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An die Empoerten dieser Erde

An die Empoerten dieser Erde

Titel: An die Empoerten dieser Erde
Autoren: Stéphane Hessel
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der Gefahren dieser Zeit. An die Empörten dieser Erde! ist ein Aufruf an die sich abzeichnende Weltgesellschaft, in dem Stéphane Hessel den Horizont neuer Lösungen ins Visier nimmt. Schreiten wir also mit ihm voran!
    Roland Merk
    Paris, Basel und Contra, im Juni 2012

Friedrich Hölderlin: Hyperions Schicksalslied (1797)
    Ihr wandelt droben im Licht
    Auf weichem Boden, selige Genien!
    Glänzende Götterlüfte
    Rühren euch leicht,
    Wie die Finger der Künstlerin
    Heilige Saiten.
    Schicksallos, wie der schlafende
    Säugling, atmen die Himmlischen;
    Keusch bewahrt
    In bescheidener Knospe,
    Blühet ewig
    Ihnen der Geist,
    Und die seligen Augen
    Blicken in stiller
    Ewiger Klarheit.
    Doch uns ist gegeben,
    Auf keiner Stätte zu ruhn,
    Es schwinden, es fallen
    Die leidenden Menschen
    Blindlings von einer
    Stunde zur andern,
    Wie Wasser von Klippe
    Zu Klippe geworfen,
    Jahr lang ins Ungewisse hinab.

Stéphane Hessel
An die Empörten dieser Erde!
Zürcher Rede

Ich hoffe, man hört mich gut mit diesem kleinen Mikrophon, geht es? Ja? Hört man mich auch bis ganz hinten? Gut. Zunächst möchte ich betonen, wie groß meine Freude ist, in Zürich zu sein. Für mich ist Zürich – und natürlich die Schweiz im Allgemeinen, aber Zürich ganz besonders – ein Ort, wo man sich interessiert, was in der Welt vor sich geht. Man hat das in diesen Tagen wieder mit der Occupy-Paradeplatz-Bewegung gesehen, und das geht doch ein bisschen zusammen mit dem, was ich jetzt seit einem Jahr versucht habe in Gang zu bringen.
    Vor über einem Jahr war ich zusammen mit Freunden aus dem französischen Widerstand an einem Ort in Savoyen, wo wir uns an eine Gruppe von dreitausend Menschen mit folgendem Inhalt adressierten: Vorsicht, die Grundwerte, die in der Résistance, in der Zeit des Widerstands von den Franzosen gefordert wurden, diese Werte der Demokratie und der Menschenrechte, diese Werte des Kampfes gegen den Feudalismus der Finanzmächte sind in Gefahr. Die soziale Sicherheit war das, wofür wir Widerstandskämpfer uns nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt haben. Dieses Programm wurde damals von allen Gruppen und von allen Richtungen des französischen Widerstandes ausgeschrieben und von der Linken, der Mitte sowie der Rechten unterstützt. Alle sind wir zu diesem Zweck zusammengekommenund haben gesagt: Diese Werte müssen befürwortet werden, wenn der Krieg zu Ende ist!
    In der Zwischenzeit ging der Krieg zu Ende und etwas enorm Wichtiges erschien am Horizont: Das waren die Vereinten Nationen, die UNO. Die UNO war ein Kind des Zweiten Weltkriegs. Sie verkörperte das genaue Gegenteil von dem, unter dem wir gelitten hatten. Wir waren sehr erpicht darauf, dass die UNO ihr Programm der weiten Welt unterbreitete, so wie es mit dem Programm des französischen Widerstandes geschehen war. Das hat sie dann im Jahre 1948 getan.
    Ich war persönlich dabei, als in Paris die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ausgerufen wurde. Das war am 10. Dezember 1948. Und gerade im selben Jahr wurde Israel von den Vereinten Nationen als Staat aufs internationale Parkett gebracht. Ohne die Vereinten Nationen hätte es Israel nie gegeben, erst die UNO hat das ermöglicht. Die unglücklichen Juden, die im Zweiten Weltkrieg das Schlimmste, was es überhaupt gibt, erlitten hatten, die Shoah, sie mussten jetzt einen Staat haben! Deshalb waren wir alle dabei und unterstützten ihn natürlich mit einem »Ja«. Wir sagten auch, dass der Staat natürlich da sein muss, wo Israel und Jerusalem vor zweitausend Jahren großen Ruhm erlangt hatten. Gut, sagten wir uns, natürlich sind da schon Palästinenser, Araber, aber die müssen irgendwie weg. Irgendwie wird man das schon schaffen, es wird nicht leicht sein, aber man wird es versuchen. Und so ist dann der Staat Israel entstanden.
    Damals waren wir alle sehr glücklich darüber und sagten uns: Endlich haben die Juden einen Staat! Dann aber, nach zwanzig Jahren, ging der Sechs-Tage-Krieg soschlecht für die Araber und so gut für die Israelis aus, dass Israel dann zu einem kolonisierenden Land wurde. Israel kolonisiert und besetzt Palästina. Das ist etwas, was wir, die das Internationale Recht verteidigen, nicht akzeptieren können. Daher bin ich sehr glücklich darüber, von der Gesellschaft Schweiz-Palästina nach Zürich eingeladen worden zu sein.
    Ich werde gleich sagen, was mich besonders beschäftigt, denn in ein paar Tagen werde ich für die dritte Sitzung des Russell-Tribunals zu Palästina 1 in Südafrika
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