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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road
Autoren: Matson Morgan
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Picknicktischen und stellte den Motor ab. Dann schnallte er sich ab, drückte auf die Schnalle von meinem Gurt und rutschte an den Rand von seinem Sitz. Zwischen uns war die Mittelkonsole, aber er beugte sich darüber und legte seine Arme um mich, so selbstverständlich, als ob er das schon immer getan hätte. Und ich dachte an nichts anderes als daran, wie gut es sich anfühlte, jemanden zu haben, der mich hielt und der nicht im nächsten Moment verschwinden würde. Ich lehnte mein Gesicht an sein T-Shirt und weinte, und es war mir egal, ob am Ende alles voller Rotz und Wasser war, weil ich spürte, dass ich endlich loslassen konnte. Weil ich wusste, dass er damit zurechtkam und da war, so lange, wie ich ihn brauchte.
    Während draußen vor dem Fenster der Verkehr auf der Interstate vorüberrauschte, strich Roger mir die Haare aus der Stirn und wiegte mich ganz sanft hin und her.
     
    »Virginia!«, rief Roger zwei Mixe und vier Runden Twenty Questions (Eleonore von Aquitanien, Jonathan Larson, Sir
Francis Drake und Bernadette Peters) später. Dabei zeigte er auf das Schild, das wir gerade passierten, und strahlte mich an.
    Ich sah ihn an, immer noch ein bisschen aufgewühlt von der Tatsache, dass ich ihm alles erzählt und er es offenbar verkraftet hatte. Und er sah mich jetzt auch nicht anders an, soweit ich das einschätzen konnte. Ich konnte es kaum glauben. Und doch war es so. Es war, als ob mir noch eine weitere Last von den Schultern genommen war. Es war eine große Erleichterung, dass er jetzt Bescheid wusste. Dass es keine Geheimnisse mehr zwischen uns gab. Gerade noch rechtzeitig, kurz bevor die Fahrt zu Ende ging.
    »Kennst du das Motto von Virginia?«, fragte er. »Es heißt: Sic semper tyrannis, das bedeutet so viel wie ...«
    »So immer den Tyrannen«, beendete ich an seiner Stelle. Roger sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Und«, fuhr ich fort, »das hat auch Booth geschrien, nachdem er Lincoln erschossen hatte.«
    »Bin beeindruckt.« Er lächelte.
    Ich atmete tief ein und sagte ihm, was ich ihm vor fünf Tagen noch nicht sagen konnte. »Mein Vater war Geschichtsdozent.« Diesmal kam ich mit der Vergangenheitsform besser klar. »Und diese Epoche war sein Spezialgebiet.«
    »Gute Epoche.« Er warf mir einen Blick zu, als wollte er sichergehen, dass ich damit einverstanden war. »Mochte er Lincoln?«
    Darüber musste ich lächeln, weil ich an die Karteikarte mit den Notizen zu Lincoln denken musste, die in seinem Lieblingsbuch steckte, das mit mir durchs Land gereist war. »Fast so sehr wie Elvis.«

    »So«, sagte Roger zwei Stunden später. Er drehte Into the Woods aus meinem Mix leiser und schaute aus dem Fenster, »wir suchen also ein Dairy Queen.«
    »So ist es«, bestätigte ich, als wir auf die Hauptstraße kamen. Wir fuhren ein paar Straßen auf und ab, die eigentlich viel zu hübsch aussahen, als dass dort ein Dairy Queen hätte sein können. Zwanzig Minuten später fanden wir es schließlich, aber nur weil ich in einer Tankstelle nach dem Weg gefragt hatte. Wir wurden in einen Stadtteil geschickt, der deutlich schäbiger aussah und wo es anstelle der Boutiquen und Cafes lauter Läden gab, wo man Schecks einlösen oder Schnaps kaufen konnte.
    »Da drüben«, zeigte Roger. Gleich neben der Greyhound-Bushaltestelle war ein Dairy Queen. Das rot-weiße Zeichen war noch nicht eingeschaltet. Er fuhr auf den Parkplatz und musterte interessiert ein Schild, das wenige Meter vor uns hing, direkt über der Stelle, wo die Busse ankamen und abfuhren. Es gab eindeutig nur eine Stelle für beides, denn auf dem Schild stand: ANKUNFT ABFAHRT, direkt nebeneinander, nicht einmal die beiden Wörter waren durch irgendwas voneinander getrennt.
    »Okay«, sagte ich. Roger stellte den Motor ab und wir stiegen beide aus. »Bin gleich wieder da. Möchtest du irgendwas?«
    »Ein Blizzard wäre toll«, meinte er.
    »Welche Sorte?«
    Er grinste mich an. »Ich lass mich überraschen.«
    »Kannst du haben.« Ich musterte den Laden und stellte fest, dass es ein Take-out war, wo es nur eine Bestelltheke
gab, aber keine Tische. Das erklärte auch die vielen Leute, die ihr Eis im Auto oder auf der Stoßstange aßen.
    Ich ging zur Theke und zog den Umschlag von Muz aus der Tasche, in der Hoffnung, dass er gewusst hatte, wovon er redete, denn ich hatte keine Lust, planlos nach Leuten Ausschau zu halten, die aussahen, als ob sie Corey hießen.
    Als ich über den Parkplatz ging, drehte ich mich noch mal nach dem Auto um,
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