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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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Etage. Wir haben sogar kaum zusammen gegessen.»
    «Warum nicht?» fragte de Gier und gab ihr Feuer für die Zigarette. Sie hatte lange Hände, keinen Lack auf den Nägeln, ein Nagel war abgebrochen.
    «Wir zogen es vor, nicht viel Aufhebens miteinander zu machen. Abe sorgte für einen gefüllten Kühlschrank und aß nur, was ihm gefiel . Wenn wir zufällig beide zu Hause waren, kochte ich schon mal für ihn, aber er hat mich nie darum gebeten. Er aß viel außerhalb. Wir führten jeder unser eigenes Leben.»
    «Wovon hat er gelebt?» fragte de Gier.
    Esther versuchte wieder zu lächeln. Ihr Gesicht war noch blaß, die Schatten unter den Augen zeigten sich als dunkelrote Flecken, aber es war wieder etwas Leben in ihren Mund gekommen, der kein Schlitz mehr in einer Maske war.
    «Er war Händler, er verkaufte Sachen auf der Straße. Auf dem Straßenmarkt in der Albert Cuypstraat. Sie kennen sicherlich die Albert Cuypstraat?»
    «Ja, Juffrouw.»
    «Nennen Sie mich bitte Esther. Manchmal bin ich zu ihm in die Albert Cuypstraat gegangen. Ich hab ihm auch geholfen, wenn ich einen freien Tag hatte. Er verkaufte Glasperlen und alle Arten von Tuch und Wolle und bunte Bänder und Litzen. An Leute, die sich ihre Sachen gern selbst machen.»
    «Sozusagen an kreative Leute», sagte de Gier. «Ja. Kreativ zu sein, ist jetzt sehr modern.»
    «Sie sagen, Ihr Bruder hat dieses Haus gekauft? Das muß ihn eine schöne Stange Geld gekostet haben, oder hat er eine große Hypothek aufgenommen?»
    «Nein, es gehört ihm ganz. Er hat viel Geld verdient. Er hat nicht nur Sachen auf der Straße verhökert, wissen Sie, sondern auch im Großhandel mitgemischt. Er fuhr immer mit dem Lastwagen in die Tschechoslowakei und kaufte dort tonnenweise Glasperlen direkt von der Fabrik, die er an andere Straßenhändler und auch an große Geschäfte verkaufte. Und er kaufte und verkaufte auch andere Waren. Der Straßenmarkt war nur so zum Spaß, er ging immer nur montags hin.»
    «Und Sie, was tun Sie?»
    «Ich arbeite an der Universität; ich habe einen akademischen Grad in Literatur.»
    De Gier machte ein beeindrucktes Gesicht.
    «Wie heißen Sie?» fragte Esther.
    «De Gier. Brigadier de Gier. Rinus de Gier.»
    «Darf ich Sie Rinus nennen?»
    «Gern», sagte de Gier und schenkte sich Kaffee nach. «Haben Sie eine Ahnung, warum dies passiert ist? Meinen Sie, es besteht eine Verbindung zu den Unruhen? »
    «Nein», sagte sie. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. De Gier streckte die Hand aus und hielt ihre Hand fest.

    «Man hat mit irgendeinem Ding nach ihm geworfen», sagte der Commissaris und schaute nach unten auf die Leiche. «Und zwar mit beträchtlicher Kraft. Aus der Wucht des Aufschlags könnte man fast schließen, er sei beschossen worden. Vielleicht mit einem Stein. Aber wo ist er?»
    Grijpstra erläuterte, was er aus seinen bisherigen Ermittlungen schließen konnte.
    «Ich verstehe», sagte der Commissaris nachdenklich. «Kein Stein, sagst du. Und keine Ziegelbrocken. Ich verstehe. Auf dem Nieuwmarkt haben sie mit Ziegeln geworfen, wie man mir sagte. Mit roten Ziegeln. Sie zerbrechen und fallen auseinander, wenn sie etwas treffen. Hier auf dem Fußboden ist kein roter Staub. Es könnte jedoch ein richtiger Stein gewesen sein, den dann jemand gefunden und in die Gracht geworfen hat.»
    «Es hätte ein platschendes Geräusch gegeben, Mijnheer, und die Straße ist den ganzen Tag über bewacht worden.»
    Der Commissaris lachte. «Ja. Totschlag, und wir sitzen direkt davor, schon den ganzen Tag und haben nichts gemerkt. Sonderbar, nicht wahr?»
    «Ja, Mijnheer.»
    «Und er kann noch nicht lange tot sein. Seit Stunden, länger nicht. Seit einigen Stunden, würde ich sagen. Der Arzt wird jeden Augenblick hier sein; die Barkasse ist zurückgefahren, um ihn zu holen. Er wird es wissen. Wo ist de Gier?»
    «Unten, Mijnheer, er spricht mit der Schwester des Mannes.»
    «Er konnte das Blut nicht ertragen, nicht wahr? Meinst du, er wird sich je daran gewöhnen? »
    «Nein, Mijnheer. Nicht wenn er gezwungen ist, es für eine Weile anzusehen. Wir waren mitten in den Unruhen, und er hat sich gut geschlagen, und das Blut an meiner Hand hat ihm nichts ausgemacht, aber wenn Blut mit Tod verbunden ist, scheint es ihn zu erwischen. Er muß sich übergeben. Ich hab ihn noch rechtzeitig nach unten geschickt.»
    «Jeder Mensch hat seine eigene Furcht», sagte der Commissaris leise. «Aber ich frage mich, wodurch dies hier angerichtet worden ist. Eine
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