Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
Vom Netzwerk:
vorbeifließen, bevor sie ihn ereicht. Wenn also in diesem Meter irgendwo in der Leitung eine undichte Stelle ist, dringt Luft aus dem Raum hier in sie hinein, und die hat einen höheren Sauerstoffgehalt, wie mir der Doktor sagte. Das könnte ausreichen, um einen Unterschied zu machen.“
    „Ziemlich weit hergeholt“, knurrte Kincaid, machte aber trotzdem ein nachdenkliches Gesicht. „Was könnte eine solche undichte Stelle bewirkt haben?“
    „Ich weiß es nicht, aber das könnte ich in einer Viertelstunde herausbekommen.“
    „Ein Haarriß könnte die Erklärung dafür sein, daß dies bei dem hier so oft vorgekommen ist“, murmelte Barenburg.
    „Wenn ich recht habe, könnte ich Ihnen die Kosten für einen neuen Löffelbieger ersparen“, sagte Forester.
    Kincaid zögerte, und dann nickte er. „Das Risiko ist es wert. Machen Sie sich daran.“
    Forester holte sich die entsprechenden Werkzeuge von der Wand und eilte aus dem Raum.
     
    Die Personen sind mißgestimmt.
    Dieser Gedanke ist für mich ein schwerer und furchterregender Schock, aber ich kann nicht so tun, als sei es nicht wahr. Ich habe drei von ihnen berührt, und sie sind alle unglücklich … und irgendwie weiß ich, daß sie über mich unglücklich sind.
    Ich bin auf die Stärke der Reaktion nicht vorbereitet, die ich auf dieses Wissen empfinde. Seit ich jene erste Person berührt habe, habe ich den Verdacht empfunden, daß das Verlangen, meine Arbeit zu tun, nur ein Teil eines noch umfassenderen Bedürfnisses ist, diesen anderen Personen zu gefallen. Mir war aber nicht klar, wie stark dieses Verlangen war.
    Ich fühle mich elend, mein Herz tut weh. Ich ziehe mich in mich selbst zurück, kauere mich in meinem Kummer zusammen und wünsche mir, ich könnte meine Sorgen ausdrücken. Ich wünsche, ich besäße kein Bewußtsein.
    Ich bin so allein.
    Nach einiger Zeit versuche ich, die Wolke von Traurigkeit, die mich umgibt, zu durchdringen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät, vielleicht kann ich die anderen Personen glücklich machen. Ich weiß, daß sie wollen, daß ich an meine Arbeit zurückkehre, und deshalb greife ich nach den kalten Kästen über mir. Zur gleichen Zeitfolge ich dem Strom bis zu der Stelle, wo die Personen sich befinden.
    Etwas an ihnen hat sich verändert. Sie sind noch immer unglücklich, aber weniger. Auch ein neues Gefühl ist da, das ein wenig Aufregung ähnelt. Zunächst glaube ich, daß das daher kommt, daß ich meine Arbeit wiederaufgenommen habe, aber ich weiß, daß das nicht wahr sein kann. Ich versuche noch immer den anderen Bewegungsfluß richtig zu berühren – was ich tun muß, bevor ich sie ermutigen kann. Es ist schwieriger, als ich das in Erinnerung habe, aber bald werde ich in der Lage sein, meine Arbeit zu beginnen.
    Ihre Unglücklichkeit läßt weiter nach. Ich verstehe den Grund dafür nicht, aber jetzt entdecke ich, daß ihre Aufmerksamkeit auf die Instrumente vor ihnen gerichtet ist. Ist ihnen meine Arbeit nicht mehr wichtig? Nein, ich spüre, daß das nicht der Fall ist. Ich muß versuchen, darüber mehr zu erfahren.
    Ich fange an, mich sehr merkwürdig zu fühlen …
    Forester kam in schnellem Trab in den Kontrollraum zurück. Er war außer Atem, da er den größten Teil der Strecke gerannt war. „Ich hab’s“, keuchte er und warf seinen Werkzeugkasten in eine freie Ecke bei dem Kontrollpaneel.
    „Während Sie weg waren, haben die Angaben über den Sauerstoffgehalt verrückt gespielt – zuerst hoch und dann wieder herunter“, berichtete Kincaid. Er erwähnte gnädigerweise die Tatsache nicht, daß Forester länger als die versprochene Viertelstunde unterwegs gewesen war. „Was haben Sie unternommen?“
    Foresters Atem hatte sich inzwischen wieder einigermaßen beruhigt. „Irgendein Idiot hat ein schlecht verschlossenes Faß Lösungsmittel in der Service-Station von 27 stehenlassen. Der Plastik-Luftschlauch ist mit kleinen Löchern übersät. Alle konnte ich nicht abdichten, und deshalb habe ich den Sensor an der Schadensstelle vorbeigerückt und ihn direkt an der Boxwand angeschlossen. Auf Dauer möchte ich ihn dort nicht lassen, aber auf jeden Fall bekommen wir jetzt richtige Angaben, bis wir den Schlauch reparieren können.“ Er tippte probeweise auf das Kontrollgerät für die Sauerstoffzufuhr. „Bitte, da haben wir es – das Gemisch ist zu fett. Das ist der Grund.“
    „In einer Minute werden wir es sicher wissen“, sagte Kincaid. „Doktor, sind Sie soweit?“
    „Ja.“ Barenburg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher