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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm
Autoren: Hanna Molden
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sprach: »Glaubst du, ich hätte vorgehabt, dich je wieder gehen zu lassen? Und glaubst du, ich hätte dir ein Kind gemacht, wenn ich keines gewollt hätte?« An der plötzlichen Bewegung seines Zwerchfells merkte sie, dass ihn etwas erheiterte. »Ich habe nur nicht zu hoffen gewagt, dass es so schnell klappen würde… in meinem Alter…«
    Vom Flugplatz fuhren sie ins Bartenberghaus. Amelie hatte Daniel versprechen müssen, dass sie nach der Trauung bei ihm und sonst nirgendwo wohnen würde.
    »Jetzt noch Leopold, dann haben wir es hinter uns«, versprach er nach einem besorgten Blick in ihr zunehmend müdes Gesicht.
    Leopold Bartenberg saß in der Bibliothek und las, die Tür stand offen. Daniel und Amelie traten ein und blieben wortlos lächelnd vor ihm stehen. Der alte Herr sah auf, studierte das Paar nur kurz und sagte, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt: »Ihr habt geheiratet. Das ist gut.« Er stand auf, trat auf Amelie zu und küsste ihr die Hand, ehe er sie in die Arme schloss. »Willkommen in diesem Haus, mein Kind, du wirst ihm Glück bringen.« Als er Daniel umarmte, konnte er eine gewisse Rührung nicht ganz verbergen: »Ich habe gehofft, dass es so kommen würde, mein Junge, ich habe es gehofft, als ich sie zum ersten Mal sah«, sagte er, und seine Stimme klang ein wenig erstickt.
    Die Schwangerschaft verlief problemlos. Amelie schenkte sich den Fruchtwassertest, sie zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass sie ein gesundes Kind zur Welt bringen würde. Im Übrigen war sie überzeugt, dass es ein Bub sein würde. Egal, Hauptsache gesund, pflegte sie zu sagen, sobald Vermutungen über das Geschlecht des zu erwartenden Bartenberg-Babys angestellt wurden. Insgeheim aber sprach sie zu ihrem Sohn. Sie erzählte »ihm« halblaut, was sie sah, wenn sie allein durch die Stadt wanderte, und später, als »er« sich immer heftiger bewegte, klopfte sie mitunter auf ihren Bauch und schimpfte leise: »Kerl, was zappelst denn schon wieder.«
    Daniel hatte sich seine Arbeit so eingeteilt, dass er bis zur Entbindung kaum auf Reisen gehen musste. Er war ohnehin mit der Kanzlei vollauf beschäftigt. Kurz nach der Hochzeit hatte er sich mit Uli getroffen und ihn gebeten, ob er Amelie helfen würde, die Wohnung fertig einzurichten. Und Uli hatte begeistert zugesagt. Die Tatsache, dass Amelie ein Kind erwartete, entzückte ihn maßlos. Über sämtliche Stadien des Ungeborenen wollte er Bescheid wissen, und da Amelie ihn seiner Ansicht nach nicht umfassend genug informierte, besorgte er sich Bücher über die Entwicklung von Embryonen. Als Amelie ihm vorhielt, er benehme sich wie ein werdender Vater oder eine Großmutter in spe, seufzte er elegisch: »Ich wünschte, ich wäre beides.«
    Ende Mai war die Wohnung fertig eingerichtet, und die Möbel für das Kinderzimmer waren bestellt. Erst liefern, wenn das Kind auf der Welt ist, hatte Lizzi ihre Tochter beschworen. Den Vorwurf, sie sei abergläubisch, nahm sie kommentarlos hin, zumal sie sich mit Daniels Unterstützung durchgesetzt hatte.
    Jetzt erst kam Amelie zu Bewusstsein, wie rapide und in welchem Ausmaß sich ihr Leben verändert hatte. Vor wenigen Monaten waren ihre materiellen Umstände verheerend und ihre berufliche Zukunft mehr als ungewiss gewesen. Heute war sie eine verwöhnte Frau ohne die geringsten finanziellen Sorgen. Aber auch ohne den gewohnten Wirkungsbereich.
    Sie komme sich zuweilen vor wie eine Odaliske, sagte sie eines Abends zu Daniel. Es sollte scherzhaft klingen, gelang jedoch nicht ganz. Daniel spürte ihre innere Unruhe und nahm das Thema ohne Zögern auf. Warum nicht weiter im Geschäft bleiben, etwa als Agentin, was sowohl vom Salettl als auch von hier aus zu betreiben sei und sich wohl auch mit dem Kind vereinbaren lasse. Sie müsse sich ja nicht gleich entscheiden.
    Bald nach diesem Gespräch suchte Amelie das Salettl auf. Sie war längere Zeit nicht da gewesen und hatte plötzlich das Bedürfnis, nach dem Rechten zu sehen. Es war ein warmer, sonniger Frühlingstag. Sie öffnete die Fenster und kramte in den Schränken. Dabei fiel ihr Ulis Weihnachtsgeschenk vom Vorjahr in die Hände. Das Lola-Prinzip . Ein Buch aus einem anderen Leben. Lesezeichen steckten zwischen den Seiten, ganze Absätze hatte sie unterstrichen. Sie nahm das Buch, ging nach draußen, setzte sich auf die Stufe vor der Eingangstür und wollte eben zu schmökern beginnen, als Josefine Zadrazil den Hof betrat.
    »I hob Ihna scho kuman gseng«, rief
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