Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
Protokoll aufgesetzt, die Geschichte publik gemacht, Kosyrjew und Masurkewitsch rauften sich die Haare, und Xenija grinste nur frech, ohne etwas abzustreiten oder Besserung zu geloben. Es schien ihr völlig gleichgültig zu sein, ob ihr Mann Geld hatte oder nicht. Doch Masurkewitsch wusste genau, dass dem nicht so war. Sie war an Luxus und Wohlstand gewöhnt. Und noch mehr daran, sich jeden Wunsch umgehend zu erfüllen. Wenn sie etwas wollte, dann war ihr egal, was es kostete. Xenija wusste, dass Masurkewitsch von seinem Schwiegervater abhängig war und darum alle ihre Launen ertragen würde.
    Sie riss die Brillantohrringe vom Teetisch und schleuderte sie mit voller Wucht zu Boden, ihrem Mann vor die Füße.
    »Steck sie dir sonst wo hin, du impotente Flasche«, zischte sie. »Damit machst du mir keine Angst. Ich weiß schon, wie ich zu meinen Brillanten komme.«
    Sie knallte die Tür zu und verschwand im Bad. Masurkewitsch blieb eine Weile reglos sitzen, dann goss er sich ein Glas Kognak ein und leerte es in einem Zug. Seine Hände wurden warm, das Zittern legte sich allmählich. Er ging zur Badezimmertür, hinter der er die Dusche rauschen hörte.
    »Hat dich jemand gesehen?«, fragte er laut.
    Xenija antwortete nicht. Vielleicht hatte sie ihn nicht gehört?
    »Hat dich jemand gesehen?«, wiederholte er noch lauter.
    »Das wirst du morgen schon erfahren«, erwiderte seine Frau spöttisch.
    Natürlich. Wenn Xenija wieder gesehen worden war, dann würde das Gerede ihn morgen früh erreichen. Alle wussten von den finanziellen Schwierigkeiten des Konzernpräsidenten und von der Bedingung, deren Einhaltung für die Lösung dieser Probleme unerlässlich war.
    »Miststück«, flüsterte er voll ohnmächtiger Wut. »Was bist du doch für ein Miststück!«
    Kamenskaja
    Den Samstagmorgen verbrachte Nastja Kamenskaja mit ihrer Lieblingsbeschäftigung. Sie faulenzte. Schon am Abend zuvor hatte sie auf die Frage ihres Mannes »Was machst du morgen?« ehrlich geantwortet: »Faulenzen.«
    Nun lag sie also im Bett, schlürfte einen starken, heißen Kaffee, hörte Musik und überließ sich ihren trägen Gedanken. Diese allerdings, das sei zu ihren Gunsten erwähnt, galten ihrer Arbeit. Erstens dachte sie über das Verschwinden von Beweisstücken in einem Mordfall nach. Der Mord an einem fünfzehnjährigen Jungen beschäftigte ihre Abteilung schon seit vier Monaten. Zweitens über einen Fall, der vor zwei Tagen in ihrer Abteilung gelandet war: die Ermordung von fünf Personen, der ganzen Familie eines bekannten Moskauer Porträtmalers. Drittens dachte Anastasija Kamenskaja gereizt daran, dass sie ihre neue Uniform abholen musste, und dafür brauchte sie ihren Bezugsschein. Wo sie den gelassen hatte, wusste sie nicht mehr, also musste sie wohl eine Verlustmeldung schreiben.
    Dieses Wochenende würde sie in angenehmer Einsamkeit verbringen. Ihr Mann Ljoscha arbeitete im Moskauer Vorort Shukowskij, der Weg dorthin war weit, darum übernachtete er, wenn er mehrere Tage hintereinander im Institut sein musste, bei seinen Eltern, deren Wohnung nur zehn Minuten Fußweg vom Institut entfernt lag. Ab Montag fand wieder eine große internationale Konferenz zu einem Thema statt, für das Professor Tschistjakow, Doktor der physikalisch-mathematischen Wissenschaften, als einer der führenden Spezialisten galt, und da musste er natürlich Tag und Nacht vor Ort sein, um seinen Vortrag vorzubereiten und allerlei Organisatorisches zu erledigen.
    Ein weiterer Anlass zum Nachdenken war eine Routinefrage, die Nastja sich schon seit vier Monaten jeden Morgen stellte: War es richtig, dass ich geheiratet habe? An Tagen, da sie das verneinte oder bezweifelte, war sie übellaunig, verfluchte sich selbst und die ganze Welt. Doch solche Tage waren nicht die Regel. Heute, am Samstag, dem sechzehnten September 1995, fiel die Antwort entschieden positiv aus, und das hob sofort ihre Stimmung, machte sie sogar munter.
    Nachdem Nastja bis elf im Bett gefaulenzt hatte, ging sie zum weiteren Faulenzen in die Küche, wo sie sich gemütlich in die Ecke kuschelte, sich, in ihren flauschigen Frotteebademantel gehüllt, überbackenen Käsetoast machte und zwei Tassen Kaffee und ein Glas Orangensaft trank. Nach ihrem Tagesplan wollte sie bis vier faulenzen und anschließend an die analytische Auswertung der Morde und Vergewaltigungen in Moskau gehen. Solche Analysen verfasste sie jeden Monat, immer zum Zwanzigsten.
    Bislang lief alles nach Plan. Als Nastja bis Viertel vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher