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An die Empoerten dieser Erde

An die Empoerten dieser Erde

Titel: An die Empoerten dieser Erde
Autoren: Stéphane Hessel
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der Menschenrechte demonstriert er, dass Zuversicht, Kraft, Mut, Liebe, Mitgefühl,Brüderlichkeit und Solidarität nicht hohle Worte sind, sondern Eigenschaften gelingenden Lebens, die eben jetzt im Angesicht vielfältiger Krisen verteidigt werden müssen.
    Ich habe Stéphane Hessel nach seiner Rede, die er am 27. Oktober 2011 in Zürich hielt, in wiederholten Gesprächen bei sich zu Hause in Paris als brillanten Interviewpartner erlebt. Bis ins Detail erinnert er sich, wie er sich beim Treffen zuvor zu welchem Thema geäußert hat, womit wir jeweils geendet haben. So ergibt sich die Fortsetzung unserer Gespräche organisch, als ob keine Zeit dazwischenläge. Wir sprechen zunächst französisch, dann führen wir unsere Unterredungen auf seinen Wunsch hin auf Deutsch fort, denn unser Buch An die Empörten dieser Erde! soll wie seine Zürcher Rede, die er auf Deutsch hielt, in der Sprache seiner Kindheit erscheinen.
    Ich möchte von ihm wissen, wie die Gedanken, die er in seinen Schriften Empört Euch! und Engagiert Euch! dargelegt hat, konkret und im Kontext aktueller Ereignisse zu begreifen sind. Was bedeutet »Mitgefühl«? Was ist »Interdependenz«? Wie ist der Arabische Frühling zu verstehen? Was ist das Neue an unserer Epoche? Welche Gefahren und Herausforderungen kommen auf uns zu? An welchen Inspirationsquellen nähren sich seine Überzeugungen?
    Geduldig und konzentriert breitet Stéphane Hessel seine Ideen aus, ein zusammenhängendes, methodisch feingesponnenes Netz, das Antwort auf die sich abzeichnende »Weltgesellschaft« gibt.
    Er spricht mit einem leichten französischen Akzent, auch die Berliner Mundart schlägt hier und da durch,man spürt gleich, dass er die deutsche Sprache trotz der schlimmen Erfahrungen während des Nazi-Regimes immer noch liebt – die Sprache der Dichter und Denker: Hölderlin, Goethe, Heine, Hegel und Kant.
    Der Dialog ist für ihn, ganz im Sinne Martin Bubers oder Emmanuel Levinas’, kein bloßes Mittel, um Inhalte auszubreiten; das Gespräch mit seinem Gegenüber ist ihm ein essentielles Ereignis, eine Form, sich selbst zu übersteigen und das dialogische Prinzip, das in allem steckt, zu entfalten. Hessels Rede ist nie nur Inhalt, sondern auch Form, der Inhalt ist erst vollends aufzuschlüsseln, wenn man seine Stimme mit hört, die Zuversicht, Wärme und Vertrauen schafft. Hessel ist ein moderner Sokrates, der dem Menschen nicht nur über das geschriebene Wort, sondern auch über die lebendige Rede und den freien Austausch der Gedanken mit einem Gegenüber begegnet.
    Als wir über die Krise der Menschheit im Allgemeinen und im Besonderen sprechen, flackert die düstere Realität wieder in grellen Schriftzeichen vor dem geistigen Auge auf: Schuldenkrise, Arbeitslosigkeit, Sparmaßnahmen, Krise, New Deal, Börsencrash, Occupy Wall Street, Palästina, Nakba, Klimakatastrophe, Krieg, Hunger, Neoliberalismus …
    Gegen dieses Flutwelle von Problemen setzt Stéphane Hessel sehr überlegt Worte wie »Reform des Denkens«, »Solidarität«, »Dialog«, »Würde des Menschen«, »Interdependenz«, »Mitgefühl«, »Metamorphose der Menschheit«, »soziale Wohlfahrt«, »Weltgesellschaft«. Wie ein geschichtsphilosophisches Leitmotiv taucht der Begriff des »Rechts« in allen seine Argumenten auf. Angesichtsder Komplexität der Dinge, die uns oft ratlos machen oder verzweifeln lassen, behält Hessel einen kühlen Kopf: Es ist das Recht, das uns alle verbindet und uns historisch vorwärtsbringt, und wer dahinter zurückfällt, der tut es um den Preis von Unrecht und Barbarei.
    Mit dem Bewusstsein auf der Höhe dieser Zeit sein – das ist seine Forderung. Und das meint auch: auf der Höhe dieser Weltgesellschaft sein, die wir sind. Empörung und Engagement, gewiss, dafür steht er ein, aber nicht für die kopflose Aktion, sondern für die überlegte, ohne Gewalt. Das sagt einer, der im Widerstand gegen die Nationalsozialisten gekämpft hat, das sagt einer, der überzeugt ist, dass wir die demokratischen Mittel zu dieser Form der Empörung im bisher Erreichten vorfinden, das wir gegen seine Verächter verteidigen, aber auch ausbauen müssen.
    Stéphane Hessel wagt den ersten Schritt, er wirft nicht den ersten Stein. Er ist der große Mobilisator und Inspirator einer Menschheit, die auf dem Weg zur Weltgesellschaft ist. Sein Vorgehen ist von Gandhis Weg der Gewaltlosigkeit inspiriert. Er ist einer, den man ohne weiteres mit so unterschiedlichen Namen von engagierten Menschen und
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