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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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bewegen“, sagte O’Brian. Er klang sowohl überrascht als auch empört.
    Tatsächlich zeigten die Haltesensoren an verschiedenen Stellen leichten, unterbrochenen Druck. „Stimmt, wir sollten uns das wohl besser ansehen“, sagte Forester und bereitete sich innerlich vor, als O’Brian einen Schalter umlegte und der Fernsehmonitor zum Leben erwachte.
    Festgeschnallt, an Drähte angeschlossen, mit Röhren festgehalten lag 27 in dem weichen Gefängnis seiner sich der Form anpassenden Zelle/Wiege. Sein Gesicht mit der Hasenscharte, den schräg liegenden Augen und der breiten Nase war der Kamera zugewandt. Forester drehte sich der Magen um, was immer geschah, wenn er sich einen von den Löffelbiegern des Projekts Wiederaufbereitung ansah. Warum zum Teufel bleibe ich bei diesem verdammten Projekt? fragte er sich zum millionstenmal – und zum millionstenmal kam die gleiche Antwort: Wenn ich es nicht tue, werden es Leute wie O’Brian übernehmen.
    „Ich sehe nichts Offensichtliches“, sagte Forester nach einem Moment. „Sie sollten besser Kincaid anrufen.“
    „Zuerst könnten wir es mit einem Nachstart versuchen“, schlug der Techniker vor.
    Nachstart – eine kurze Bezeichnung für einen Prozeß, in dem dem Löffelbieger ungefähr eine Minute lang der Sauerstoff abgedreht wurde, um ihn einschlafen zu lassen, und zwar in der Hoffnung, daß der Grund dafür, daß er seine Arbeit eingestellt hatte, verschwunden war, wenn die Luft wieder angedreht wurde. Einer der schaurigeren Euphemismen in einem Projekt, das von ihnen gedieh. „Nein, wir sollten uns ein paar Gedanken machen, bevor wir damit anfangen, noch mehr Knöpfe zu drücken. Sie sollten besser auch Doktor Barenburg hier herunterholen.“ Wenn er nüchtern ist, fügte er zu sich selbst hinzu; die Freizeitgepflogenheiten des Doktors waren wohlbekannt.
    O’Brian drehte sich um. Foresters Blick wanderte wieder zum Fernsehschirm … und plötzlich verkrampfte er sich, zog scharf die Luft durch zusammengebissene Zähne ein.
    „Was gibt’s?“ O’Brian fuhr mit dem Telefon in der Hand herum.
    Forester zeigte auf den Schirm. „Sehen Sie! Seine Augen sind offen!“
    O’Brians Antwort darauf war eine erschreckte Obszönität. Er drehte sich wieder um und fing an zu wählen.
    Das überwältigende Bedürfnis, wieder an die Arbeit zu ge hen, ist vorüber, und ich bin wieder in der Lage, es zu ignorieren, wenn ich mich stark genug bemühe. Es ist jedoch immer noch falsch – das weiß ich, auch wenn ich nicht wirklich verstehe, was, ‚falsch’ bedeutet. Es gibt vieles, was ich nicht verstehe.
    Meine neue Sicht ist immer weniger interessant. Ich habe sie überall eingesetzt, wo ich kann, und noch immer zeigt sie mir nichts, was ich nicht sonst auch sehen könnte. Warum existiert sie dann?
    Bevor ich mich weiter fragen kann, erregt etwas Neues meine Aufmerksamkeit. In einem der Kästen, die ich sehen kann, setzt der Bewegungsfluß ein, ein Bewegungsfluß, wie ich ihn in einem Teil der kleinen Dinge sehe, die an mir und an den Dingen neben meiner Arbeit befestigt sind. Der Unterschied ist, ich kann mich nicht daran erinnern, daß dieser bestimmte Kasten das jemals zuvor getan hat.
    (Wieder weiß ich etwas, das nicht jetzt ist. Diesmal flößt es mir keine Angst ein, obwohl ich es noch immer nicht verstehe.)
    Der Bewegungsfluß hält an. Ich reiche nach oben und berühre den Kasten, und ich sehe, daß der Bewegungsfluß weg von ihm weiterführt. Ich denke darüber nach, und nach vielen Gedanken berühre ich eines der Dinge, die an mir befestigt sind. Ich folge ihm bis zu der Stelle, an der meine neue Sicht endet. Auch hier spüre ich, daß der Bewegungsfluß weitergeht.
    Aber das ist falsch. Ich muß jetzt arbeiten.
    Ich greife nach der Arbeit, die sich vor mir bewegt. In dem kalten Kasten ist etwas, das eine andere Art von Bewegungsfluß besitzt. Ich berühre es, wie ich das verstehe, ermutige den Fluß und mache ihn schneller. Das bringt mir tiefe Befriedigung, und ich frage mich, warum ich damit aufgehört habe, die neue Sicht verstehen zu wollen, die ich entdeckt hatte. Vielleicht bedeutet ‚falsch’, wenn man etwas tut, das keine Freude macht.
    Und dann sehe ich etwas, das ich vorher nicht bemerkt hatte. Eine der Bewegungsflüsse in meiner Arbeit fühlt sich genauso an wie der Bewegungsfluß in dem Kasten in meiner Nähe!
    Wieder verlangsamt sich meine Arbeit und hört ganz auf, als ich zu dem Kasten hinübersehe. Nein, ich habe mich nicht getäuscht. Es gibt
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