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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Bale
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dem Chilton Way, dachte sie. In zwei, drei Minuten müssten sie hier sein, vielleicht eher.
    Aber trotzdem zu spät, um sie zu retten.
    Sie hing reglos im Baum, als der Mann in Schwarz näher kam. Ab und zu schien er den Kopf zu senken und den Boden zu betrachten. Julia war verwirrt. Was suchte er da unten?
    Ihr Turnschuh gab die Antwort. Blut. Er folgte der Blutspur. Sie bestätigte, dass das Geräusch im Baum nicht von einer Krähe, einer Taube oder einer verschreckten Katze gekommen war.
    Ihre Blase gab nach. Warmer Urin tränkte ihre Jeans und lief an ihren Beinen hinunter. Sie bemerkte es kaum.
    Ruhig, beinahe lässig schlenderte der Mann zur Leiche seines Partners zurück, drehte sich dann plötzlich um und gab mehrere Schüsse hintereinander in den Baum ab. Julia hörte, wie die Kugeln über ihrem Kopf durch die Nadeln zischten, in Äste schlugen und die Rinde in Placken herausrissen. Die Fetzen rieselten auf sie herab, doch sie konnte ihnen nicht ausweichen, ohne ihre Position zu verraten.
    Die nächste Garbe schlug einen halben Meter tiefer ein. Sie spürte, wie die Geschosse an ihr vorbeijagten, hörte das tödliche Zischen der verdrängten Luft.
    Die Kugel, die sie traf, spürte sie sonderbarerweise nicht.
    Durch die Wucht des Aufpralls kippte sie zur Seite, schlug mit der Stirn gegen einen Ast, glitt dann ab und fiel durch den Baum, wobei sie ein paar Zweige mitnahm, bis sie schließlich auf dem untersten Ast aufprallte und die letzten ein oder anderthalb Meter wie ein Stein herabfiel. Mit einem dumpfen Schlag landete sie auf dem Rücken im Gras.
    Der Mann in Schwarz beobachtete sie noch ein paar Sekunden lang, um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht mehr bewegte. Die Sirene war jetzt sehr laut, sie zertrümmerte die trügerische Stille des Morgens. Er konnte sie unmöglich überhören.
    Mit einem letzten nachdenklichen Blick in Julias Richtung platzierte er die Pistole sorgfältig neben der Leiche seines Partners und eilte zurück zur Hurst Lane. Dann verschwand er, als wäre er nie dagewesen.
    Als hätte er überhaupt nie existiert.

6
     
    Das erste Polizeifahrzeug traf zwanzig Sekunden später ein. Es war ein Einsatzwagen mit zwei bewaffneten Polizisten der Taktischen Eingreiftruppe, PC Davies und PC Eade. Sie waren von einer routinemäßigen Streifenfahrt in Mittelsussex abgezogen worden, nachdem ein Bericht über einen Zwischenfall mit Schusswaffengebrauch eingegangen war. Ein zweiter Einsatzwagen aus Brighton würde in schätzungsweise fünfzehn Minuten eintreffen. Außerdem waren zwei unbewaffnete Streifen und ein Krankenwagen unterwegs; sie würden aber erst in den Ort einfahren, wenn die bewaffneten Einheiten grünes Licht gaben.
    Laut Information der Einsatzleitstelle hatte ein Hausbesitzer in Chilton beobachtet, wie ein Postbote der Royal Mail niedergeschossen worden war. Der Notruf war um 8.09 Uhr registriert worden. Jetzt war es 8.22 Uhr. Falls es sich um einen bewaffneten Raubüberfall gehandelt hatte, was die wahrscheinlichste Erklärung zu sein schien, war der Täter wohl längst über alle Berge.
    PC Davies, der auf dem Beifahrersitz saß, hatte sich die Lage des Ortes angesehen und festgestellt, dass es nur eine einzige Zufahrtsstraße gab. Er hatte seinen Kollegen vorgewarnt, dass das Fluchtauto ihnen möglicherweise auf dem Chilton Way entgegenkommen könnte. Und er hatte seine Waffe gezogen, eine Sig Sauer P226.
    Tatsächlich passierten sie auf der kurzen Strecke von der B2112 bis zum Dorf kein einziges Fahrzeug, was Davies mit einem Anflug von Unbehagen registrierte.
    Als sie nahe dem Dorfladen um eine Kurve bogen, sahen sie den Lieferwagen der Royal Mail am Straßenrand parken. Während Eade das Tempo drosselte, schaltete Davies die Sirene aus und begann das Dorf nach verdächtigen Anzeichen abzusuchen. Das Beifahrerfenster war heruntergelassen, und ihm fiel auf, wie ruhig es hier war. Abgesehen vom Geräusch ihres Wagens konnte er nur Vogelgezwitscher hören. Kein Mensch weit und breit. Nichts rührte sich.
    Dann sah er jemanden auf dem Dorfplatz im Gras liegen, rund zehn Meter vom Wagen entfernt. Im gleichen Moment erkannte PC Eade, dass hinter dem Postauto eine Leiche lag.
    Beide Männer stießen gleichzeitig einen Überraschungslaut aus. Während der Wagen zum Stehen kam, wechselten sie einen Blick und begriffen, dass jeder auf etwas anderes reagiert hatte.
    Sie stiegen aus, und Davies sah sofort die Schrotflinte neben der Leiche im Gras liegen. Der Anrufer hatte gemeldet,
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