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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Bale
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bevorstand.
    »Was sollen wir denn nun melden?«, fragte Eade.
    »Großalarm, was sonst?«, erwiderte Davies. »Wir müssen das ganze Gebiet abriegeln. Jedes einzelne Haus durchsuchen.« Er seufzte schwer. Eigentlich hätte er in zwei Stunden Dienstschluss. Eine kleine Stimme erinnerte ihn an seine ursprünglichen Pläne für den Tag: kurzer Trip zum Heimwerkermarkt mit der Frau, bisschen vor der Glotze dösen, abends mit den Kumpels auf ein paar Bierchen und ein Curry, dann schön ausschlafen und am Sonntagmorgen hoffentlich eine kleine feine Nummer.
    Und jetzt hatte ihm irgendein Irrer das alles versaut.
    Mein Gott, dachte er, wenn das hier ein zweites Hungerford ist, dann werden wir so bald keine ruhige Minute mehr haben.
    »Die Kirchentür ist offen«, meinte Eade. »Ich geh mal nachsehen.«
    Davies nickte, immer noch in Gedanken versunken, während er nach seinem Funkgerät griff. Er fragte sich, ob Eade sich eigentlich im Klaren darüber war, was für einen Wahnsinnsstress das Ganze für sie bedeutete.
    Dann hörte er ein Stöhnen, und ihm blieb fast das Herz stehen.
     
    Er blickte sich um und sah das Bein der Frau zucken. Er wusste, dass Leichen manchmal kleine Bewegungen machten, hervorgerufen von vereinzelten elektrischen Impulsen in den Muskeln. Der Prozess des Sterbens konnte sich nach dem eigentlichen Moment des Hirntods noch stundenlang hinziehen.
    Aber dann bewegte sich ihr Kopf, nicht mehr als einen Zentimeter. Blutbläschen traten auf ihre Lippen.
    Ach du Scheiße. Sie lebt. Sie lebt, und ich bin einfach an ihr vorbeigelaufen.
    Er fummelte hektisch an seinem Funkgerät herum. »Wir haben hier einen schweren Zwischenfall. Wiederhole: schwerer Zwischenfall . Lösen Sie Großalarm aus! Bis jetzt drei bestätigte Todesopfer, dazu eine schwer verletzte Person. Wir brauchen so schnell wie möglich den Krankenwagen. Und den Hotel 900, wenn er verfügbar ist.«
    Er ließ sich auf die Knie sinken und vergewisserte sich, dass ihre Atemwege frei waren; tastete nach einem Puls und fand einen. Sehr schwach. Alles war so voller Blut, dass er zuerst nicht feststellen konnte, wo sie getroffen worden war. Irgendwo auf der rechten Seite, vermutete er, wobei zahlreiche Schnittwunden und Kratzer die Sache nicht einfacher machten. Hätte er es nicht besser gewusst, dann hätte er angenommen, dass sie aus einem Baum gefallen war.
    Er hob gerade rechtzeitig den Kopf, um Eade aus der Kirche wanken zu sehen. »Da drin sind noch zwei«, rief er. »Das ist’ne verdammte Katastrophe!«
    Nein, es ist ein Massaker. »Die hier lebt noch«, rief er zurück. Im gleichen Moment erfuhr er, dass Hotel 900, der Polizeihubschrauber, in zehn Minuten vor Ort sein könne. Der Rettungsassistent an Bord erhielt gerade seine Instruktionen.
    Na, viel Glück, Junge, dachte Davies. Er nahm die Hand der Frau und drückte sie sanft. Sie fühlte sich sehr kalt an. Ihre Augenlider zuckten, und er beugte sich zu ihr herab und mahnte sie eindringlich, sich auf seine Stimme zu konzentrieren.
    »Halten Sie durch«, sagte er. »Tun Sie mir den Gefallen und machen Sie jetzt nicht schlapp. Der Krankenwagen wird jeden Moment hier sein.«
    Er hoffte, dass er zuversichtlicher klang, als er sich fühlte. Er hatte schon jede Menge Tote und Sterbende gesehen, die meisten in seiner Zeit bei der Verkehrspolizei. Die Frau, die hier vor ihm lag, sah mindestens so übel aus wie das Opfer irgendeines schweren Verkehrsunfalls. Er gab ihr allenfalls eine zehnprozentige Überlebenschance, hoffte aber inständig, dass sie ihm das Gegenteil beweisen würde. Sollte sie sterben, würde er sich immer fragen, ob sie durchgekommen wäre, wenn er sie nur eher bemerkt hätte.
    »Nicht schlappmachen«, sagte er noch einmal – ob zu ihr oder zu sich selbst, das wusste er nicht so genau. »Halten Sie mir bloß durch, ja?«
    Bloß durchhalten.

7
     
    Der Killer lief die schmale Teerstraße entlang. Er sah alles zunehmend verschwommen. Trotz des kalten Morgens war es heiß in seiner Lederkombi. Der Schweiß lief ihm übers Gesicht, und er spürte einen stechenden Schmerz in den Augen. Der Helm schlug ihm auf die Schultern, und das Visier engte ihn ein, bis er sich vorkam wie eine Mumie in einer Vitrine. Aber er konnte es nicht riskieren, es hochzuschieben, nicht einmal für einen einzigen Atemzug. Er hatte schon zu viel riskiert.
    Der Killer hatte Angst. Und er war wütend. Seine minuziös geplante Operation war voll in die Hose gegangen.
    Er trieb sich an: schneller, schneller. Er
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