Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
er in Konvulsionen, riß Lumpi einen Stunnerknüppel empor, der nicht größer als ein Taschenmesser war, und rammte ihn in Nicks Achselhöhle.
    So nah am Herz hatte auch ein so kleiner Stunnerknüppel eine hinlänglich starke Wirkung, um Nick unter Gliederzuckungen und Krämpfen aufs Deck zu werfen.
    Wie ein Blitz sprang Mikka vor, zog Lumpi aus dem Andrucksessel und zur Seite.
    Davies schoß wie ein Motorkolben auf Nick zu, beförderte mit einem Tritt die Pistole außer Reichweite, grapschte sich Morns Zonenimplantat-Kontrollgerät. Einen Moment lang verharrte er geduckt über Nicks von Spasmen geschüttelter, besinnungsloser Gestalt, als hätte er vor, ihm das Genick zu brechen.
    »Nicht, Davies!« keuchte Morn.
    Von da an hatte sie den Eindruck, daß ihr Übergänge fehlten.
    Vom einen zum nächsten Herzschlag lag sie mit einem Mal auf dem Deck und in Vectors Armen.
    Ohne daß sie gesehen hätte, wie er sich von Nick entfernte, befand sich auf einmal Davies bei ihr.
    Plötzlich schwang sich Angus am Geländer des Niedergangs ins Kommandomodul und betrat die Steuerbrücke.
    Er hatte den Raumhelm abgesetzt, trug aber noch den EA-Anzug. Streifenweise verdreckte getrockneter Schweiß seine Gesichtszüge; die Augen quollen ihm aus den Höhlen, als wäre er im Endzustand der Dehydration.
    Einmal nur blinzelte Morn, und schon hatten alle Personen sich nochmals umverteilt. Eine Stimme, die Angus gehören mochte, forderte Wasser. Lumpi war plötzlich fort. Nick raffte sich, benommen vom Stunnen, von den Deckplatten empor. Sib hatte sich die Pistole geschnappt und hielt sie in beiden Fäusten auf seinen ehemaligen Kapitän gerichtet. Angus saß im Kommandosessel. Vor ihm stand offenen Munds Mikka.
    »Erzählen Sie mir später, was los war«, sagte er mit vor Durst rauher Stimme. »Wir fliegen sofort ab.«
    Mikka deutete auf die Sichtschirme.
    Nachdrücklich nickte Angus.
    »Suchen Sie sich Kabinen!« befahl er. »Der Start erfolgt in ungefähr fünf Minuten. Außer den Anti-G-Gurten der Kojen gibt’s keinen Schutz gegen Andruck. Davies, sorg um Himmels willen dafür, daß Morn schläft. Sie durchlebt ’n Zonenimplantat-Entzug, sie könnte in Lebensgefahr geraten. Außerdem löst Hoch-G-Belastung ihr Hyperspatium-Syndrom aus. Bring sie in ’ne Kabine und bleib bei ihr. Ich sage dir Bescheid, wenn es unbedenklich ist, sie zu wecken.«
    Am Rand ihres Blickfelds sah Morn, wie Davies das Zonenimplantat-Kontrollgerät anhob und die Tastenkennzeichnungen las.
    Du weißt darüber genauso viel wie ich, wollte sie zu ihm sagen. Du brauchst dich nur daran zu erinnern. Aber sie konnte nicht sprechen. Aus ihrem tiefsten Innern brandete all ihr Versagen ihr vor Augen. Sie hatte zuviel durchgemacht; noch jetzt war ihre Not zu groß. Sie sah noch, wie Lumpi mit einer G-Flasche für Angus aus dem Durchgang kam, hörte noch, wie Mikka anordnete, Sib und Vector sollten die Steuerbrücke verlassen.
    Dann drückte Davies Tasten, und sie fiel in eine Finsternis, die der Kluft zwischen ihren Fähigkeiten und ihren Wünschen glich.

 
ANGUS
     
     
    Angus leerte die G-Flasche, während er Davies nachschaute, der Morn die Treppe zur Konnexblende hinauftrug. Lieber wäre er selbst gegangen, um Morn für ein Weilchen in den Armen halten zu dürfen. Trotz der Oberherrschaft seiner Z-Implantate durchwallten Ansätze der Wut und des Grams sein Gemüt. Seine Lust, Succorso zu töten, hatte sich in ihm so festgesetzt, als wäre sie die größte Leidenschaft seines Lebens. Doch selbstverständlich duldete seine Programmierung nicht, daß er jemanden eliminierte, der VMKP-Kontakte pflegte. Und zudem mußte er sich momentan mit zu vielen sonstigen Bedrohungen befassen…
    Der neue Countdown, der jetzt in seinem Kopf lief, ließ keinen Raum für Irrtümer.
    Angus konnte den Computerlogbüchern der Posaune schneller Daten entnehmen, als Mikka Informationen in Worte zu kleiden vermochte. Ein-, zweimaliges Hinsehen erklärte ihm, wieso Morn, Nick Succorso und die anderen noch lebten, warum auf den Sichtschirmen keine Radarechos der Käptens Liebchen und Friedlichen Hegemonie erschienen. Er begriff nicht, was in die Besatzung der Käptens Liebchen gefahren war, die sich auf diese Weise geopfert hatte. Doch im Moment brauchte er es nicht zu begreifen; es genügte, von der Tatsache Kenntnis zu haben.
    Sie bedeutete, daß er sich um zwei Gefahrenquellen weniger den Kopf zerbrechen mußte. Übrig blieben die Stiller Horizont, die Sturmvogel und das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher