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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm
Autoren: Hanna Molden
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Amelie zu ihm hinüber, als er nackt in den See stieg.
    Die Betten knarrten, und die Sterne funkelten. »Du bist schön«, flüsterte Daniel, als er sie mit geschlossenen Augen liebte. Zum windlosen Rauschen der Nacht schliefen sie ein.
    Es waren völlig abgehobene, unirdische Tage. Einmal erschien der Jäger, um anzufragen, wann der Herr Doktor auf die Pirsch gehen wolle. Gar nicht, sagte Daniel. Er wartete ungeduldig, bis der Mann so weit bergab gegangen war, dass man hinter der Buckelwiese nur mehr die Spitze seines Hutes sah, um Amelie ins Gras und sich auf sie zu betten.
    In der Nacht, als der Mond voll wurde, liebte er sie am Ufer des kleinen Sees. Die Wasseroberfläche glitzerte, winzige Wellen bewegten die kleinen Steine am Grund, und die Mondscheibe spiegelte sich in Amelies Augen.
    Zwei Tage später kam das Gewitter. Gegen Mittag tauchten erste weiße Wolken auf, am frühen Nachmittag begannen sie sich zu ballen und wurden grau, gegen siebzehn Uhr waren sie pechschwarz, der Wind, der sich erhoben hatte, hielt einen Augenblick inne, ehe er kippte und zum Sturm wurde. Blitze zuckten über dem Himmel, der Regen fiel waagrecht, die Donnerschläge kamen immer näher und erschütterten Grund und Haus.
    Daniel sah fasziniert aus dem Fenster, Amelie kauerte auf der Herdbank und wartete mit zusammengekniffenen Augen auf den Donner, der den Blitzen folgte. Sie fror und begann mit den Zähnen zu klappern. Gewitter im Hochgebirge sei nicht ihr Ding, klagte sie, worauf Daniel umgehend seinen Fensterplatz verließ, Feuer machte, Amelie auf den Schoß nahm und sie wiegte und beruhigte, als wäre sie ein Kind.
    Die ganze Nacht lang blieb das Gewitter in den Bergen über der Hütte hängen. Es zog Kreise, wurde schwächer und leiser, kam wieder näher, gewann an Kraft und tobte sich von neuem aus. Amelie zog das blauweiß karierte Federbett über die Ohren, drückte sich fest an Daniel, hielt seine suchenden Hände jedoch mit der Begründung fest, sie dürfe sich nicht ablenken lassen, sie müsse auf die drohende Gefahr von Naturkatastrophen achten, um jederzeit fluchtbereit zu sein.
    Gegen Morgen beruhigte sich das Wetter, aber es blieb nass und kalt. Regen fiel in grauen Schleiern, graue Nebel waberten um die Hütte, der Tag blieb grau in grau. Nachdem sie gefrühstückt hatten, verschwand Daniel in der Schlafkammer, Amelie hörte am Ächzen der Bettstatt, dass er sich auf selbige hatte fallen lassen.
    »Komm ans Werk, Geliebte«, rief er nach draußen.
    Amelie näherte sich kichernd. »An welches Werk, wenn ich fragen darf?«
    »Jenes, das ich so erfolgreich mit August begonnen habe und das ich unbedingt fortsetzen möchte.«
    Er hatte die Arme im Nacken verschränkt und betrachtete sie mit verhangenem Blick.
    »Hör auf zu lachen und komm«, sagte er. Als sie nicht reagierte, richtete er sich blitzschnell auf, griff sie um die Mitte, holte sie ins Bett und rollte sich über sie. »Ich bin nicht mehr der Jüngste, Madame, an Ihrer Stelle würde ich jede sich bietende Gelegenheit nützen…«
    Am Nachmittag ließ der Regen nach. Daniel tigerte rastlos durch die Hütte. Er müsse an die Luft, er brauche Bewegung, erklärte er. Nichts könne sie dazu bewegen, die Hütte zu verlassen, ließ Amelie ihn wissen und richtete sich mit den Auktionskatalogen, die Burgi Wechsler ihr zugeschickt hatte, auf der Ofenbank ein.
    Daniel verließ den Raum und kehrte mit einer hölzernen Leiter wieder. »Ich muss auf den Dachboden, wasserdichte Kleidung suchen«, teilte er Amelie mit.
    »Hmm«, machte sie und begann in den Katalogen zu blättern.
    Daniel verankerte die Leiter an den beiden Haken, die neben der Falltüre zum Dachboden angebracht waren, und stieg hinauf. Als er die Türe in die Höhe stemmte, rieselte Holzstaub auf Amelie nieder. Sie wedelte ihn beiseite und achtete nicht weiter auf ihren Mann, der durch die Luke in der Decke verschwand. Mit halbem Ohr hörte sie ihn oben rumoren, dann wurde es still.
    »Daniel?«, rief sie.
    Keine Antwort.
    Sie legte den Katalog beiseite, stand auf und trat an die Leiter. »Daniel, ist alles in Ordnung?« Oben gab es einen Krach, als wäre etwas gefallen.
    »Daniel!?«
    Sie hörte ein Scharren, dann segelte etwas Dunkles, Weiches auf sie nieder. Ein Lodenumhang. Gleich darauf erschien Daniel am oberen Ende der Leiter und machte sich an den Abstieg.
    »Gummistiefel habe ich keine gefunden, aber die hier sind auch nicht schlecht«, sagte er und ließ etwas fallen, das in zwei Teilen vor
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