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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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sie einschlafen zu lassen, aber niedrig genug, um ihre Stoffwechselaktivität zu verlangsamen.“ Er zuckte die Achseln. „So hat es zumindest früher funktioniert. Aber die Sauerstoffzufuhr von 27 hat noch normale Werte. Ich habe keine Ahnung, was ihn aufgeweckt haben könnte.“
    Foresters Gehirn wachte langsam aus der Betäubung auf, die Barenburgs explosive Enthüllungen in ihm hervorgerufen hatten. „Haben Sie Kincaid oder dem Vorstand das gemeldet?“
    „Was glauben Sie wohl, wer die niedrige Sauerstoffzufuhr angeordnet hat? Natürlich wissen sie Bescheid.“
    „Aber …“ Forester hörte auf zu sprechen, als die Tür sich öffnete und Kincaid in den Raum trat.
    Der Projektleiter hatte tatsächlich einen scharfen Blick. Er war noch nicht mehr als zwei Schritte weit in den Raum hineingegangen, als er offensichtlich in den Gesichtern der beiden Männer las, was geschehen war. Er wechselte ganz leicht den Tritt, und Zorn erfüllte sein Gesicht. „Verdammt noch mal, Barenburg, dafür sollte ich Sie ins Gefängnis bringen.“
    Der Doktor murmelte etwas in sich hinein und senkte den Blick.
    Forester stand auf. Seine Hände hingen zu Fäusten geballt an seiner Seite herab. „Es war schon schlimm genug, als Sie eine menschliche Pflanze umbringen wollten“, sagte er rauh. „Aber Sie haben vor, ein intelligentes, vernunftbegabtes Kind zu töten. Das können Sie nicht machen !“
    „Bitte schreien Sie nicht, Ted“, sagte Kincaid mit leiser Stimme und sah nervös zu den beiden Technikern auf der anderen Seite des Raums hinüber. „Hören Sie, ich mache das nicht leichtfertig; der einzige Grund, warum ich den Befehl so schnell geben konnte, ist, daß wir uns schon seit Monaten verzweifelt Gedanken darüber gemacht haben, was zu tun wäre, wenn so etwas geschehen würde. Wir müssen ihn aber hier herausneh men, bevor er anfängt, die anderen Löffelbieger zu beeinflussen – und wenn er wirklich mit Telepathie und TK herumspielt, muß es dazu früher oder später kommen.“
    „Warum wäre das denn so schlimm?“
    „Weil es möglich ist, daß er zwar intelligent, aber keineswegs geistig gesund ist. Denken Sie daran, daß das zusätzliche Zellkernmaterial in seinen Zellen seinen Hormonspiegel und seine Gehirnchemie völlig durcheinandergebracht hat. Er könnte schizophren, manisch-depressiv, paranoid oder irgend etwas anderes sein, wofür wir noch nicht einmal einen Namen haben. Wir können das Risiko einfach nicht eingehen, daß er die anderen ebenfalls destabilisiert. Dafür ist das Projekt zu wertvoll.“
    „Den größten Nutzen für die größte Zahl“, sagte Forester bitter. „Ist es so?“
    „Ja, das mag schon sein“, gab Kincaid zu. „Die ‚größte Zahl’ ist in diesem Fall das gesamte Land. Es tut mir leid.“ Er drehte sich zu dem Kontrollpaneel um und nahm den Telefonhörer ab.
    Ein Gefühl der Niederlage breitete sich in Forester aus, ohne die Spannung in ihm zu lösen. Vielleicht war es besser so, sagte er sich düster. Vielleicht war der Tod besser als Sklaverei – oder als das halbtote Zwielicht, in dem die anderen Löffelbieger lebten.
    Aber er wußte es besser. Auch der unterdrückteste Sklave hat die Möglichkeit, irgendwann freizukommen. Der Tod jedoch ist unwiderruflich.
    Und Forester konnte nichts tun, um ihn zu verhindern.
    Kincaid hörte zu sprechen auf und legte den Hörer wieder auf die Gabel. „Also gut“, wies er Barenburg an. „Sie können anfangen, ihn abzuschalten.“
    Und, fast zu spät, kam von irgendwoher eine aufgeschnappte Bemerkung und setzte sich an genau der richtigen Stelle in Foresters Verzweiflung fest. „Einen Augenblick noch!“ rief er hastig. „Ich habe eine Idee!“
    Die anderen drehten sich zu ihm um. Barenburgs Hand schwebte über dem lebenswichtigen Knopf. „Welche denn?“ fragte der Doktor.
    „Nehmen wir einmal an, ich könnte 27 wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen“, sagte Forester. „Dann gäbe es doch keinen Grund mehr, ihn umzubringen, oder?“
    Kincaid runzelte die Stirn. „Wir wissen aber nicht, was die Veränderung ursprünglich ausgelöst hat.“
    „Vielleicht doch.“ Forester deutete auf die Nadel in dem Paneel über der Sauerstoffkontrolle. „Diese Angabe über die Sauerstoffkonzentration wird genau an der Stelle genommen, wo die Gase für seine Luftmischung kombiniert werden. Diese Stelle liegt außerhalb der Box selbst, und zwar aus technischen Gründen. Die Luft muß ungefähr einen Meter weit an dem Sensor
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