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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
Autoren: Elizabeth Peters
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Darf ich fragen, wo Sie in dieser Saison zu arbeiten gedenken?«
    »Im Westtal der Könige«, sagte Emerson knapp.
    »Nicht im Osttal?«
    »Nein.«
    »Dann hat Carnarvon die Konzession also nicht abgegeben?«
    »Nein.«
    Es erstaunte mich, wieso der Professor Sir Malcolm nicht rundheraus erklärte, dass ihn unsere Grabungsvorhaben einen feuchten Kehricht angingen. Aber wo nötig kann er sein Temperament zügeln, und er schien genau wie ich interessiert an den Motiven des Gentleman.
    »Ach«, seufzte Sir Malcolm. »Ich gäbe viel darum, wenn ich den Firman für das Gebiet bekommen könnte.«
    Emerson zuckte die Schultern und holte demonstrativ seine Taschenuhr heraus. Sir Malcolm blieb hartnäckig. »Und ich vermute, Sie denken ähnlich. Sie haben doch bereits versucht, Carnarvon davon zu überzeugen, die Grabungsgenehmigung zurückzugeben, oder?«
    »Großer Gott«, schnaufte Emerson. Sein Gesicht nahm zusehends einen ungesunden Rotton an. »Hört denn dieses Gerede in unserem Metier nie auf? Woher wissen Sie das?«
    »Aus zuverlässiger, aber verständlicherweise anonymer Quelle«, konstatierte Sir Malcolm aalglatt. »Kommen Sie, Professor, lassen Sie uns keine Haarspalterei betreiben. Sie glauben, dass Carter ein Grab finden wird – nämlich das von Tutanchamon. Und genau das glaube ich auch.«
    Emerson ließ die Uhr zurück in die Jackentasche gleiten und fixierte Sir Malcolm schweigend. Nachdem er vergeblich auf eine Antwort gewartet hatte, fuhr Sir Malcolm notgedrungen fort.
    »Es existieren Belege für ein solches Grabmal. Das wissen Sie ebenso gut wie ich. Theodore Davis meinte irrtümlich, es gefunden zu haben; allerdings enthielt der Schrein mit den diversen Objekten einwandfrei Grabbeigaben von Tutanchamons Beisetzung. Die Statuette, die sich letztes Jahr vorübergehend in Ihrem Besitz befand, stammte offensichtlich aus seinem Grab. Grab 55, das einzige Weitere im Osttal aus jener Periode, liegt in dem Dreieck, das Carter freilegen will.«
    »Das weiß ich auch«, erwiderte Emerson unwirsch. »Beweise hin oder her, Carnarvon hat die Konzession und damit basta.«
    Sir Malcolm beugte sich in gespielter Vertraulichkeit zu ihm vor. »Was, wenn Lacau sich überzeugen ließe, diese zurückzuziehen?«
    Eine kurze Gesprächspause entstand. Dann sagte Emerson gefährlich leise: »Von Ihnen etwa?«
    »Es gibt immer Mittel und Wege«, murmelte Sir Malcolm. »Er würde sie sicher nicht mir erteilen, aber einem renommierten Exkavator wie Ihnen könnte er sie schwerlich versagen.«
    »Einmal angenommen, Sie haben Erfolg.« Emerson nestelte nervös an seinem Kinngrübchen herum. »Was würden Sie im Gegenzug dafür verlangen?«
    »Nur meinen Anteil an den Kunstschätzen und den … ähm … Erlösen«, sagte Sir Malcolm eifrig.
    »Emerson«, rief ich aufgebracht. »Das kannst du doch nicht machen. So ein unmoralisches Angebot!«
    »Pscht, Peabody.« Emerson hob gebieterisch die Hand. »Ich kann mich dem Eindruck nicht verschließen, Sir Malcolm, dass Sie auf eine höchst riskante Karte setzen. Selbst wenn ein solches Grab existiert und es überdies in dem fraglichen Gebiet liegt, ist es mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit in der Frühzeit ausgeraubt worden – genau wie die anderen Königsgräber.«
    »Das finanzielle Risiko ist nicht besonders hoch«, gab Sir Malcolm zurück. Er dachte, er hätte Emerson schon in der Tasche; seine Augen glänzten vor kaum verhohlener Gier. »Sie wissen aus Erfahrung, dass eine Exkavation hier nicht die Welt kostet. Die Löhne sind niedrig, und man kommt bequem ohne teure Ausstattung aus. Carnarvon mag sich beschweren, dass sich seine Investitionen kaum lohnen, aber man darf den Gewinn auch nicht ausschließlich an den Funden messen. Letztendlich macht die Schatzsuche doch den Reiz aus. Für mich gilt die Devise: Das Spiel gehört zum Leben!«
    Für Augenblicke spiegelte Emersons ausdrucksvolle Miene die Begeisterung unseres Besuchers. Dann schüttelte er den Kopf. »Mir geht es einzig um den Gewinn für die wissenschaftliche Forschung. Ihre Argumentation wirkte wesentlich überzeugender, Sir Malcolm, wenn Sie nicht als skrupelloser Sammler bekannt wären. Ich kann Ihren Plan nicht gutheißen. Einen angenehmen Abend noch, Sir.«
    Sir Malcolm erhob sich. »Ich wohne hier im Hotel und bin jederzeit erreichbar.«
    »Guten Abend«, meinte Emerson betont.
    Sir Malcolm zuckte feixend mit den Schultern und steuerte zur Tür. »Oh«, er drehte sich noch einmal um. »Eins hätte ich
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