und seines Zuhauses. Alles Teil des Plans.
    In der Morgendämmerung begrüßten Croy und Cyhera, die nun wieder allein waren, gemeinsam den Sonnenaufgang. »Heute ist Göttinnenfest«, sagte Croy, und Cyhera küsste ihn auf die Wange. »Wir haben gesiegt«, sagte der Ritter, weil er es noch immer nicht richtig glauben konnte. »Wir haben gewonnen.«
    Zur gleichen Zeit knurrte im Göttinnengarten ein Wolf und schnappte in die Luft. Hinter ihm versammelten sich ein Dutzend weitere und warteten auf den Angriff. Malden streckte der Bestie die Hand entgegen und versuchte sie zu beruhigen. Er wünschte sich, sie hätte nicht so hungrig ausgesehen. Er wünschte sich, er hätte Acidtongue als Beute behalten, damit er nicht auf seine lächerliche Ahle zurückgreifen musste. Er wünschte sich, ihn hätten nicht so viele Leute tot sehen wollen. Er wünschte sich, er wäre ein besserer Kämpfer gewesen. Er wünschte sich, nach Hause gehen und sich ausschlafen zu können.
    Stattdessen hatte es den Anschein, als würde seine kurze Karriere als Dieb damit enden, von einem Wolfsrudel verschlungen zu werden. Und das alles für nichts.
    Der Wolf machte einen Schritt nach vorn, seine Pfote schabte über den Boden, als hätte er vor etwas Angst und würde den Sprung nicht wagen. Da krächzten hundert Vögel hinter Malden, und er erschrak so sehr, dass er beinahe aus der Haut fuhr.
    Dann trat eine alte Frau in einem dunklen Gewand um ihn herum. Sie hielt eine Hand nach unten, damit der Wolf daran riechen konnte. Das Tier leckte ihre Finger, dann legte es sich ins Gras und bettete den Kopf auf die Pfoten.
    »Ich glaube, ich kenne dich«, sagte Malden zu seiner Retterin. »Ich habe dich schon einmal gesehen.«
    »Ja«, erwiderte die Frau.
    »Natürlich war deine Haut da noch etwas … borkiger.« Er steckte die Ahle weg. »Du bist also frei. Es hat funktioniert.«
    »Ja.«
    »Dann … ist es vorbei«, sagte Malden, weil er sich von ganzem Herzen wünschte, dass es so wäre.
    »Nein.«
    »Nein«, wiederholte er. »Nein, das glaube ich auch. Etwas fehlt noch.«

Kapitel 97
    Auf dem Marktplatz drängten sich die Menschen, Leute jeglicher Stellung und Profession standen dicht beisammen auf dem Kopfsteinpflasterplatz und jubelten und beteten. Von jeder erhöhten Stelle baumelten Banner herab, und an jedem Hut und jedem Wams steckten Füllhörner aus Gold, Messing oder Zinn. Seit Sonnenaufgang hatten sich die Priester der Göttin den Gläubigen gewidmet, lange liturgische Lieder vorgesungen und den Segen der Göttin für Menschen, Stadt und König erfleht. Sie mussten sich ihren Weg durch Straßen bahnen, die so mit Menschen vollgestopft waren, dass keiner mehr genug Platz hatte. Die Bürger von Ness und sämliche Pilger, die für diesen heiligsten aller Tage gekommen waren, zogen alle durch die Stadt, so gut das ging, besuchten einander oder spazierten einfach umher, genossen das schöne Wetter und sprachen dabei ihre Gebete und Danksagungen. Sie priesen die Göttin in einem Aufruhr aus Lärm und Farben.
    Es war die Art von Menge, die Berge hätte versetzen können. Es war die Art von Menge, die man mit der kleinsten Provokation zum Aufruhr aufstacheln konnte. Die in ihrer Aufregung die ganze Stadt niederreißen würde. Etwas Zorn, eine kleine, schockierende Überraschung, und die Freie Stadt Ness konnte zerplatzen wie ein brüchiger Damm.
    Die dichteste und andächtigste Menge hielt sich unmittelbar vor dem Göttinnendom auf, der turmbewehrten und mit Kuppeldächern versehenen Kirche, wo die große Prozession an diesem Tag ihren Anfang nehmen sollte. Das gewaltige Holzportal war noch verschlossen, aber Angehörige der Stadtwache hatten einen doppelten
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