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Analog 2

Analog 2

Titel: Analog 2
Autoren: H. J. Alpers
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sein mochte.
    Ich schaltete auf AN, legte den Schwamm hinein und drückte den Knopf. Ich hörte das übliche leise Klicken und sah das fast unmittelbar darauf folgende kurze blaue Aufglühen. Die rechte Hälfte des Schwamms verschwand mit dem Knall nachstürzender Luft. Zwei Sekunden später schaltete das Aggregat aus, und ich hielt einen halben Schwamm in den Händen, sauberer durchschnitten, als es von einem superscharfen Rasiermesser hätte bewerkstelligt werden können. So weit, so gut.
    Ich bückte mich und schaute in den Behälter. Ein halber Schwamm, genau dort, wo er sein sollte. Ich seufzte und begann, die Frontplatte abzuschrauben.
    Es dauerte nur Minuten, den Zeitgeber für die Sicherheitseinrichtung nachzustellen. Ich schaltete das Aggregat ein, wartete dreißig Sekunden, und – bing! Es hatte sich ausgeschaltet. Ich setzte alles wieder zusammen.
    Der Schwamm war so und so dahin, und ich rätselte immer noch. Also nahm ich die verbliebene Hälfte und legte sie in Position. Das gleiche Klicken, das gleiche Glühen, das gleiche Verschwinden, das gleiche Geräusch, der gleiche saubere Schnitt. Ich schaute in den Auffangbehälter.
    Kein Schwamm. Leerer Behälter.
     
    Das war lächerlich. Das konnte gar nicht sein. Mir kam der Verdacht, daß die Frau vielleicht Hobbyzauberer war und einen neuen Trick an mir ausprobierte. Eine technische Antwort wußte ich nicht, es gab keine. Ich war ein verdammt guter Experte, was Zeitmaschinen anbelangte, aber das hier war unmöglich.
    Natürlich, es gab eine theoretische Erklärungsmöglichkeit, aber kein Mensch hatte auch nur einen blassen Schimmer davon, wie so etwas zuwege zu bringen wäre oder was man damit anstellen könnte. Wir waren lediglich in der Lage, Gegenstände für Bruchteile einer Sekunde in die Zukunft zu schicken. Sie verschwanden und traten fast unmittelbar darauf wieder in Erscheinung – das war recht praktisch und hatte nichts mit den Geschichten seit H. G. Wells zu tun. Außerdem hatte Wells einen wesentlichen Punkt außer acht gelassen. Wenn ein Ding einen Zeitsprung macht, dann ist es nicht mehr phasengleich mit seiner Umwelt, also immateriell. Das allerdings hatte Wells bereits geahnt: Seine Zeitreisenden konnten ohne Problem durch feste Gegenstände hindurch. Wells vermutete auch ganz richtig, daß die Erdanziehung auf die zeitreisenden Objekte einwirkt. Seine Zeitmaschine blieb unbewegt auf der Erdoberfläche stehen. Was er – und auch alle anderen, soviel ich weiß – vergaß war, diese beiden Effekte in ihrem Zusammenwirken zu berücksichtigen. Seine Zeitmaschine war im Verhältnis zur Oberfläche immateriell. Setzt man dies in Beziehung zur Schwerkraft, so kommt dabei nicht Die Zeitmaschine , sondern Reise zum Mittelpunkt der Erde heraus.
    Wie auch immer, all diese Geschichten handelten von unbegrenzten Zeitreisen, obwohl nichts davon möglich war – nur Gott weiß, warum. Wir mußten an diesen Problemen erst herumexperimentieren. Wie genau, das weiß ich nicht. Ich bin Techniker, kein Wissenschaftler. Ich weiß nur darum alles über Zeitmaschinen, weil ich mein Leben einem solchen Ding verdanke.
    Ich dachte darüber nach, als ich einen weiteren Versuch vorbereitete. Dieses Mal wollte ich den Auffangbehälter im Auge behalten. Ich schaltete den Apparat ein, legte meinen Schraubenzieher in Position und drückte, während ich gebückt vor dem Behälter stand, auf den Kopf. Nichts materialisierte sich, die Maschine schaltete sich aus, und ich war stolzer Besitzer eines halben Schraubenziehers.
    Ich glaube, ich versuchte erst gar nicht über die Ursache nachzudenken, aber ich wußte, wie die Antwort heißen mußte. Die vordere Hälfte des Schraubenziehers war mit Sicherheit aus seiner Phase herausgetreten. Das bedeutete, daß sie im Verhältnis zur Anrichtenoberfläche immateriell geworden war. Die Schwerkraft mußte sie dann durch die Anrichte gezogen haben – und durch den Behälter. Und durch den Fußboden.
    Ein vager Verdacht richtete mich auf und ließ mich in den Keller laufen. In einer Ecke, über der ich die Anrichte vermutete, suchte ich den Boden ab und fand – ein Stück Schwamm. Und mehr. Nein, keine halbe Maus, keinen halben Schraubenzieher. Betonklumpen, aufgerissen von einer Verwerfung im Boden, Staub und kleinere Teilchen, in einer Distanz von bis zu zwei Metern verstreut.
    Der Schwamm hatte sich irgendwo zwischen Decke und Boden materialisiert. Die Maus oder der Schraubenzieher oder beide hatten sich im Boden
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