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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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den Doktor stellte. „Was werden Sie mit ihm anfangen?“ fragte er und nickte zu dem Schirm hinüber.
    Barenburg seufzte. „Uns bleibt keine Wahl, Ted. Es ist noch keine dreißig Sekunden her, seit Kincaid angerufen und seine endgültigen Anweisungen erteilt hat – ein Medizinerteam ist schon zu seinem Kasten unterwegs. Es tut mir leid.“
    Forester spürte, wie sich die Muskeln in seinen Wangen verkrampften. „Sie geben also einfach auf?“
    „Der Befehl kommt von Kincaid.“
    „Na und? Sie sind hier der Arzt – Sie können darauf bestehen, daß hier Tests durchgeführt werden, wenn Sie das wollen.“
    „Was würde ich damit erreichen? Er stirbt ja sowieso bald.“
    „Das ist für einen Arzt eine beschissene Haltung“, fuhr Forester ihn an. „ Und für einen Wissenschaftler. Ist es Ihnen denn egal, was der Grund für dieses Problem ist?“
    „Ich bin sicher, das wird sich bei der Autopsie herausstellen“, murmelte Barenburg.
    „Ausgezeichnet. Wirklich ausgezeichnet. Und dabei werfen Sie eine Chance weg, in die Geschichte der Medizin einzugehen.“
    Barenburg sah ihn kurz von der Seite an. „Wovon reden Sie?“
    „Nehmen wir einmal an, Sie hätten vorher recht gehabt – nehmen wir an, daß 27 tatsächlich abgelenkt wird.“ Forester wählte seine Worte sorgfältig; er hatte gehofft, er könnte mit seinem Ansatz Barenburgs Interesse wecken. Es schien zumindest ein wenig zu wirken. „Das könnte bedeuten, daß er trotz allem tatsächlich schlauer wird. Vielleicht nicht viel, aber schon ein paar Punkte auf der IQ-Skala wären eine deutliche Veränderung. Wenn er wirklich seine Umgebung wahrnehmen könnte …“
    „ Natürlich nimmt er seine Umgebung wahr. Warum sonst sollte Kincaid ihn wohl so schnell hier herausholen wollen?“
    Foresters Gedanken kamen zu einem abrupten Halt. „Was?“
    Barenburg drehte seinen Stuhl herum. Seine Augen waren vor Schuldbewußtsein weit geöffnet. „Ach du Schande. Vergessen Sie, daß ich das gesagt habe, Ted – bitte. Und sagen Sie Kincaid nicht …“
    „Doc, was soll ich hier nicht wissen?“ unterbrach Forester ihn scharf. Hier stimmte irgend etwas ganz gewaltig nicht. „Jetzt müssen Sie mir alles sagen.“
    Barenburg sank in seinem Stuhl in sich zusammen und rieb sich mit der Hand über die Augen. „Dieser verdammte Bourbon“, sagte er müde. „Zum Teufel damit. Sehen Sie einmal, Ted, Red Staley hat den Preis für seine telekinetischen Fähigkeiten gewonnen, stimmt’s? Er war zugleich aber auch noch ein Telepath mit einer Richtigkeitsquote von 80 Prozent. Das wußten Sie wahrscheinlich nicht; er hat das nicht sehr publik gemacht.“
    „Nein, aber einmal habe ich ein Gerücht darüber gehört. Daß er so genau war, wußte ich allerdings nicht.“
    „Das war er. Wir haben also jetzt neunundvierzig aktive Löffelbieger mit genetisch verstärkter Telekinese. Wenn die Chromosomen auch nur einigermaßen so angelegt sind, wie wir das glauben … dann ist auch ihre Telepathie verstärkt worden. Sehr verstärkt.“
    Die Worte trafen Forester wie eine eiskalte Dusche. Er tastete blind umher, bis er endlich einen Stuhl fand, setzte sich darauf und drehte sich Barenburg zu. „Wollen Sie damit etwa sagen, daß sie vielleicht die ganze Zeit schon unsere Gedanken gelesen haben?“ Der Gedanke allein gab ihm schon ein kribbelndes Gefühl zwischen den Schulterblättern.
    Barenburg seufzte. „Ich bin sicher, daß sie das getan haben, aber wahrscheinlich nur im Unterbewußtsein. Sie verstehen aber nicht, was ich meine. Ihr wirkliches Problem ist ihr Mangel an intrazerebraler Kommunikation, stimmt’s? Wenn sie aber ein funktionsfähiges Telepathiezentrum besitzen, brauchen sie keine Neuralverbindungen . Sie können jeden größeren Stimulus direkt über dieses Zentrum laufen lassen, und die Neuronen sind dann für lokalisierte Operationen und Speicherung zuständig. Dazu wäre eine Menge Anpassung nötig, aber in solchen Dingen ist das menschliche Gehirn ganz gut.“
    „Gott im Himmel“, flüsterte Forester. Er warf unwillkürlich einen Blick auf den Monitor von 27. „Dann haben sie eventuell völlig normale IQs!“
    Barenburg schnaubte. „Nach allem, was wir wissen, könnten es Genies sein.“
    „Wenn es aber nicht ihre Gehirnchemie ist, die sie … so hält, wie sie sind?“
    „Sie meinen, nur halb bei Bewußtsein?“ Barenburg lächelte bitter. „Der älteste Trick auf der Welt: Ihre Sauerstoffzufuhr wird absichtlich niedrig gehalten. Nicht niedrig genug, um
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