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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung
Autoren: D Koontz
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von meinem Gesicht entfernt auf dem Boden. Klick: eine Minute.

    Meine Schmerzen ließen bereits nach; dafür war mir kalt. Erstaunlich kalt. Die Tiefgarage und die Warenannahme besaßen keine Klimaanlage, und doch war mir eindeutig eisig kalt.
    Menschen knieten neben mir, sprachen mich an. Sie schienen eine ganze Reihe unterschiedlichster Fremdsprachen zu sprechen, jedenfalls verstand ich kein Wort von dem, was sie sagten.
    Merkwürdig – mitten in der Mojavewüste so zu frösteln.
    Wie der Küchentimer auf null sprang, hörte ich schon nicht mehr.

63
    Stormy Llewellyn und ich waren vom Ausbildungslager in das zweite von unseren drei Leben gelangt. In dieser Welt erlebten wir gemeinsam große Abenteuer.
    Die meisten waren herrlich romantische Reisen an verschwommene exotische Orte, wo allerhand amüsante Begegnungen stattfanden: zum Beispiel mit Indiana Jones, der nicht zugeben wollte, dass er eigentlich Harrison Ford hieß, mit Luke Skywalker und sogar mit meiner Tante Cymry, die eine große Ähnlichkeit mit Jabba dem Hutt aufwies, aber unheimlich nett war. Und natürlich mit Elvis.
    Andere Erlebnisse waren merkwürdiger, dunkler, voll Donner und dem Geruch von Blut und dahinschleichenden Bodach-Rudeln, bei denen gelegentlich meine Mutter auf allen vieren mitlief.
    Von Zeit zu Zeit merkte ich, dass Gott und seine Engel vom Himmel dieser neuen Welt auf mich herabschauten. Sie hatten große, imposante Gesichter, die eine hübsche, kühle Grünfärbung aufwiesen. Gelegentlich waren sie auch weiß. Bis auf die Augen hatten sie keinerlei Gesichtszüge. Da ihnen Mund und Nase fehlten, hätten sie mir eigentlich Angst machen müssen, aber sie strahlten Liebe und Fürsorglichkeit aus, und ich versuchte immer, ihnen zuzulächeln, bevor sie sich wieder in den Wolken auflösten.
    Mit der Zeit gewann ich genug geistige Klarheit wieder, um zu erkennen, dass ich operiert worden war und nun im Krankenhaus lag, in einem Abteil der Intensivstation.

    Ich hatte das Ausbildungslager doch noch nicht überstanden.
    Gott und die Engel waren Ärzte und Krankenschwestern mit Operationsmasken gewesen. Cymry, wo immer sie auch sein mochte, hatte wahrscheinlich nicht die geringste Ähnlichkeit mit Jabba dem Hutt.
    Eine Schwester betrat das Abteil, in dem ich lag, weil sich offenbar die telemetrischen Daten meines Herzmonitors geändert hatten. »Na, da ist ja jemand aufgewacht!«, sagte sie. »Wissen Sie Ihren Namen?«
    Ich nickte.
    »Können Sie mir sagen, wie Sie heißen?«
    Ich hatte gar nicht gemerkt, wie schwach ich war, bis ich versuchte, ihr zu antworten. Meine Stimme klang dünn und brüchig. »Odd Thomas.«
    Während sie die Decke glatt strich, mir erklärte, ich sei ein echter Held, und mir versicherte, ich würde wieder gesund werden, sagte ich mit rauem Flüstern: »Stormy.«
    Ich hatte Angst davor gehabt, ihren Namen auszusprechen. Angst vor der schrecklichen Nachricht, die ich damit womöglich heraufbeschwor. Aber ich mag diesen Namen so gern, dass er sich auf der Zunge sofort gut anfühlte, als ich den Mut hatte, ihn auszusprechen.
    Offenbar meinte die Schwester, ich würde über einen rauen Hals klagen, jedenfalls schlug sie vor, ich solle ein paar Eissplitter im Mund schmelzen lassen. Daraufhin schüttelte ich so entschieden wie möglich den Kopf und sagte: »Stormy. Ich will Stormy Llewellyn sehen.«
    Mein Herz jagte. Ich konnte das leise, rasche Piep-piep-piep des Kreislaufmonitors hören.
    Die Schwester holte einen Arzt, der mich sofort gründlich untersuchte. Er schien in meiner Gegenwart regelrecht ehrfürchtig zu sein, eine Reaktion, an die kein Grillkoch der Welt
gewöhnt ist und bei der sich auch keiner sonderlich wohl fühlt.
    Der Arzt verwendete viel zu oft das Wort »Held«, und mit meiner pfeifenden Stimme bat ich ihn, das bleiben zu lassen.
    Ich fühlte mich entsetzlich müde, aber ich wollte nicht wieder einschlafen, bevor ich Stormy gesehen hatte. Deshalb bat ich die beiden, sie zu mir zu bringen.
    Dass sie auf meine Bitte nicht sofort reagierten, jagte mir abermals Angst ein. Als mein Herz heftig zu hämmern begann, pulsierten auch meine Wunden, trotz der Schmerzmittel, die ich wahrscheinlich erhalten hatte.
    Die beiden machten sich Sorgen, dass selbst ein fünfminütiger Besuch mich zu sehr strapazieren würde, aber weil ich nicht lockerließ, ließen sie Stormy in die Intensivstation kommen.
    Als ich sie sah, weinte ich.
    Auch sie weinte. Diese schwarzen ägyptischen Augen.
    Ich war zu schwach, um den Arm
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