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Analog 2

Analog 2

Titel: Analog 2
Autoren: H. J. Alpers
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dann würde die Maschine den Kreis schließen, es würde heller im Zimmer werden, und der automatische Aufzeichner würde seine Bereitschaft mit einem grünen Licht ankündigen.
    Andererseits, wenn er (vielleicht etwas grollend) sagte: „Recorder“, dann würde das Telefon aufhören zu klingeln, und der Anrufer würde zu hören bekommen: „Das ist eine Aufzeichnungseinheit. Quentin Thomas ist derzeit nicht erreichbar. Bitte hinterlassen Sie nach dem Pfeifton Name und Adresse.“
    Verborgene Instinkte rieten ihm an, nicht zu antworten. Die Konsequenzen konnten katastrophal sein. All das erkannte er mit einem merkwürdigen Sinn des d é j à vu . Er sah Bilder wie zwischen Spiegeln in seinem Verstand hin und her blitzen. Wenn er sich doch nur erinnern könnte. Flammen . Versuchte er, sich an etwas mit Flammen zu erinnern?
    Er sah tanzende Flammen. Sie verwandelten sich in Noten. Die Noten wurden zu einer Symphonie.
    Der Alptraum ging weiter.
    Der Schweiß verdampfte auf seinen Kleidern, ihm wurde kalt.
    Das Telefon klingelte mit mechanischer Geduld weiter.
    Er mußte sich wieder fassen.
    Begann er, sich an etwas zu erinnern? Was?
    Er hatte sich schon einmal zu einer sitzenden Position aufgerappelt, hier auf dem Sofa, in roter Robe und schwitzend.
    Das Telefon hatte geklingelt.
    Hatte er geantwortet? Ja, das hatte er.
    Und damit hatte das Entsetzen seinen Lauf genommen.
    Halt! Es kam alles zurück! Carl Miller … die akustische Flamme … H-TEK … der Doppelmord … die Verhandlung … die Hitze. Er hatte alles wieder parat. Mr. Jones hatte geglaubt, ihn besiegt und gleichzeitig das H-TEK aus der Welt geschafft zu haben. Ganz einfach , indem er sie in einen endlosen Ring preßte, der um diese Stunde, in dieser Minute begann, mit diesem Telefonanruf, sich wiederholend, sich wiederholend, bis in alle Ewigkeit. Mr. Jones hatte geglaubt, gewinnen zu können, indem er ihn und alle anderen in einen geschlossenen Kreis sperrte.
    Aber das funktionierte nicht. Jones’ Lösung ging nicht auf, weil er, Quentin Thomas, sich jetzt an alles erinnern konnte, angefangen beim Telefonanruf am zehnten Juni. Und er wußte, wie er ausbrechen konnte.
    Beantworte diesen Anruf nicht! Das war der Ausbruch. Einfach nicht abnehmen.
    Carl, leg deine Mossberg beiseite, verlaß Denise. Vergib den beiden. Du hast deine Musik. Vergiß das H-TEK. Vielleicht wirst du irgendwann, irgendwo doch noch die Zehnte finden.
    Und mögen wir beide uns niemals mehr begegnen, Mr. Jones. Niemals. Niemals. Niemals.
    „Recorder“, sagte er.

 
Barry B. Longyear Sammlerstück COLLECTOR’S ITEM
     
    Wie es sein letzter Wille vorsah, schaute ich die Hinterlassenschaft meines Vaters durch, und es war nun in der Tat ein erbärmlich kleines Erbe für die Früchte eines ganzen Menschenlebens. Obwohl er Englischlehrer gewesen war, hatte er nicht viele Bücher zusammenbekommen. Er liebte Bücher, daher hatte er sich auch dieses kleine Zimmer über dem Süßigkeitenladen gemietet, direkt gegenüber von der Bibliothek. Die wenigen Bücher, die er besaß, waren auf der staubigen Kommode aufgestapelt. Darunter befanden sich: Colemans Relativity For The Layman , Einstein/Infelds The Evolving of Physics und eine dieser Barnes & Noble Collegeausgaben, Bennets College Physics .
    Es waren sämtlich Taschenbücher, und alle waren nur halb gelesen. Ich lächelte, während ich mich fragte, welche Grille meinen Vater zur Physik gebracht haben mochte – ausgerechnet Physik. Mein Vater hatte nicht ins zwanzigste Jahrhundert gepaßt. Er wäre glücklich in dem Glauben gewesen, daß die Sonne die Erde umkreist und daß doppelt so schwere Gegenstände auch doppelt so schnell fallen. Er hatte sein Englisch, mit dem er glänzen konnte. Das war alles, was er in der Welt je gebraucht, gewollt oder gehabt hatte. Die halbgelesenen Bücher schienen darauf hinzuweisen, daß er entweder das Gesuchte gefunden oder aber eingesehen hatte, daß er es, sollte er es finden, sowieso nicht verstehen würde.
    Ein paar dunkle Fotos und eine oder zwei Zeichnungen hingen an den Wänden. Sein Schrank enthielt zwei fadenscheinige Anzüge und mehrere, gleichermaßen fadenscheinige Oberhemden und Hausanzüge. Während ein teuflischer Regenschauer an die Fenster pochte, begab ich mich zum Schreibtisch meines Vaters.
    Der Donner verzog sich, daher schaltete ich die Schreibtischlampe ein. Es war immer noch früher Nachmittag, aber finster. Ich setzte mich in den Sessel und betrachtete den Terminkalender –
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