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Amrum, Kerle, Liebe 2 - Connor spinnt

Amrum, Kerle, Liebe 2 - Connor spinnt

Titel: Amrum, Kerle, Liebe 2 - Connor spinnt
Autoren: Sissi Kaipurgay
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geht.“
    „Zuneigung?“, frage ich und komme mir vor wie ein Echo, aber mein Kopf ist leer und ich kann nicht anders, als so dumm zu reden.
    Connor nickt und seine Hände schieben sich über den Tresen, als wenn er mich anfassen möchte. Ich gucke verstört hin und er zieht sie langsam zurück.
    „Möchtest du was bestellen?“, frage ich unvermittelt.
    Ist wohl das Kellnergehirn, das da anspringt.
    „Oh ja, einen Cappuccino, bitte“, sagt Connor mit einem Lächeln, das mir die Schuhe auszieht.
    Während ich das Getränk zubereite gucke ich immer wieder zu ihm. Er mustert die Umgebung, doch sein Blick wandert ständig zu mir. Connor guckt mir auf den Arsch und als er merkt, dass ich es bemerke, lächelt er entschuldigend und senkt die Wimpern.
    „Bitte sehr“, sage ich, als ich den Becher vor ihm abstelle.
    Connor nippt an dem Cappuccino und ich greife nach einem frischen Geschirrtuch und beginne, ein paar Gläser zu polieren. Das sieht gut aus und wirkt total beschäftigt.
    „Ich will mich nicht rausreden, aber ich bin ein wenig verkorkst“, durchbricht Connor das Schweigen, „Meine Eltern - sie sind nett, aber lieblos. Ich kenne Liebe gar nicht, außer von meiner Großmutter. Die ist leider schon lange tot, war aber die Einzige aus meiner Familie, die sich je um mich gekümmert hat.“
    „Mein Beileid“, sage ich.
    „Ich hatte es immer leicht. Mit meinem Aussehen und dem Geld im Hintergrund, haben sich Männlein wie Weiblein um mich gerissen. Bisher hat es mich nicht gestört, dass alles so oberflächlich ist. Aber dann traf ich dich.“ Connor sucht meinen Blick. „Du bist mir unter die Haut gekrochen und ich will auch gar nicht, dass du da je wieder verschwindest.“
    Das Bierglas, das ich gerade poliere, gleitet mir aus den Fingern. Ich starre den Kerl an, der hier gerade einen Seelenstriptease der Sondergüte hinlegt und höre nur aus der Ferne das Splittern von Glas.
    Connor sieht aus wie sonst auch. Die blonden Haare fallen gekonnt auf seine Schultern, Udo Walz hätte es nicht besser hinbekommen. Seine Augen sind grau-blau und die dichten, dunklen Wimpern machen aus ihnen echte Hingucker. Sein Mund ist breit und die Lippen sehen einfach wunderschön aus. Ich weiß wie sie schmecken…
    All das stürmt jetzt auf mich ein und - leider auch mein Chef, der quer durch den Empfangsbereich ruft: „Jan, mach nicht alles kaputt.“
    Ich erwache wie aus einem Traum, schaue runter und greife nach einem Kehrblech. Während ich die Scherben auffege gehen mir Connors Worte durch den Kopf. Ich bin unter seiner Haut. Verdammt, wie bin ich da hingekommen und wieso weiß ich nichts davon? Ich meine, ich müsste es doch merken, oder? Sinnend kippe ich die Glasbruchstücke in den Mülleimer und lege das Kehrblech weg.
    „Jan? Bekomme ich eine Chance?“ Connor hat den Kopf schiefgelegt und – verflixt – er muss doch wissen, dass diese Haltung einfach hinreißend aussieht.
    Ich kämpfe mit mir und führe ein stummes Zwiegespräch, das in etwa so aussieht: ‚Connor kann nett sein, das beweist er doch gerade‘, sagt der Engel. ‚Ja und? Sein Finger war in DEINEM Arsch, vergiss das nicht‘, höhnt der Teufel. ‚Es hat sich eigentlich ganz gut angefühlt. Außerdem war der bestimmt aus Versehen dort‘, seufzt der Engel. ‚Ach, aus Versehen? Ist er Urologe und hat dich abgetastet, Dummerchen?‘, spottet der Teufel. Gut, ich erspare lieber weitere Einblicke in mein zerrissenes Inneres, es ist zu verwirrend. Selbst für mich.
    „Jan? Gehst du heute Abend mit mir essen?“ Immer noch hält Connor den Kopf schief und der Engel gewinnt. Ich nicke.
    „Danke.“ Sein Gesicht erstrahlt in einem Lächeln. „Wann darf ich dich abholen?“
    „Ich hab um zehn Feierabend“, sage ich leise.
     
    Restaurant im Kiefernwäldchen
     
    Connor wartet auf der anderen Straßenseite. Ein unerwartet feinfühliger Zug von ihm und mein Herz macht sofort einen freudigen Hüpfer. Ich hole tief Luft, gehe zu ihm hinüber und versuche, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Er hat mich in jeder Hinsicht enttäuscht, also darf ich mich einfach nicht zu früh auf ihn einlassen. Den Beweis, dass er auch ganz anders kann, muss er erst noch antreten.
    „Hey Jan.“ Connor lächelt. „Du siehst toll aus.“
    Mein Wollhemd und die alte Jeans rechtfertigen sein Kompliment nicht, dennoch tut es gut. Er selbst trägt einen Kapuzenpulli und sieht wie immer umwerfend aus. Die Haare sind gewollt
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