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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung
Autoren: D Koontz
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Beton.
    Mit der Anordnung war ich vom Kaufhaus am Nordende des Einkaufszentrums her vertraut. Die Treppe führte hinunter in einen Flur, wo ich an Personalaufzügen vorbeikam und schließlich eine große, zweiflügelige Schwingtür mit der Aufschrift WARENANNAHME erreichte.
    Der Raum ließ erkennen, dass das Geschäft florierte, obgleich er nicht ganz so groß war wie sein Gegenstück am Nordende. Waren auf Ständern und Karren warteten darauf, hergerichtet, ausgezeichnet und zu den Lagerräumen und Verkaufsflächen gebracht zu werden.

    Es waren zahlreiche Angestellte zu sehen, aber die Arbeit schien zum Stillstand gekommen zu sein. Die meisten hatten sich um eine schluchzende Frau versammelt, andere gingen durch den Raum hindurch auf sie zu. Hier unten, wo man sicherlich keine Schüsse gehört hatte, war die Nachricht vom Grauen auf der Promenade nun eingetroffen.
    An der Laderampe stand nur ein einziger Lastwagen. Es war kein Sattelschlepper, sondern ein etwa fünfeinhalb Meter langer Lieferwagen. Weder auf den Seiten des Laderaums noch auf den Türen des Führerhauses war ein Firmenname angebracht. Ich ging darauf zu.
    Ein stämmiger Kerl mit kahl geschorenem Kopf und dickem Schnauzbart hielt mich auf, als ich das Fahrzeug erreicht hatte. »Gehören Sie zu dem Laster da?«, fragte er.
    Ohne zu antworten, zog ich die Fahrertür auf und kletterte in die Kabine. Der Zündschlüssel steckte nicht im Schloss.
    »Wo ist der Fahrer?«, wollte der Mann wissen.
    Als ich das Handschuhfach aufklappte, fand ich es leer vor. Nicht einmal der Fahrzeugschein oder die Versicherungsbestätigung, die nach den kalifornischen Vorschriften erforderlich ist.
    »Ich bin der Schichtführer hier«, sagte der stämmige Bursche. »Sind Sie taub oder bloß schlecht aufgelegt?«
    Auf den Sitzen: nichts. Kein Abfallbehälter auf dem Boden. Kein weggeworfenes Bonbonpapier. Am Spiegel hing kein Duftbäumchen oder irgendwelcher dekorativer Schnickschnack.
    Hier sah es nicht wie in einem Lastwagen aus, den jemand fuhr, um sich damit den Lebensunterhalt zu verdienen, oder in dem jemand einen beträchtlichen Teil seines Tages verbrachte.
    Als ich wieder ausstieg, ließ der Schichtführer nicht locker: »Wo ist der Fahrer? Er hat mir keine Frachtgutliste gegeben, und der Laderaum ist verschlossen.«

    Ich ging zum Heck des Lastwagens, das mit einer Rolltür ausgestattet war. Ein Schloss an der Unterkante verankerte die Tür am Rahmen.
    »Es kommen heute noch andere Lieferungen rein«, fuhr der Mann fort. »Das Ding kann hier nicht ewig stehen bleiben.«
    »Haben Sie eine Bohrmaschine?«, fragte ich ihn.
    »Wozu?«
    »Um das Schloss aufzubohren.«
    »Sie sind nicht der Typ, der das Ding hier reingefahren hat. Sind Sie denn der Beifahrer?«
    »Polizei«, schwindelte ich. »Außer Dienst.«
    Der Mann schaute mich zweifelnd an.
    Ich zeigte auf die schluchzende Frau, um die sich inzwischen fast alle Leute im Raum versammelt hatten. »Haben Sie mitbekommen, was die erzählt hat?«, fragte ich.
    »Ich wollte gerade rübergehen, als ich Sie gesehen hab.«
    »Zwei Irre haben mit Maschinengewehren auf der Promenade herumgeballert.«
    Das Gesicht des Mannes verlor so abrupt seine Farbe, dass selbst der blonde Schnurrbart heller zu werden schien.
    »Sie haben doch gehört, dass man gestern Nacht auf Chief Porter geschossen hat, oder?«, sagte ich. »Das war die Vorbereitung für das, was jetzt hier passiert ist.«
    Mit spürbar wachsender Furcht betrachtete ich die Decke des riesigen Raums. Seine wuchtigen Pfeiler trugen die drei Stockwerke des Kaufhauses darüber.
    Da oben versteckten sich eingeschüchterte Menschen vor den Amokschützen. Hunderte und aberhunderte von Menschen.
    »Vielleicht«, sagte ich, »sind diese Irren hier mit was noch Schlimmerem hergekommen als mit Maschinengewehren.«
    »Ach, du Scheiße! Ich hole sofort einen Bohrer.« Der Schichtführer rannte los.

    Nachdem ich einen Moment lang beide Handflächen an die Rolltür des Laderaums gelegt hatte, lehnte ich die Stirn dagegen.
    Ich weiß nicht, was ich erspüren wollte. Eigentlich spürte ich überhaupt nichts Ungewöhnliches. Allerdings zerrte mein paranormaler Magnetismus immer noch an mir. Was ich suchte, war nicht der Lastwagen, sondern das, was sich darin befand.
    Der Schichtführer kehrte mit einer Bohrmaschine zurück und warf mir eine Schutzbrille zu. In den Betonboden waren in passenden Abständen Steckdosen eingelassen. Er steckte den Bohrer in die nächste ein, sodass die
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