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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe
Autoren: Alexandra Marinina
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romantische Liebe zum Mittelpunkt aller Gedanken und Gefühle, und alles, was diese Liebe bedrohte, wurde zur Katastrophe. In meinem Leben, dachte Katja, wird es, so Gott will, noch viele Begegnungen mit interessanten und klugen Männern geben, aber wie soll Elja Bekanntschaften machen? Sie geht niemals aus, hat keine Kontakte, sie treibt sich nur immer irgendwo im Ausland herum, aber die Reisegruppen bestehen meistens nur aus Frauen, und wenn mal ein Mann darunter ist, dann reist er in der Regel mit Ehefrau und Kindern. Reiche ledige Männer machen keine Pauschalreisen. Auf der Straße kann Elja auch keine Bekanntschaften machen, man hat ihr von Kindheit an eingebleut, daß man das nicht tun darf. Natürlich könnte Elja auf die Verbote ihrer Eltern pfeifen, aber auch ihr ist klar, daß aufgrund der Position, die ihr Vater einnimmt, niemand in der Familie das Recht hat, ein Risiko einzugehen. Im Nu kann man sich einen Dieb oder Mörder ins Haus holen.
    Elja hatte sich endlich beruhigt, und die beiden Mädchen plauderten noch bis fast elf Uhr. Auf dem Heimweg zog Elja aus dem Briefkastenschlitz die Zeitungen und ein kleines weißes Kuvert. Es stand kein Absender auf dem Umschlag. Sie drehte ihn eine Weile nachdenklich hin und her, unschlüssig, ob sie das Kuvert öffnen oder ihren Eltern geben sollte. Schließlich siegte die Neugier, sie riß den Umschlag auf und fand darin einen kleinen, doppelt gefalteten Zettel. Darauf stand in großen Druckbuchstaben: »Tu das nicht. Du wirst es bereuen.«

ZWEITES KAPITEL
    Nastja war gerade unter die Dusche gegangen, als es an der Wohnungstür klingelte. Ljoscha öffnete, und Dascha kam mit leuchtenden Augen hereinstürzt. Sie war im achten Monat schwanger, deshalb trug sie statt eines weißen Hochzeitskleides einen leichten Hosenanzug aus cremefarbener Seide. Die Schwangerschaft hatte keinerlei nachteilige Auswirkungen auf ihr hübsches Gesicht, das umrahmt war von dichtem honigfarbenem Haar, der Blick der großen blauen Augen war hell und warm, und in dem kunstvoll geschneiderten Hosenanzug glich sie eher einem zauberhaften Pummelchen als einer werdenden Mutter.
    »Ich hab es ja gewußt, ihr seid immer noch in den Federn. Anastasija ist bekannt als Langschläferin und Faulpelz, aber du, was ist mit dir, Ljoscha?«
    »Was soll mit mir sein?«, fragte Ljoscha verwundert. »Unser Termin auf dem Standesamt ist um zehn, und jetzt ist es erst acht.«
    »Aber ihr müßt euch schließlich noch anziehen, Nastja muß sich schminken, wir müssen noch Blumen besorgen. In einer Stunde kommt Alexander uns abholen, und ihr denkt nicht daran, in die Gänge zu kommen.«
    »Keine Sorge«, beruhigte sie Ljoscha, »es ist noch genug Zeit. Reg dich nicht auf, das schadet dir.«
    »Wo ist die Braut?« fragte Dascha mit strenger Stimme.
    »Sie steht unter der Dusche und versucht, wach zu werden.«
    »Liegt das Kostüm bereit?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Tschistjakow verwirrt, »ich habe nicht gefragt.«
    »Ich hab es ja gewußt! Wahrscheinlich hat sie nicht einmal nachgesehen, ob alle Knöpfe dran sind und ob man es vielleicht bügeln muß. Geh du Frühstück machen, und ich sehe mir das Kostüm an.«
    Tschistjakow trottete ergeben in die Küche, um Kaffee zu kochen, von nebenan drangen ständig Daschas Seufzer und Wehklagen zu ihm.
    »Meine Güte, wo hat sie nur die Bluse hingetan, die ich für sie ausgesucht habe? Sie war doch irgendwo hier . . . Natürlich muß der Rock gebügelt werden . . .. Das ist keine Braut, das ist irgendein Mißverständnis . . . Ob es in diesem Haus wenigstens ein Bügeleisen gibt?«
    Als Nastja aus dem Bad trat, erstarrte sie zur Salzsäule angesichts dessen, was sie infolge von Daschas wilden Aktivitäten vor sich sah. Der gesamte Inhalt ihres Kleiderschranks lag im Zimmer herum, verteilt auf Sofa und Sessel, und inmitten dieses Chaos kniete Dascha auf dem Fußboden und bügelte auf einer dünnen Wolldecke Nastjas schwarzen Rock.
    »Was stehst du da wie eine Statue?« fragte Dascha, ohne sich umzudrehen. »Beeil dich, geh Kaffee trinken, und fang an, dich zu schminken.«
    »Muß ich das wirklich tun?« fragte Nastja unsicher. Sie haßte es, sich zu schminken, obwohl sie zugeben mußte, daß sie mit einem gekonnt aufgelegten Make-up tatsächlich besser aussah.
    »Und ob du das mußt! Hör auf zu diskutieren, Anastasija, wir haben das alles längst miteinander besprochen. Ich war damit einverstanden, daß du dir für die Hochzeit kein neues Kleid kaufst, sondern
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