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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
Autoren: Elizabeth Peters
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fast vergessen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie dieses Jahr ziemlich knapp sind mit Ihren Leuten. Ich kenne da einen hochqualifizierten Burschen, der –«
    »Guten Abend«, brüllte der Professor.
    »Na so was«, entfuhr es mir, nachdem Ali den Gentleman hinausgeleitet hatte. »Eine solche Unverfrorenheit! Weiß dieser Mann eigentlich nie, wann er aufhören muss?«
    »Er ist ein Sammler«, antwortete Emerson in einem Tonfall, in dem er vermutlich auch sagen würde: Er ist ein Mörder. »Und sicher immer noch vergrätzt, weil Vandergelt ihm die Statuette abgeluchst hat.«
    Die kleine goldene Statue, die sich im Vorjahr zeitweilig in unserem Besitz befunden hatte, hätte zweifellos die Fantasie eines jeden Sammlers beflügelt. Ein bezaubernd modelliertes Abbild eines Königs, war es (von uns) als das des jungen Tutanchamon identifiziert worden, das kurz nach seiner Bestattung von einem Grabräuber gestohlen worden war. Dessen Geständnis befand sich wundersamerweise auf einem der Papyri, die wir in dem Arbeiterdorf Deir el-Medina gefunden hatten. Tutanchamons Grab gehörte zu den wenigen, die nie lokalisiert worden waren, und Ramses’ Übersetzung des Papyrus hatte Emerson in dem Glauben bestärkt, dass es im Tal der Könige sein müsse. Er war nicht der Einzige, der diese Überzeugung vertrat, wie Sir Malcolms Angebot dokumentierte.
    »Meinst du wirklich, Sir Malcolm verfügt über so viel Einfluss?«, wollte ich wissen.
    Ramses sagte gedankenvoll: »Schon möglich. Aber eine Zusammenarbeit mit diesem Mann steht natürlich völlig außer Frage. Das würde dich deinen Ruf kosten, Vater.«
    »Das weiß ich auch. Oder hältst du mich für blöd?«, konterte sein Erzeuger.
    »Zudem hast du im letzten Frühjahr selbst gesagt, dass du alles dem Schicksal überlassen willst. Die Göttin der Vorsehung scheint sich entschieden zu haben. Lass die Finger davon, Emerson.«
    »Ja, ja, bin schließlich kein Idiot«, murrte Emerson. »Und ehe ich eine Empfehlung von ihm einstellen würde, nähme ich lieber einen … einen verfluchten Journalisten in meine Mannschaft auf. Woher weiß der Kerl eigentlich, dass wir neue Leute brauchen?«
    Bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, sprang Nefret auf. »Ich hab einen Mordshunger! Können wir nicht endlich gehen?«
    Da Emerson einen nervenzermürbenden Tag hinter sich hatte, beschloss ich, die Unterhaltung bei Tisch so beiläufig – ungezwungen wie möglich zu halten. (Es ist immerhin Fakt, dass Ärger auf den Magen schlägt.) Ein neutrales Thema zu finden, war jedoch gar nicht so einfach; jede Erwähnung der Archäologie hätte Emerson erneut darauf gebracht, dass ihm die Konzession für das Tal wieder einmal durch die Lappen gegangen war. Und bei einer Diskussion über familiäre Angelegenheiten hätte er sich nur aufgeregt, dass David diesmal nicht mitgekommen war.
    Nachdem wir uns in unsere Suite zurückgezogen hatten, schlüpfte ich in meinen hübschesten Morgenmantel und ließ mich vor dem Toilettentisch nieder, um meinen Haaren die obligatorischen hundert Bürstenstriche zu gönnen. Emerson liebt es, wenn ich das Haar offen trage, aber selbst das vermochte ihn nicht aus seiner Weltuntergangsstimmung zu reißen. Statt seinen Schlafanzug anzuziehen, setzte er sich in einen Sessel und kramte seine Pfeife hervor.
    »Ich fände es besser, wenn du im Schlafzimmer nicht rauchen würdest«, seufzte ich. »Der Geruch setzt sich in meine Haare.«
    »Und was ist daran schlimm?«, wollte der Professor wissen. »Ich mag Pfeifengeruch.«
    Trotzdem legte er die Pfeife beiseite. Ich ließ die Bürste sinken und drehte mich zu ihm. »Wirklich jammerschade, mein Schatz, dass Lord Carnarvon dir nicht wenigstens ein bisschen entgegengekommen ist.«
    »Musst du unbedingt wieder davon anfangen?«, grummelte Emerson.
    Die Sache war doch gravierender als von mir vermutet. Drastischere Methoden mussten her. Ich ging zu ihm, setzte mich auf seinen Schoß und schlang die Arme um seinen Nacken.
    »Hmmm.« Emersons düstere Miene hellte sich auf. »Nicht übel. Was bezweckst du eigentlich damit, Peabody?«
    »Muss ich immer einen Hintergedanken haben, wenn ich zu meinem Mann zärtlich bin? Ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken, dass du Wort hältst. Letztes Jahr, als ich lebensgefährlich verletzt war, hast du nämlich gesagt –«
    »Dass ich jedes verdammte Grab in Ägypten in den Wind schreiben würde, wenn du nur wieder gesund wirst.« Emersons starke Arme umfingen mich. »Gut, dass du mich
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