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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung
Autoren: D Koontz
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Dschungel umgeben. Ich sah die Bank, auf der Stormy und ich gesessen hatten, um Kokos-Kirsch-Eis mit Schokosplittern zu essen.
    Ein Mann in einem schwarzen Overall, mit einer schwarzen Sturmhaube. Massig genug, um Simon Varner zu sein. Er hielt ein Sturmgewehr in Händen, das er offensichtlich gesetzwidrig auf vollautomatisches Feuer umgerüstet hatte.
    Einige Leute versteckten sich zwischen den Palmen oder kauerten im Karpfenteich; die meisten waren jedoch von der offenen Promenade in die Läden geflohen, um dort verzweifelt in Deckung zu gehen. Vielleicht hofften sie, durch die Hintertüren zu entkommen. Durch die Schaufenster eines Juweliers, eines Geschenkartikelladens, einer Kunstgalerie, eines Küchengeschäfts sah ich, wie sie sich zusammendrängten, immer noch viel zu sehr im Blickfeld.
    In dieser mit blutigen Bildern übersättigten Zeit, die so gewalttätig ist wie Videospiele, hat sich eine grausame Maschinensprache entwickelt, die zunehmend zu Allgemeingut wird. In dieser Sprache hätte man die Lage wohl als »Einsatzgebiet mit mehreren Angriffszielen« bezeichnet.
    Varner, der mir den Rücken zuwandte, belegte die Front der Geschäfte mit Dauerfeuer. Die Schaufenster der Eisdiele zerbarsten und ergossen sich als glitzernde Flut nach innen.
    Es ist uns bestimmt, für immer zusammen zu sein. Wir
haben eine Karte, die das bestätigt. Wir haben dasselbe Muttermal.
    Noch zwanzig Meter bis zu dem wahnsinnigen Killer, dann noch fünfzehn Meter. Während ich ihm immer näher kam, merkte ich, dass ich die Pistole umklammerte. Ich erinnerte mich nicht, sie aus dem Hosenbund gezogen zu haben.
    Meine Pistolenhand zitterte, weshalb ich sie mit der anderen Hand unterstützte.
    Ich hatte noch nie eine Feuerwaffe benutzt. Pistolen waren mir zuwider.
    Du kannst genauso gut selbst abdrücken, du mieser kleiner Scheißer.
    Ich versuch es, Mutter. Ich versuch’s ja.
    Varner hatte das Magazin des Sturmgewehrs offenbar geleert. Vielleicht war es bereits das zweite Magazin. Wie Eckles hatte er ausreichend Ersatz am Gürtel hängen.
    Aus gut zwölf Metern Entfernung feuerte ich einen Schuss ab. Daneben.
    Gewarnt durch den Knall, drehte Varner sich zu mir um und zog gleichzeitig das leere Magazin heraus.
    Ich drückte noch einmal ab; wieder daneben. In Filmen verfehlen sie aus dieser Entfernung nie ihr Ziel – falls sie nicht auf den Helden schießen, dann schießen sie nämlich auch aus zwei Metern daneben. Simon Varner war kein Held, aber ich hatte einfach keine Ahnung von dem, was ich da tat.
    Er schon. Er nahm ein frisches Magazin vom Gürtel. Er war geübt, flink und ruhig.
    Mit der Pistole, die ich Eckles abgenommen hatte, hatte dieser sechs Mal auf die Wachleute geschossen. Ich hatte zwei Schüsse verbraucht. Nur noch zwei übrig.
    Aus etwa neun Metern Entfernung drückte ich zum dritten Mal ab.

    Die Kugel erwischte Varner in der linken Schulter, ohne ihn umzuwerfen. Er wankte, er fing sich, er steckte das frische Magazin in sein Gewehr.
    Zappelnd und zuckend vor Erregung, schwärmten Unmengen von Bodachs um mich und Varner herum. Für mich waren sie sichtbar, für ihn unsichtbar; sie behinderten meinen Blick auf ihn, aber nicht seinen Blick auf mich.
    Früher am Tag hatte ich mich gefragt, ob ich womöglich verrückt war. Das war nun geklärt. Ich war total meschugge.
    Während ich direkt auf Varner zurannte, durch Bodachs hindurch, die so undurchsichtig waren wie schwarze Seide und doch so substanzlos wie Schatten, hielt ich mit steifen Armen die Pistole im Anschlag. Ich war entschlossen, meinen letzten Schuss nicht zu vergeuden. Ich sah, wie der Lauf des Sturmgewehrs sich hob, und ich wusste, dass Varner mich niedermähen würde, aber ich wartete einen weiteren Schritt und dann noch einen, bevor ich aus kürzester Entfernung abdrückte.
    Die groteske Verformung, der Varners Gesicht sicherlich ausgesetzt war, blieb hinter der Sturmhaube verborgen; die austretende Flüssigkeit hingegen konnte die Maske nicht gänzlich aufsaugen. Varner knallte so heftig zu Boden, als wäre der Fürst der Finsternis höchstselbst aus dem Himmel in die Hölle geschleudert worden. Die Waffe fiel ihm klappernd aus der Hand.
    Mit dem Fuß stieß ich das Sturmgewehr ein Stück weit von ihm weg, sodass es außerhalb seiner Reichweite war. Als ich mich bückte, um ihn genauer zu betrachten, gab es keinen Zweifel: Er war erledigt. FDF war TKO gegangen.
    Trotzdem trat ich nun zu der Waffe, um sie noch weiter von ihm wegzuschieben. Das
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