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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen
Autoren: Alexandra Marinina
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vorgeschrieben. Na los, was stehst du noch rum und verlierst unnütz Zeit? Ausziehen und ab unter die Dusche!«
    »Ein Glück, dass das keiner hört«, murmelte Korotkow müde, während er sich das Hemd aufknöpfte. »Man könnte denken, du wolltest mich ins Bett zerren.«
    »Genau das will ich ja auch«, sagte Nastja lachend.
    * * *
    Korotkow schlief tatsächlich sofort ein. Nastja wusste sehr gut, dass man nach einer enormen Anstrengung ein starkes Schlafbedürfnis verspürte, jedoch, sobald man die Augen schloss, nicht einschlafen konnte. Das Gehirn arbeitete weiter, das Herz pochte wie nach einem Hundertmeterlauf, und wenn man nur wenig Zeit zum Schlafen hatte, brauchte man gut die Hälfte davon, um erst einmal zur Ruhe zu kommen. Darum war bei einer kurzen Ruhepause die richtige Vorbereitung so wichtig. Vor allem durfte man nicht angezogen schlafen, zusammengerollt auf aneinander gerückten Stühlen und mit einer Jacke zugedeckt, sondern musste sich ausziehen und in ein sauberes Bett legen, damit die Muskeln sich entspannen konnten. Davon verstand Nastja etwas, zumal sie selbst unter erheblichen Schlafproblemen litt.
    Sie saß in der Küche, zeichnete Kringel, Kreise und Pfeile auf ein Blatt Papier und dachte über das nach, was ihr Korotkow beim Essen erzählt hatte. Heute früh um sieben hatte Alina Wasnis, eine junge, aber bereits ziemlich bekannte Schauspielerin, zum Drehen am Set sein sollen. Als sie um halb acht noch nicht erschienen war, wurde der Drehstab unruhig. Auf Anrufe reagierte die Wasnis nicht. Um acht beschloss der Regisseur Andrej Smulow, Alinas Liebhaber, zu ihr zu fahren. Er besaß einen Wohnungsschlüssel, da sie bereits seit vier Jahren ein Paar waren, was jeder bei Sirius wusste. Smulow erklärte, sein Auto sei kaputt, und bat jemanden, ihn hinzufahren. Also begleitete ihn der Kameramann Nikolai Kotin. Als Alina auf ihr hartnäckiges Klingeln nicht reagierte, betraten sie die Wohnung und fanden Alina tot vor, ermordet. Der mit dem Einsatzteam vor Ort eingetroffene Arzt stellte fest, dass der Tod vor etwa sieben bis neun Stunden eingetreten war, also zwischen null und zwei Uhr nachts.
    Der Verdacht fiel, wie stets in solchen Fällen, sofort auf den Liebhaber der Toten, den Regisseur Andrej Smulow. Doch Gespräche mit Leuten aus dem Drehstab ergaben, dass Alinas Tod für Smulow den größten Verlust bedeutete. Michail Masurkewitsch, Präsident der Firma Sirius, erklärte Korotkow:
    »Andrejs künstlerische Laufbahn lief keineswegs glatt. Er hat Krimis gedreht, Thriller. Sein erster Film machte sofort Furore, eine viel versprechende Arbeit, und eines Morgens wachte Smulow auf und war berühmt. Dann kam der zweite Film, der war etwas schwächer, dann der dritte, noch schwächer. Keiner konnte begreifen, was los war. Dass Andrej unglaublich begabt ist, war ganz offensichtlich, aber jeder seiner Filme ähnelte irgendwie, mitunter sogar sehr deutlich, dem vorhergehenden. Und dann begegnete er Alina, sie studierte damals noch am Filminstitut und machte gerade einen Film in unserem Musikstudio.
    Smulow hat sehr auf Alina gesetzt; erstens ist sie wirklich eine gute Schauspielerin, und außerdem verliebte er sich irrsinnig in sie. Und sie sich in ihn. Er hat sehr viel mit ihr gearbeitet, drei Filme mit ihr gedreht, er war so etwas wie ihr Mentor. Alina war ein deutliches Plus für Smulows Filme, aber trotzdem wurden sie immer schwächer. Doch Andrej gab nicht auf, und schließlich hat er letztes Jahr eine wirklich glänzende Arbeit abgeliefert. Verstehen Sie? Er hat es geschafft, über sich hinauszuwachsen, hat künstlerisch eine neue Stufe erreicht und erneut Furore gemacht. Und Alina . . . Ich weiß nicht, was zwischen den beiden ablief, eine Sternstunde der Liebe oder wie das heißt, jedenfalls hat Alina mit ihrem Spiel alle ungeheuer beeindruckt. Der Film bekam mehrere renommierte Preise, Alina Wasnis und Andrej Smulow galten als Traumpaar. Ehrlich gesagt, wir hatten alle schon Angst, sie würden nach diesem Erfolg heiraten, Alina war ja ledig und Smulow seit langem geschieden. Warum Angst? Na ja, Alina ist attraktiv, ein Sexsymbol, und der männliche Zuschauer möchte gern glauben, dass sie ihm gehören könnte. Aber soviel ich weiß, war von Heirat vorerst nicht die Rede.
    Nach diesem Erfolg ging Smulow unverzüglich an den nächsten Film, ebenfalls mit Alina in der Hauptrolle. Ich sage Ihnen, das war . . . Jedenfalls, der Film wurde sogar noch besser als der davor. Als hätte Andrej plötzlich
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