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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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geschlagen hatte.
    Als ich in die Kontrollkabine hochkletterte, stießen wir gerade ins offene Meer zurück. Doris sah am Steuer zwar kompetent, aber nicht entspannt aus. „Gut gemacht“, sagte ich. „Du bist ein ausgezeichneter Steuermann.“
    „Gut, daß ich den Fluß schon hundertmal bei Tag hinuntergefahren bin“, sagte sie, ohne ihre Augen von den Instrumenten zu lösen. „Und vielen Dank, daß du uns da herausgeholt hast. Ich hatte schon gedacht, alles sei vorbei.“
    Wir schwenkten herum, und Doris richtete das Boot auf das Festland. „Wieviel Uhr ist es?“ fragte ich.
    Sie sah auf eine Uhr. „Kurz vor der Morgendämmerung.“
    „Wie kommen wir am schnellsten zur Prozeßplattform?“
    „Der … warum sollen wir denn dorthin?“
    Ich setzte mich neben sie und schaltete das Lesegerät ein. „Wir müssen den Probelauf aufhalten, der heute stattfinden soll. Was ich da bei den Wyntaraag gesagt habe, das habe ich ernst gemeint. Ich glaube, ich weiß, wie die Trelph-Legende entstanden ist.“
    Sie sah mich an, aber in der Dunkelheit konnte ich ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen. „Also, die schnellste Route wäre wahrscheinlich zuerst zurück zum Festland und dann weiter mit dem Raketenbus vom Landeplatz aus.“
    Ich überflog den Text in dem Lesegerät, bis ich fand, was ich suchte. „Gut“, sagte ich. „Fahr schneller, Doris. Wenn ich hiermit recht habe, sind die Arbeiter draußen auf der Plattform in sehr großer Gefahr.“
    Sie fuhr mit voller Kraft, und wir begannen, ein phosphoreszierendes Kielwasser hinter uns zu lassen. „Mario, sagst du mir jetzt vielleicht, worum es hier geht?“
    Ich hob eine dreckverschmierte Hand, denn ich war noch in den Text auf dem Schirm des Lesegeräts vertieft.
    Sie lehnte sich herüber und schaute nach, was ich da las. „Die Geschichte der industriellen Kontakte … das verstehe ich nicht …“ Einige Minuten lang lasen wir beide schweigend, und dann schaltete ich das Gerät ab.
    „O mein Gott!“ sagte Doris.
    Am Horizont verteilte sich das erste Licht von Priam rosa am Himmel.
     
    Die Dockarbeiter traten gerade ihre Arbeit an, als wir in den Hafen hineingeröhrt kamen und geschickt am Pier anlegten. Wir fingen von den Kranfahrern und Schauerleuten mehr als beiläufige Blicke ein, als wir wie die Wahnsinnigen unser Boot festmachten und ein Taxi zu finden versuchten.
    Stein und Glas des Pyrrhus-Komplexes rasten an dem Taxifenster vorbei, während wir wieder Luft schnappten. „Wir sehen vielleicht aus!“ sagte Doris und sah auf unsere zerrissenen und dreckverschmierten Kleider herab.
    Das war einer jener Momente in einer Krise, wo man sich darüber klar wird, daß es im Augenblick nichts gibt, was man zur Verbesserung der Lage tun kann. Entweder würden wir die Startrampe vor Abflug des morgendlichen Raketenbusses erreichen oder nicht. Ich sah zuerst mich an, dann sie, und ich unterdrückte ein Lachen. Eine Minute später hielten wir uns lachend in den Armen.
    Das Taxi hielt am Haupteingang des Raketenflugplatzes, und wir hatten nur noch zwei Minuten Zeit.
    „Das schaffen wir nie“, sagte Doris. „Die letzte Bahn zur Rampe hinaus ist ganz sicher schon weg. Sie ist zwei Meilen weit von hier weg.“
    „Und wie ist es mit einem Lufttaxi?“ fragte ich, während wir durch den Luftvorhang am Haupteingang rannten.
    „Zur Rampe? Das ginge, aber wo finden wir eins?“
    Ich blieb vor einer Reihe öffentlicher Visiphonkabinen stehen und suchte in meinen Taschen herum. „Ich rufe deinen Onkel an. Vielleicht kann er den Probelauf verzögern.“ Verdammt! Ich trug noch immer die dreckverkrusteten Kleider vom Boot. „Hast du einen Credit dabei?“
    Doris durchsuchte ihre Taschen, und ein hilfloser Ausdruck trat in ihr Gesicht, aber dann hellte es sich wieder auf: „Die Nummer für gebührenfreien Notruf!“ Sie deutete auf die Code-Nummer, die neben dem Visiphon an der Wand stand.
    Hastig wählte ich die Nummer. Auf dem Schirm erschien ein schläfriges Gesicht. „Bitte nennen Sie Ihre Gründe für die Benutzung der Notrufnummer“, sagte es.
    „Ich brauche eine Verbindung mit dem Büro von Tobias Mooney im Verwaltungsgebäude von Pyrrhus.“
    Der Mann sah mich an, und plötzlich wurde ihm klar, wie ich aussah. „Es handelt sich um einen extremen Notfall!“ sagte ich. „Ich bin Mario Brisando vom Amt für planetarische Schadensersatzansprüche.“
    Das schien ihn ein wenig zu verblüffen. „Ich brauche Ihr Stimmidendifikationsmuster. Bitte lesen Sie die
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