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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
Autoren: Elizabeth Peters
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daran erinnerst, Peabody. Ich hab mich in letzter Zeit scheußlich benommen. Wird nicht wieder vorkommen.«
    Ich war mir ganz sicher, dass es wieder vorkommen würde, wusste seine guten Vorsätze aber durchaus zu würdigen. Wie, bleibt an dieser Stelle der Fantasie meiner geschätzten Leser überlassen.
Aus Manuskript H
    Wäre es nach Ramses gegangen, wäre die Familie möglichst umgehend nach Luxor weitergereist. Trotz seiner nach außen hin demonstrierten Gleichmütigkeit führte sein Vater nämlich irgendetwas im Schilde. Er lungerte häufiger als sonst im Museum und im Büro der Antikenverwaltung herum, und er hofierte Howard Carter, was per se misstrauisch stimmte. Hinzu kam die angespannte Atmosphäre in Kairo. Der Hochkommissar Lord Allenby wurde von den Imperialisten in der britischen Regierung angefeindet, weil er Ägypten angeblich zu viele Machtbefugnisse einräumte; die ägyptischen Nationalisten waren über die Maßen erzürnt, weil die Engländer ihren hochgeschätzten Führer Saghlul Pascha ins Exil abgeschoben hatten; und König Fuad I. schwebte eine diktatorische Regentschaft ohne Einschaltung Großbritanniens vor. Im Grunde genommen war Ramses froh, dass sein Freund David in England geblieben war. David, vor dem Krieg Anhänger einer der revolutionären Gruppierungen, war zwar durch den für England geleisteten Kriegsdienst rehabilitiert, trotzdem sympathisierte er weiterhin mit der Unabhängigkeitsbewegung. Einige seiner früheren Mitstreiter grollten ihm, weil er in ihren Augen Verrat an der Sache geübt hatte; andere wollten ihn wieder in ihre Pläne und Intrigen einbinden.
    Seine Mutter schmiedete ebenfalls irgendwelche Pläne. Das schwante Ramses, als sie verkündete, sie wolle eine »ihrer beliebten kleinen Abendgesellschaften« geben. Sie hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, kurz nach ihrer Ankunft in Ägypten ihre Archäologen-Kollegen einzuladen. »Um auf den neuesten Stand zu kommen«, nannte sie das. Der Krieg hatte diese schöne Sitte unterbrochen, da etliche ihrer Freunde und Bekannten Militärdienst leisten mussten. Als sie ihr Vorhaben bekannt gab, murrte Emerson nur der Form halber. Howard Carter stand nämlich ganz oben auf der Gästeliste.
    In dem eleganten Speisesaal des Shepheard’s so viele neue Gesichter versammelt zu sehen, mutete in gewisser Weise wie ein Schockerlebnis an. Sicher die Quibells waren gute, alte Freunde, genau wie Carter, gleichwohl gehörten viele Gäste einer jüngeren Generation von Archäologen an. Unter ihnen auch Suzanne Malraux, die allein gekommen war. Sobald sie den weitläufigen Raum betrat, steuerte Ramses auf sie zu und begrüßte sie. Sie war ein zierliches Persönchen mit großen, vorstehenden blauen Augen, ihre silberblonden Haare so fein, dass der leichteste Windhauch sie um ihr schmales Gesichtsoval wehte. Irgendwie erinnerte sie Ramses an eine windzerzauste Pusteblume. Er stellte sie seiner Frau und seinen Eltern vor. Nefrets Begrüßung war herzlich; vermutlich hielt sie Suzannes Zurückhaltung für Schüchternheit und wollte die junge, karrierebewusste Wissenschaftlerin moralisch ein bisschen aufbauen. Nefret wusste um die Steine, die berufstätigen Frauen in den Weg gelegt wurden, nachdem sie selbst unter erheblichen Schwierigkeiten ihren Doktortitel gemacht und in Kairo eine Frauenklinik eröffnet hatte. Seine Mutter war höflich, aber reserviert. Nach einer näheren Begutachtung von Mademoiselle Malraux zog sie das Mädchen beiseite und fing an, ihr über die Arbeit mit Petrie auf den Zahn zu fühlen.
    Sie unterhielt sich auch mit einigen anderen jüngeren Gästen, und Ramses fragte sich schon, was sie damit bezweckte. Sein Vater tauschte sich angeregt mit alten Bekannten aus und bekam davon nichts mit. Obwohl Emerson die gesellschaftlichen Aktivitäten seiner besseren Hälfte als überflüssige Marotte abtat, amüsierte er sich wie jedes Mal blendend. Alles in allem war es ein gelungener Abend, der Champagner floss in Strömen und löste so manche Zunge.
    Am nächsten Tag stellte Ramses seine Mutter zur Rede. Den Kopf über eine Stickarbeit gebeugt, stichelte sie lustlos in dem schon ziemlich ramponierten Stofflappen herum, als er sie im Salon aufspürte. Erkennbar erleichtert legte sie den Stickrahmen weg und bat ihn, sich zu ihr zu setzen.
    »Ein schöner Abend, nicht?«, fing sie an.
    »Ja.«
    »Dein Vater war ungemein beeindruckt von Mademoiselle Malraux. Ich glaube, sie hat seine Quizrunde mit Bravour bestanden.«
    »Sie ist
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