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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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zögerte nur ganz kurz, bevor er nach dem Einstellknopf griff und ihn vorsichtig zu drehen begann.
     
    In mir verändert sich etwas, das ich als sehr schlimm empfinde. Meine Gedanken fließen langsamer, mein Griff und meine Sicht scheinen weniger sicher zu sein. Mir wird klar, daß mein Bewußtsein nachläßt.
    Einen einzigen Herzschlag lang verkrampfe ich mich in Panik – und dann suche ich in hektischer Aktivität mit all meinen nachlassenden Fähigkeiten nach dem Grund für das, was mit mir geschieht. Ich berühre viele Instrumente und Arten von Bewegungsflüssen, Dinge, von deren Existenz ich noch vor kurzer Zeit keine Ahnung hatte. Es gibt noch so viel, was ich erfahren und lernen muß, das weiß ich. Ich habe aber schon so viel gelernt, und ich kann den Gedanken nicht ertragen, das wieder zu verlieren. Er erfüllt mich mit Schrecken.
    Ich spüre bereits, daß sich ein Schleier über mich senkt. Verzweifelt setze ich meine Suche fort.
     
    „Aufpassen!“ rief Kincaid und deutete auf das Kontrollgerät. „Die Nadel springt!“
    „Ich sehe es“, antwortete Barenburg schnell. „Was ist los, Ted?“
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah Forester ein Bild vor sich, wie 27 telekinetisch das dicke Sauerstoffventil ergriff und es mit Gewalt aufdrehte. Direkt auf dieses Bild folgte jedoch die vernünftigere Erklärung. „Das Ventil besteht ebenfalls zum Teil aus Plastik – es ist wahrscheinlich zusammen mit dem Schlauch beschädigt worden. Vielleicht ist ein Teil der Dichtungen beschädigt. Da, es beruhigt sich – Sie müssen an einer schadhaften Stelle vorbeigekommen sein.“
    „Wahrscheinlich wird das gesamte System ausgetauscht werden müssen“, knurrte Kincaid. „Also gut, geben Sie ihm zusätzlich RNS, bevor Sie noch weiter zudrehen.“
    Barenburg gehorchte und richtete dann seine Aufmerksamkeit wieder auf den Einstellknopf für die Sauerstoff zufuhr. Zusammen beobachteten die drei Männer, wie die Nadel sich langsam senkte.
     
    Es bleibt keine Hoffnung mehr. Ich kann nun kaum noch weiterdenken und bin nicht mehr in der Lage, mich gegen den plötzlichen Impuls zu wehren, an meine Arbeit zurückzukehren. Er überwältigt mich. Ich greife nach den kalten Kästen, berühre den Bewegungsfluß.
    Wenn ich mit den anderen Personen hätte sprechen können, hätte ich ihnen vielleicht von dem berichten können, was mit mir geschieht. Sie hätten sicher eine Methode gefunden, es zu beenden. Ich weiß aber nicht, wie ich das anfangen soll, und es ist zu spät, um es zu lernen.
    Der Wunsch, ihnen zu gefallen, wird stärker. Ich kann ihm keinen Widerstand mehr entgegensetzen – ich will es allerdings auch nicht. Ich wollte sie schon immer glücklich machen. Ich wünsche mir nur, ich hätte mehr Methoden gelernt, um das zu erreichen.
    Es ist zu spät. Ich greife zu, um zu dienen, so gut ich kann …
     
    „Die Strahlung hat wieder die normale Stärke erreicht“, sagte Kincaid mit deutlicher Erleichterung in seiner Stimme.
    Barenburg lehnte sich in seinem Stuhl zurück und seufzte. „Die Sauerstoffkonzentration ebenfalls“, sagte er. „Ich werde jetzt versuchen, wieder auf automatische Kontrolle zu schalten … ja, sie bleibt weiter konstant.“
    Forester atmete leise aus und spürte, wie die Spannung langsam von ihm wich. Er hatte geholfen, ein Leben zu retten … aber nur, um es in dumpfe Sklaverei zurückzuführen. Eine solche Leistung brachte nicht das Gefühl eines Sieges mit sich – nur das Wissen, daß es nicht zur Niederlage gekommen war.
    Kincaid sah ihn nachdenklich an. Forester sah ihm in die Augen und nickte leicht. „Mir geht es gut. Wir haben das Richtige getan.“
    „Ja. Ich bin froh darüber.“ Der Direktor zögerte. „Übrigens, was Dr. Barenburg Ihnen über die Intelligenz der Löffelbieger gesagt hat … Ich muß darauf bestehen, daß Sie das als streng geheime Information betrachten, für die die üblichen Bestimmungen gelten. Damit meine ich auch die, die eine Weitergabe verbieten.“
    Und die üblichen Strafen bei einem Verstoß gegen sie. „Ich kenne die Routine. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen möchten, ich will veranlassen, daß der Luftschlauch von 27 ausgetauscht wird.“
     
    Forester nahm das Telefon ab und wählte die Nummer der Instandsetzung. Während er auf die Antwort wartete, sah er noch einmal zu dem unbewegten, deformierten Gesicht auf dem Monitor von 27 hinüber. Wieder stellte sich das alte Gefühl ein, als drehe sich sein Magen um … aber nun wußte er sicherer
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