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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road
Autoren: Matson Morgan
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wo Roger auf unserem üblichen Heckplatz saß und mit den Beinen baumelte.
    »Hi«, sagte ich, als ich vor der Theke stand. Der Angestellte, der sein DQ-Cap seitlich aufgesetzt hatte, wirkte gelangweilt.
    »Kann ich helfen?«, fragte er mit einem tiefen Seufzer.
    »Ja. Muz hat mich gebeten, das hier Corey zu geben. Er meinte, ihr würdet das machen.« Ich schob den Umschlag über den Tresen und beobachtete ihn genau, um zu sehen, ob er mit dieser Ansage etwas anzufangen wusste.
    »Gut«, sagte er mit unbewegter Miene und nahm den Umschlag an sich, als ob er zwischen den Eisbestellungen ständig Briefe für irgendwelche Leute entgegennahm. Wer weiß, vielleicht war das ja tatsächlich so. »Noch was?«
    »Ähm, ja«, stammelte ich ein wenig überrascht, weil die Übergabe so glattgelaufen war. »Ähm ...« Ich studierte das Angebot und wusste plötzlich genau, was Roger nehmen würde: einen Reese’s Pieces Blizzard mit halb Vanilleeis und halb Schokoeis. Für mich nahm ich einen Oreo Blizzard. Dann bezahlte ich und trug die Kreationen zum Auto, wobei ich immer noch ganz baff war, dass der schwierigste Teil der Aktion die Entscheidung für die richtige Eissorte gewesen war.

    Ich ging um das Auto herum zum Heck, wo Roger saß, mit baumelnden Füßen und Sonnenbrille, obwohl der Himmel wolkig war. Und in dem Moment passierte etwas in mir. Es fühlte sich genauso an wie in dem Moment, als ich vorschlug, zum Yosemite-Nationalpark zu fahren. Oder als ich zu Luciens Jeep gerannt war und mich ans Steuer gesetzt hatte. Dasselbe Gefühl, das mich überkommen hatte, als ich mein Bein über das Fensterbrett schwang, um in dem Zimmer im Promises Kept zu landen. Das Gefühl, gleich etwas zu tun, bei dem ich mir nicht sicher war, wie es ausgehen würde. Das Gefühl, irgendwo abzuspringen und zu hoffen, dass ich im Moment der Landung Boden unter die Füße bekam.
    Ich setzte mich neben Roger in den Kofferraum und stellte die Styroporbecher neben dem Radkasten ab.
    »Hi«, sagte er und setzte die Sonnenbrille ab. »Hast du mir was Leckeres mitgebracht?«
    »Ich denke schon.« Dabei versuchte ich, nicht darauf zu achten, wie heftig mein Herz schlug. Und dann, noch bevor ich richtig darüber nachdenken konnte, es analysieren oder mir anders überlegen konnte, beugte ich mich zu ihm hinüber und küsste ihn.

Country roads, take me home to the place I belong.
    – John Denver
     
     
    Er erwiderte meinen Kuss. Kurz nur, aber er erwiderte ihn. Irgendwie automatisch, irgendwie, als würden wir uns schon länger küssen. Doch dann rückte er ab von mir und sah mich an. »Amy«, sagte er leise. So hatte er meinen Namen noch nie gesagt. Und trotz seines Rückzugs war das die Antwort, die ich wollte. Er berührte mein Gesicht, strich mit der Hand über meine Wange und umfasste mein Kinn. »Ich bin nicht sicher ...«
    Aber ich war es. Ich beugte mich wieder zu ihm und küsste ihn noch einmal. Und diesmal erwiderte er meinen Kuss wirklich, streichelte mit der Hand von meinem Kinn über mein Haar und wieder zurück unter mein Kinn. Wir küssten uns, wie Ertrinkende atmen – als hätten wir plötzlich etwas entdeckt, was bis dahin noch nie so wunderbar war.
    Und als wir kurz Luft holten für einen Kuss, der noch wunderbarer und ausgedehnter war, verstand ich urplötzlich, warum auf dem Greyhound-Schild Ankunft und Abfahrt so dicht nebeneinanderstanden. Weil nämlich beides, so wie in diesem Moment, exakt dasselbe bedeuten kann.
    »Meine Güte«, murmelte er in mein Haar, als wir uns voneinander lösten. Vielleicht waren es zehn Minuten gewesen, vielleicht aber auch eine Stunde. Ich konnte es gerade nicht
mehr so richtig einschätzen. Er strich meine Haare glatt. »Das wollte ich schon so lange.«
    »Wirklich?« Fast fürchtete ich mich, das zu glauben.
    »Oh ja«, sagte er. »Seit Kansas. Mindestens.«
    »Blizzard?«, fragte ich und reichte ihm seinen Becher.
    Er nahm ihn, küsste mich noch einmal und nahm einen Schluck. »Perfekt«, befand er und lächelte mich an. »Reese’s mit Schoko-Vanille-Wirbel?« Ich nickte. Er lächelte und schlürfte weiter, während seine Hand auf meinem Knie lag.
    Ich holte Luft, lehnte mich noch einmal zu ihm und küsste ihn wieder. Diesmal schmeckte er nach Schoko-Vanille-Eis, und ich hätte diesen Moment am liebsten für immer festgehalten  – den Geschmack von Rogers Kuss auf meinen Lippen und alles, was vor uns lag wie der Highway. So unendlich vieles stand uns offen – was immer auch passierte.
    Und
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