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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe
Autoren: Alexandra Marinina
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Mann auch dazu?«
    »Nein«, sagte sie mit einem Lächeln, »er ist noch verrückter als ich. Wenn er am Wochenende zu mir kommt, bringt er seine Arbeit mit.«
    »Nun ja, zwei gleiche Schuhe ergeben ein Paar. Ich wünsche dir Glück. Und Art juchin werde ich schon heimleuchten. Genieße du deinen großen Tag, und mach dir keine Sorgen!«
    * * *
    Nastja kam erst gegen Mitternacht nach Hause. Tschistjakow saß in der Küche und legte Patiencen. Das Unterfangen des morgigen Tages beunruhigte ihn genausowenig wie Nastja. Vielleicht deshalb, weil er so viele Jahre auf diesen Tag gewartet und inzwischen einen Zustand von Abgeklärtheit erreicht hatte.
    »Ljoscha, bist du mir böse?« fragte sie schuldbewußt, während sie über die Türschwelle trat. »Verzeih mir, Liebster, ich hatte noch so viel zu tun, ich bin nicht einmal zum Flughafen mitgefahren, um meine Mutter abzuholen. Und außerdem mußte ich noch ein Geschenk für Sascha besorgen . . .«
    »Warum hast du mir nicht wenigstens Bescheid gesagt?« erkundigte sich Tschistjakow ärgerlich. »Stockfinstere Nacht draußen, und du treibst dich in der Gegend herum. Hast du Hunger?«
    »Hunger? Ja, hab ich.«
    Während Ljoscha Nastja dabei zusah, wie sie den Salat in sich hineinschlang, legte sich sein Ärger. Sie war da, ihr war nichts passiert. Was wollte er mehr? Ummodeln konnte man sie sowieso nicht. Und eigentlich wollte er es auch gar nicht.
    * * *
    Elja Bartosch öffnete den Verschluß der Halskette in ihrem Nacken und nahm das Schmuckstück wieder ab.
    »Das paßt auch nicht«, sagte sie mit einem tiefen Seufzer. »Die Farbe ist zu grell und paßt nicht zum Kleid. Was haben wir denn sonst noch?«
    »Nun hör endlich auf«, erwiderte Tamila gereizt. »Du tust so, als würdest du dich auf das größte und letzte Ereignis deines Lebens vorbereiten. Weißt du, was dein Großvater, Professor Berekaschwili, immer gesagt hat? Im Leben gibt es nur ein einziges Ereignis, das sich niemals wiederholen läßt: Du kannst nur ein einziges Mal Kandidat der Wissenschaften werden. Aber heiraten kannst du beliebig oft, den Wiederholungen sind keine Grenzen gesetzt. Deshalb brauchst du dich nicht verrückt zu machen, der morgige Schritt ist kein besonders ernsthafter und wichtiger. Ihr geht zum Standesamt, danach lebt ihr ein paar Monate zusammen, treibt es miteinander, stillt euren jugendlichen Hunger, irgendwann wirst du anfangen, dich tödlich zu langweilen, und dann läßt du dich wieder scheiden. Das ist alles.«
    Elja senkte den Kopf und ließ sich mit ihrem ganzen Gewicht auf einen Stuhl fallen, ungeachtet des Schadens, den sie damit ihrem pompösen Hochzeitskleid zufügte. Über ihre Wangen rannen Tränen, sie schniefte und wischte sich das Gesicht mit der Handfläche ab.
    »Da haben wir es«, sagte Tamila trocken, während sie die auf dem Tisch herumliegenden teuren Schmuckstücke sorgfältig in den Etuis verstaute. »Du bist so nervös, meine Liebe, daß man sich jedes Wort überlegen muß, das man sagt. Nimm dich zusammen, sonst werden es die Hochzeitsgäste morgen schwer mit dir haben. Du legst jedes Wort auf die Goldwaage, bist sofort beleidigt und fängst zu heulen an. Was hast du nur für einen schrecklichen Charakter?«
    Nach den letzten Worten der Mutter sprang Elja vom Stuhl auf und lief in ihr Zimmer. Die Mutter machte nie einen Hehl aus ihrer Abneigung gegen den Bräutigam, den ihre Tochter sich ausgesucht hatte. Tamila, die Tochter eines stolzen, souveränen georgischen Wissenschaftlers und einer bekannten Schriftstellerin aus dem Adelsgeschlecht der Bersjonows, hatte seinerzeit den Ungarn Istvan Bartosch geheiratet, den Sohn eines in Moskau akkreditierten Diplomaten. Die Auslandsbeziehungen ihres Mannes in Verbindung mit den Familienschätzen der Bersjonows hatten es Tamila Bartosch erlaubt, ein recht angenehmes und unbeschwertes Leben zu führen, sie durfte auf Empfängen und Geschäftsessen glänzen, wenn sie ihren Mann auf Auslandsreisen begleitete, zuerst zu angeblichen Verwandten, später in ganz legalen geschäftlichen Angelegenheiten. Tamila war eine imposante Frau mit rassigen Gesichtszügen, einer markanten Nase und dichten blauschwarzen Locken, sie hatte hohe, volle Brüste und üppige Hüften, sie stand stets im Mittelpunkt und konnte auch mit ihren fünfundvierzig nicht über einen Mangel an Verehrern klagen. Darüber, daß die meisten von ihnen nicht sie meinten, sondern ausschließlich die Beziehungen und das Geld ihres Mannes, dachte sie nicht
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