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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Bale
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– ganz spontan – eine Schachtel Schokokekse aus dem Regal nahm. Sie hatte einen langen, schwierigen Tag vor sich, da durfte sie sich ruhig etwas gönnen.
    Als sie zur Kasse ging, beugte Moira sich über die Theke und nahm ihre Hand. Noch ehe sie etwas gesagt hatte, wusste Julia bereits, dass sie diesen sanften, gedämpften Tonfall anschlagen würde, der für Menschen reserviert schien, die vor kurzem einen Angehörigen verloren haben.
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, wie furchtbar leid es mir tut, was passiert ist. Die beiden waren so ein liebenswertes Paar.«
    Julia schluckte und deutete ein Nicken an. Sie wusste inzwischen, wie leicht solche Beileidsbekundungen die Schleusen der Trauer öffnen konnten.
    »Kommt denn Ihr Bruder nicht her, um Ihnen beim Räumen zu helfen?«, fragte Moira, während sie Julias Fünfpfundschein nahm und den Betrag in die Registrierkasse eintippte.
    »Er hat es angeboten, aber es wäre doch albern, wenn er dafür extra aus Cheshire herkäme.«
    »Da haben Sie wohl recht. Wirklich jammerschade, dass Sie und Peter nicht mehr zusammen sind«, meinte Moira, die sich ihrer Taktlosigkeit offenbar nicht im Geringsten bewusst war. »Ich weiß, dass Ihre Mutter immer gedacht hat, Sie beide wären füreinander bestimmt.«
    »Das dachte ich auch«, erwiderte Julia. Noch so ein Thema, das sie lieber vermieden hätte.
    »Aber jetzt haben Sie ja wieder jemanden, nicht wahr? Mir fällt der Name gerade nicht ein …«
    »Steve.«
    »Ja, richtig. Steve.« Moira rümpfte die Nase, als sie den Namen wiederholte – wahrscheinlich erinnerte sie sich an Mums Urteil über ihn, dachte Julia.
    »Ehrlich gesagt, ich habe meine Zweifel, ob es eine Zukunft hat«, sagte sie.
    Moira schnalzte mit der Zunge. »Sie haben so einiges durchgemacht, was?« Julia war sich sicher, dass sie als Nächstes eine Bemerkung in der Art von »Ein Unglück kommt selten allein« würde fallen lassen, aber vielleicht hatte sie es sich im letzten Moment anders überlegt, denn sie blies nur die Backen auf und sagte: »Ich würde Ihnen ja gerne selbst zur Hand gehen, aber Len ist nach Leicester gefahren, um sich das Fußballspiel anzuschauen. Sonderurlaub für gutes Betragen«, fügte sie mit schiefem Grinsen hinzu.
    Julia grinste zurück. »Ich komme schon zurecht. Und wenn ich heute nicht ganz fertig werde … na ja, es eilt ja nicht besonders.«
    »Es wird Ihnen besser gehen, wenn Sie es erledigt haben, glauben Sie mir.« Moira presste die Hände wie zum Gebet zusammen. »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es einen bei den unwahrscheinlichsten Sachen plötzlich erwischen kann. Falls das passiert, wissen Sie ja, wo Sie mich finden können.«
    »Danke.« Julia klemmte sich die Keksschachtel unter den Arm und griff nach der Milch. Nur um noch etwas Konversation zu machen, sagte sie: »Ziemlich ruhig hier heute Morgen.«
    Moira dachte einen Moment nach. »Ja, stimmt. Ich hatte ein, zwei Kunden, als ich um sieben aufgemacht habe – Mrs. Collins und Tom Bradbury mit seinen elenden Kötern. Aber bei der Kälte haben bestimmt alle beschlossen, noch ein bisschen im Bett zu bleiben – die Glücklichen.«
    »Das wird es wohl sein«, pflichtete Julia ihr bei.
    Als sie an der Tür war, rief Moira: »Lassen Sie mal was von sich hören, ja? Würde mich freuen.«
    Julia hielt die Tür mit dem Fuß auf und blickte sich lächelnd um. In diesem Moment, da ihr selbst so schwer ums Herz war, hätte sie nie geglaubt, dass Moira keine zwanzig Minuten mehr zu leben hatte.
     
    Als sie den Laden verließ, fiel ihr ein Plakat im Fenster des Hauses gegenüber ins Auge. Wieder eine von Philip Walkers Kampagnen, dachte sie, als sie die fetten, zehn Zentimeter hohen Buchstaben sah. Die folgenden Ereignisse würden dafür sorgen, dass die Worte sich für immer in ihr Gedächtnis einbrannten.
     
    Das hier ist UNSER Dorf!
Lasst nicht zu, dass sie es ZERSTÖREN!
     
    Sie schnaubte amüsiert. Walker war ein Mann, der kein Blatt vor den Mund nahm, und mit seiner Gruppe von Aktivisten führte er einen erbitterten Kleinkrieg gegen die Bauunternehmer, die eine Erweiterung des Dorfs planten. Höchstwahrscheinlich ein Kampf gegen Windmühlen, wenn man aus der Vergangenheit irgendwelche Schlüsse ziehen konnte, doch Julia sympathisierte insgeheim mit ihnen. Schon allein, weil ihre Eltern die Kampagne leidenschaftlich unterstützt hatten.
    Und dann konnte sie die hartnäckigen Einflüsterungen ihres Unterbewusstseins nicht länger ignorieren und warf noch einmal einen
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