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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers
Autoren: Alexandra Marinina
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Gruppe waren. Und beides ist ihm gelungen.«
    »Unsinn«, wiederholte Pawel mit Nachdruck.
    Er saß in seiner gewohnten Haltung da, zurückgelehnt im Stuhl, die Arme über der Brust verschränkt. Nur die Augen hielt er jetzt geöffnet.
    »Unsinn?«, sagte Nastja spöttisch und reichte ihm ein Blatt Papier. »Lesen Sie doch einmal.«
    Pawel streckte die Hand aus und nahm das Blatt. Sechs Namen standen darauf. Malkow. Semjonow. Isotow. Lutschenkow. Mchitarow. Jurzew. Sechs Namen. Es fehlte nur noch Jewgenij Schabanow, der Imageberater des Präsidenten.
    »Hier stehen nur sechs Namen«, fuhr Nastja fort. »Aber es gibt noch einen siebten. Und ich bin fast hundertprozentig sicher, dass dieser siebte Jewgenij Schabanow ist. Ich erwarte nicht, dass Sie mir das bestätigen, aber sehen Sie sich das einmal an.«
    Sie reichte ihm einige Fotos. Pawel warf einen Blick darauf und erstarrte vor Entsetzen. Rita. Garik Asaturjan. Karl. Alle drei tot. Diese Halunke hatte sie ermorden lassen. Nur Michail Larkin hatte er verschont. Den Stärksten und Skrupellosesten in der Gruppe. Für ihn war dieser eine genug. Guter Gott, sollte das alles wirklich wahr sein?
    Er fühlte jetzt nur noch unendliche Müdigkeit und Gleichgültigkeit. Sie wusste alles. Sie spielte nur noch mit ihm wie die Katze mit einer halb toten Maus.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte er mit gequältem Gesichtsausdruck. »Warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Weil ich gern einiges von Ihnen wüsste. Zum Beispiel, wie es Ihnen gelungen ist, Malkows Leute auszutricksen. Sie waren doch schon von dem Moment an hinter Ihnen her, als Sie das Straflager verließen. Sie waren fast drei Wochen in Moskau und haben heimlich, still und leise einen nach dem andern beseitigt. Warum hat keiner von ihnen versucht, Sie umzubringen? Haben Sie sich auf irgendeine Weise von ihnen losgekauft? Ich wüsste gern, warum diese Leute ihre Jagd auf Sie eingestellt haben. Des Weiteren wüsste ich gern, wer Rewenko ist. Warum hat Minajew alles getan, um die Feststellung seiner Identität zu verhindern? Ich vermute, dass Rewenko früher einen anderen Namen hatte, und Minajew wollte nicht, dass dieser Name bekannt wird. Anton Andrejewitsch wäre es lieber gewesen, wenn Rewenkos Leiche für immer und ewig unerkannt geblieben wäre.«
    »Ist das alles?«
    »Nein, Pawel Dmitrijewitsch. Das ist noch nicht alles. Ich möchte wissen, wie und warum Minajew Sie nach Moskau gerufen hat. Wie hat er Sie gefunden? Wo waren Sie in diesem Moment? Aus welchem Grund sollten Sie sofort nach Moskau kommen?«
    »Ich bin nicht dazu gekommen, mit Minajew zu sprechen. Wenn Ihre Leute mich nicht hierher gebracht hätten, wäre ich jetzt bei ihm. Ich war gerade auf dem Weg.«
    »Pawel Dmitrijewitsch, ich habe Ihnen bereits gesagt, dass Minajew vorhatte, Sie umbringen zu lassen. Und er hat es immer noch vor. Er dachte gar nicht daran, Ihnen etwas zu erklären. Er hat Sie nach Moskau gerufen und Larkin beauftragt, einen Killer zu finden, der Sie beim ersten Verlassen Ihrer Wohnung umbringen sollte. Haben Sie das immer noch nicht begriffen? Minajew braucht Sie nicht mehr. Er hat die Mitglieder Ihrer Gruppe gefunden, hat sie eine Weile beobachtet und alle beseitigt, bis auf einen, den Stärksten. Ich kann beweisen, dass Asaturjan und Rewenko in St. Petersburg waren und Mchitarow dazu gebracht haben, sich zu erschießen. Ihr Larkin hat Jurzew ein schnell wirkendes Gift untergeschoben, und Jurzew hat es eingenommen in der Annahme, dass es sich um harmlose Tranquilizer handelte. Auch Rewenko besaß solche Tabletten, wir haben sie bei ihm in der Wohnung gefunden. Ich würde übrigens auch gern erfahren, wo dieses Präparat herkommt, was für eine Entstehungsgeschichte es hat. Larkin hat auch dafür gesorgt, dass Malkow und Lutschenkow nicht mehr am Leben sind. Ich hoffe sehr, dass Sie mir erzählen werden, was mit Semjonow und Isotow passiert ist. Wen hat man auf sie angesetzt? Ihre Freundin Rita?«
    Pawel Sauljak hatte eine Entscheidung getroffen. Er brauchte dieses Leben nicht mehr. Er hatte seine Sache nicht zu Ende gebracht, aber das war das Einzige, was er in diesem Moment bedauerte. Alles andere hatte keine Bedeutung mehr und keinen Sinn. Diese Frau mit den hellen Augen und dem blassen Gesicht, die in diesem engen, ungemütlichen Büro vor ihm saß, diese Frau, die ihn an den Toren der Strafkolonie erwartet hatte, wusste zu viel über ihn. Pawel hatte jetzt nur noch einen Wunsch. Er wollte nach Hause. Man sollte ihn gehen
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