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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
Autoren: Elizabeth Peters
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beileibe kein zurückhaltendes Mauerblümchen, wie ich bisher dachte«, räumte Ramses ein. »Allein zu kommen war ganz schön mutig.«
    »Das entsprang sicher dem Wunsch, um ihrer selbst willen beurteilt zu werden und nicht als schmückendes Anhängsel irgendeines Mannes. Nefret findet sie auch sehr nett.«
    »Mutter, du tüftelst doch wieder irgendwas aus, nicht? Was ist es dieses Mal? Raus mit der Sprache!«
    »In Roda ist ein sehr schönes Haus zu vermieten. Mit einem großen ummauerten Garten, Dienstbotentrakt und mehreren Kinderzimmern.«
    »Verstehe.« Er fragte sich insgeheim, wieso er nicht eher geschaltet hatte. Während sie ihn beobachtete, nahm sie das Stickzeug wieder zur Hand und wartete.
    »Hast du es etwa schon angemietet?«, forschte er. »Um Himmels willen, nein. Ohne Nefrets und deine Zustimmung würde ich das niemals wagen!«
    »Mutter –«
    »Mein lieber Junge.« Sie beugte sich vor und fixierte ihn mit ihren stahlgrauen Augen. »Es wird Zeit, dass die Kinder in die Schule kommen. Nefret sollte endlich die Arbeit in ihrem Krankenhaus wieder aufnehmen. Und du solltest dich … ähm … auf deine philologischen Interessen konzentrieren. Einige der jungen Leute gestern Abend schienen mir hervorragend qualifiziert, nicht zuletzt auch Mademoiselle Malraux. Sie können dich und Nefret zwar niemals ersetzen, trotzdem muss man ihnen eine Chance geben. Damit ihr beiden die Möglichkeit bekommt, euch auf eure Karrieren zu konzentrieren.«
    »Hast du Vater schon von deinen Plänen erzählt?« Ramses’ graue Zellen arbeiteten auf Hochtouren. Ihm schwante bereits, wie Nefret reagieren würde. Als ausgebildete Chirurgin fehlte ihr die Arbeit im Krankenhaus, und obwohl sie seine Eltern von Herzen mochte, war ihre ständige Präsenz bisweilen störend. Was ihn anging …
    »Ich weiß nicht«, meinte er gedehnt. »Das kommt ziemlich plötzlich. An den Gedanken muss ich mich erst mal gewöhnen.«
    »Sprich mit Nefret darüber. Ihr braucht euch ja nicht gleich zu entscheiden. Es gibt immer Häuser zu mieten.« Stirnrunzelnd glättete sie das Sticktuch. »Zudem muss ich auch noch Überzeugungsarbeit bei deinem Vater leisten.«
    »Zunächst können wir die Saison ja wie geplant starten«, schlug Ramses vor.
    »In Luxor, meinst du?« Sie lächelte verständnisvoll. »Natürlich. Du möchtest sicher deine früheren Wirkungsstätten besuchen und alte Freunde wiedersehen.«
    »Ich kann dir jetzt schon versichern, dass es den Kindern in Kairo nicht gefallen wird.«
    »Am Anfang vielleicht nicht. Sie sind es gewohnt, im Zentrum ihres kleinen Universums zu stehen –, klein ist dabei untertrieben«, setzte sie hinzu. »Denn das umfasst fast ganz Luxor. Sie sind maßlos verwöhnt. Die Veränderung wird ihrer charakterlichen Entwicklung guttun.«

    Emerson wäre vermutlich noch länger in Kairo geblieben, aber zwei unvorhergesehene Zwischenfälle belehrten ihn eines Besseren. Der erste Vorfall geschah, als die gesamte Familie einen Tagesausflug nach Gizeh machte. Da die Saison gerade erst begonnen hatte, war die historische Stätte noch relativ schwach besucht. Mit ihren offenen Grabschächten und steil ansteigenden Pyramidenwänden animierte sie abenteuerlustige Kinder jedoch zu einer Entdeckungstour. David John, der ein erkennbares Faible für die Ägyptologie entwickelte, blieb bei seinem Großvater und löcherte ihn mit Fragen. Die drei anderen hefteten sich an Carlas Fersen, um das Schlimmste zu verhindern.
    »Wir hätten Fatima mitnehmen sollen«, sagte Ramses zu seiner Mutter, nachdem er Carla von der ersten Stufe der großen Pyramide heruntergeholt hatte. Wie sie dort hinaufgekommen war, war ihm schleierhaft. Er hatte ihr vielleicht eine Minute lang den Rücken gekehrt, und die quaderförmigen Blöcke waren fast einen Meter hoch.
    »Fatima ist längst keine junge Frau mehr«, erwiderte seine Mutter. »Mit Carla kann sie nicht mehr mithalten. Carla, du kletterst mir nicht auf die Pyramide, hörst du. Das ist gefährlich.«
    »Dann bring mich hoch, bitte Papa«, bettelte Carla und schlang die Ärmchen um ihren Vater. Ihre großen schwarzen, von langen Wimpern umkränzten Augen waren unwiderstehlich, dennoch schüttelte Ramses den Kopf. Bei der Vorstellung, seine quirlige Tochter auf diese steile Kletterpartie mitzunehmen, stellten sich ihm die Nackenhaare auf.
    »Wenn du älter bist vielleicht.«
    Sie kehrten zur Teezeit zurück. Fatima nahm die Kinder in Empfang, um sie gründlich zu waschen. Ramses und Nefret
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