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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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keine Bombe, mein Freund. Ist Ihnen klar, was dazu …“
    „Von einer Bombe war doch gar nicht die Rede! Hören Sie, Mark, ich habe einmal einen Schadensersatzfall bearbeitet, an dem eine altmodische Brüter-Brennstoff-Aufbereitungsanlage auf Aborax beteiligt war. Es war ein völlig veralteter Prozeß, bei dem manuell in Handschuhkästen gearbeitet wurde. Nicht sehr viel Verantwortlichkeit. Irgend jemand hat ein wenig zuviel Plutonium zur gleichen Zeit an die gleiche Stelle gebracht. Es war keine sehr große Explosion – vielleicht so stark wie die Detonation einer Mine. Das spaltbare Material wird auseinandergesprengt, bevor viel passieren kann. Sie hat aber ein Loch in die Seitenmauer der Aufbereitungsanlage gerissen und alle Anwesenden durch Strahlung umgebracht.“
    „Eine Reaktion wie bei einem Knallfrosch“, sagte Mark, nun wieder ernst. „Ja, ich weiß, wovon Sie reden. Eine schnelle Dusche von Neutronen und Gammastrahlen, und eine Menge Dreckzeug wird weggeschleudert. Sie haben mich aber noch nicht überzeugt, daß das hier geschehen könnte.“
    Frustration stieg in mir auf. Ich spürte, wie meine Handflächen langsam feucht wurden. „Jetzt hören Sie mal zu, Mark“, sagte ich.
    „Vor hundert Jahren sind die Wyntaraag, die an den Flüssen wohnen, beinahe durch Trelph-Schwärme ausgelöscht worden. Die weiblichen und männlichen Grotucks sind zur Fortpflanzung in die Flüsse geschwommen. Daraufhin haben sie Pheromen abgesondert, das die verseuchten Trelphs angelockt hat. In den engen Kanälen und Russen sind genug Trelphs einander nahe genug gekommen, weil sie der durch das Pheromen erzeugte Rausch dazu gebracht hat, daß sie im Wasser eine hohe Strahlungsintensität bewirkten. Das blaue Leuchten … was gibt es denn …?“
    „Cerenkov-Strahlung …“
    „Tausende von Wyntaraag sind umgekommen. Das ist zu einer schrecklichen Erinnerung in dem Volk geworden, und jetzt gehört sie zu ihrer Religion.“
    Mark runzelte nachdenklich die Stirn und sah von uns weg. „Okay, Augenblick noch. Die Trelphs sollen also dem Wasser das Plutonium entziehen, das sie dann in ihrem spezialisierten Organ konzentrieren, wo sich normalerweise das Lutetium sammelt. Aber Plutonium ist unglaublich giftig, und außerdem gibt es starke Alpha-Wellen ab. Warum sterben sie nicht daran?“
    „Ich bin nicht sicher“, sagte ich, „könnte mir aber eine Möglichkeit vorstellen. Der Trelph besitzt eine einzigartige Anatomie, die es ihm gestattet, relativ schnell aus großer Tiefe aufzusteigen.“
    „Ja, ich weiß – ich glaube, Sissmann hat darüber einige Artikel geschrieben.“
    „Dabei werden besondere polymere Verbindungen schnell miteinander verbunden. Das stärkt ihr Gewebe und ermöglicht es ihnen, eine Dekompression auszuhalten, die sich sonst als Explosion auswirken würde.“
    „Okay – na und?“
    „Haben Sie schon einmal etwas von radioaktiver Behandlung von Polymeren gehört?“
    „Sie meinen, daß die Strahlung des Plutoniums die Polymere in ihrem spezialisierten Organ in Verbindung bringt.“
    „Und damit wird das Zeug praktisch an einer Stelle in ihrem Körper versiegelt, als würde es in dichtes Plastikmaterial eingeschweißt. Die Alpha-Strahlung wird blockiert, und das Metall wird daran gehindert, in einen wichtigen Teil ihres Körpers zu wandern.“
    Mark sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. „Sie haben die Sache offenbar sauber durchdacht, Mario. Sie haben mich aber noch immer nicht davon überzeugt, daß meine Anlage hier im Augenblick in einer schweren Gefahr schwebt. Wenn die Trelphs wirklich verseucht sind, werden wir vielleicht den einen oder anderen Teil des Prozesses umkonstruieren müssen, aber …“
    Ich wurde rot. „Sie sind der Ingenieur, Mark. Wieviel spaltbares Plutonium saugen Sie in diesem Augenblick in die Anlage hinein?“
    Sein Gesichtsausdruck war mit einemmal gar nicht mehr freundlich, aber er hob seinen Taschenrechner hoch und fing an, Zahlen zu drücken. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck wieder. Er blieb einige Sekunden lang regungslos stehen und starrte auf das Resultat, ohne ein Wort zu sagen. „Wann erreicht Plutonium die kritische Masse?“ fragte er schließlich.
    „Das habe ich nachgesehen“, antwortete ich. „Zwei Kilogramm reines Material in direkter Nähe, aber das steigt mit nachlassender Konzentration langsam an. Bei einer ein- bis zweiprozentigen Konzentration sind es immer noch ungefähr zwanzig Kilogramm. Das gilt natürlich nur für
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