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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Löffelbieger wohl sicher auch nicht.“
    „Dann sollten wir uns die Sache mit dem Fötus vielleicht auch noch einmal überlegen“, sagte Forester – nur halb scherzhaft.
    Kincaid sah ihn merkwürdig an und blieb einen Moment lang still. „Hören Sie mal, Ted, vielleicht geht Ihnen Ihre Arbeit zu nahe“, sagte er in etwas ruhigerem Ton. „Vielleicht sollten Sie sich überlegen, ob Sie nicht einen Urlaub nehmen wollen, um eine Zeitlang zu verreisen.“
    Forester lächelte schief. „Was, von dem inneren Bereich des streng geheimen Projekts Wiederaufbereitung? Ist das nicht, wie wenn jemand aus der Mafia austreten will? Wenn ich das Gelände erst einmal verlassen habe, woher wollen Sie denn wissen, daß ich nicht sofort zu den Medien renne, um zu erzählen, wie Ihre Black Box wirklich funktioniert?“
    Kincaid zuckte die Achseln. „O nein, ich habe damit nicht gemeint, Sie könnten gehen, wohin Sie wollten, aber die Regierung hat Erholungsheime, die abgelegen sind. Sie wurden für solche Fälle gebaut, und Sie wären mit Sicherheit außerhalb der Reichweite des Publikums. Obwohl es ja durchaus nicht so ist, daß das, was wir tun, irgendwie illegal wäre“, sagte er hastig. Er spürte wohl, daß er Gefahr lief, sich in eine Ecke zu manövrieren, „aber Sie wissen ja selbst, welche unangenehmen Konsequenzen es nach sich ziehen könnte, wenn die Radikalen von der Geschichte etwas erfahren würden, bevor die Löffelbieger sich bewiesen haben. Verstehen Sie?“
    „Ja.“ Genau. „Vielen Dank für das Angebot, aber ich glaube, ich verschiebe den Urlaub noch eine Weile.“
    „Sind Sie sicher? Es würde Ihnen guttun.“
    „Ich bin sicher.“ Forester stand auf. „Ich gehe jetzt wohl besser wieder in den Kontrollraum – der Doktor braucht vielleicht meine Hilfe.“
    „In Ordnung.“ Kincaid sah ihn scharf an. „Aber lassen Sie Ihre Gefühle auf Sparflamme, okay? Ich denke dabei ebenso an Ihren eigenen Blutdruck wie an das Projekt.“
    „Sicher.“
    Ja, öffentlichen Darstellungen würde er aus dem Weg gehen, beschloß Forester, während er den Gang entlangging. Private Äußerungen seiner Bedenken aber waren eine andere Sache – und wenn Kincaid ein völlig reines Gewissen hatte, so ließ sich das fast sicher von Dr. Barenburg nicht sagen. Vielleicht würde 27 mit ein wenig Überredung nicht geopfert werden. Zumindest nicht gar so schnell …
     
    Ich lerne schneller als je zuvor. Das ist beängstigend, aber es ist auch aufregend. Das Ding – die ‚Person’ – weiß soviel mehr als ich, daß ich nicht weiß, ob ich es – sie – jemals völlig verstehen werde. Aber irgendwie fließt ihr Wissen in mich, ebenso wie andere Dinge durch die Röhren in meinen Körper fließen.
    (Ich hatte bisher nie gewußt, was diese Dinge sind oder welche Wirkung sie haben. Auch jetzt verstehe ich nur ein wenig, aber ich werde mehr erfahren.)
    Die Person weiß viel über den Kasten, wo der Bewegungsfluß (,Strom’) von meinem Kasten endet, aber das macht mir nur klar, daß es dazu mehr zu verstehen gibt, als ich geglaubt habe. Die anderen Dinge (Instrumente’), in denen Strom fließt, sind vielleicht weniger verschieden, als ich erwartete – sie ähneln einander irgendwie, obwohl ich das noch nicht verstehe.
    Es gibt so viel, was ich nicht verstehe.
    Der merkwürdigste Teil von all dem aber ist die Person selbst. Die Gedanken, die ich berühren kann, sind eng mit Gefühlen verbunden, die ich spüren, aber noch nicht verstehen kann. Manche – sehr wenige – ähneln ein wenig der Furcht oder der Aufregung, die ich selbst verspüre. Selbst sie aber sind so verändert, daß ich sie kaum erkenne … und sie machen mir Angst.
    Ich fühle mich sehr klein.
    Aber ich werde nicht aufgeben. Ich kann nicht mehr zu meiner Arbeit zurückkehren und ganz und gar mit ihr zufrieden sein, obwohl der Wunsch zu gefallen, so stark wie eh und je ist. Ich habe so viel gelernt; ich kann mich sicher nützlicher machen, wenn ich etwas anderes tue. Das würde mir eine tiefe Befriedigung verschaffen.
    Ich lasse Wissen in mich hineinfließen und denke über diese Möglichkeit nach.
     
    Barenburg saß noch immer vor dem Hauptkontrollpaneel, den Blick auf den Monitor gerichtet, als Forester zurückkam. O’Brian und die beiden anderen Techniker hockten zusammengekauert am anderen Ende des Raums, unterhielten sich mit leiser Stimme und bemühten sich, beschäftigt auszusehen. Die Augen von 27 waren wieder offen, bemerkte Forester, als er sich neben
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