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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
Autoren: Elizabeth Peters
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Carter in jenem geschichtsträchtigen Moment tatsächlich sagte, als Reaktion auf Carnarvons gespannte Frage, ist umstritten. »Wunderbare Dinge«, lautet die offizielle Version, da von Carter selbst kolportiert. Nach dem, was Carnarvon wenige Tage später zu Papier brachte, soll Carter geantwortet haben: »Hier unten sind einige erstaunliche Dinge.« Nach meinem Dafürhalten ist Mrs Emersons Version – dass es Carter zunächst einmal die Sprache verschlug – allein aus rein psychologischen Erwägungen am glaubwürdigsten.
    Die heikelste Anschuldigung gegen Carter und Carnarvon ist die, dass sie das Grab noch vor der offiziellen Öffnung heimlich betreten und erforscht hätten. Dies belegen neben Mrs Emerson auch andere Zeitzeugen. Laut Mrs Emerson fand das unautorisierte Eindringen jedoch am Abend des 26. November statt und nicht, wie des Öfteren verlautet, ein oder zwei Tage später. Ihre Variante erscheint mir stichhaltiger. Nachdem sie durch die kleine Öffnung geschaut hatten, waren die Exkavatoren zwangsläufig neugierig auf mehr geworden, und es hätte schon eines eisernen Willens bedurft, um ihren Forschergeist noch länger zu zügeln. Zudem sollte der Chefinspektor Rex Engelbach die Grabstätte ohnehin am nächsten Tag inspizieren, und jede nachträgliche Veränderung wäre ihm sicher aufgefallen. Der Vorwurf, dass Carter und Carnarvon Objekte entwendet hätten, ist jedoch unbewiesen; allerdings enthielten die privaten Sammlungen beider Männer Stücke, die durchaus dem jungen Pharao gehört haben könnten. In der umfassenden Literatur zu diesem Thema findet der interessierte Leser unterschiedliche Stellungnahmen. Das Zerwürfnis mit einem ungemein konsternierten Emerson basiert auf den unterschwelligen Animositäten Carnarvons gegenüber dessen Familie und der strikten Weigerung Seiner Lordschaft, sie an der Exkavation des Grabmals teilhaben zu lassen.
    Die Grabkammer wurde offiziell erst am 17. Februar des Folgejahres geöffnet. Die Emersons sind in der Liste der anwesenden Notabeln nicht genannt. Im April starb Lord Carnarvon an einem Moskitostich, der sich infiziert hatte. Sein Tod brachte den »Fluch des Pharao« zu voller Blüte, ungeachtet der Tatsache, dass es um seine Gesundheit nie zum Besten bestellt gewesen war. Rational denkende Menschen waren sich einig, dass die so genannte Fluch-Inschrift in Tutanchamons Grab eine Idee der Journalisten gewesen ist und dass die meisten Beteiligten ein hohes Alter erreicht hätten, einschließlich Carter selbst; aber, wie Mrs Emerson sagen würde: Gegen den Aberglauben ist kein Kraut gewachsen. Offenbar glückte es ihr, die Sache mit Emersons blindwütigen Beschwörungen unter den Tisch zu kehren; es wäre trotzdem interessant zu erfahren, wie der Vater der Flüche auf Carnarvons Tod reagierte. Er war ein sensibler Mann, und wir wollen hoffen, dass er sich die Sache nicht zu sehr zu Herzen nahm.
    Die weitere Untersuchung dieses größten Fundes in der Geschichte der Altertumswissenschaft erstreckte sich über acht Jahre. Nur der Sarkophag, der äußere Schrein und die Mumie des Königs befinden sich noch an ihrem ursprünglichen Fundort. Carter hatte es dabei nicht leicht. Etliche Autoren bemängeln seinen autokratischen Arbeitsstil und seine Arroganz, was letztlich zu einer offenen Konfrontation mit den ägyptischen Behörden führte. Er wurde zeitweise von den Arbeiten an »seinem« Grab ausgeschlossen, durfte die Freilegung später aber fortsetzen. Für die mitwirkenden internationalen Institute und Forscher war das Resultat fatal: Die Gesetze, die bis dato eine Teilung der Artefakte vorsahen, wurden geändert und die Grabschätze in das Museum nach Kairo überführt.
    Man muss Carter zugute halten, dass es eine extrem aufreibende Aufgabe war, umso schwieriger, da er sich von unterschiedlichen Interessengruppen mit Forderungen konfrontiert sah. Wie Emerson feststellte: Die wenigsten Exkavatoren hätten die Sache so gut gemacht wie Howard.

Danksagung
    Da ich keine Scheu kenne, die konstruktiven Anregungen aus meinem Freundeskreis aufzugreifen und umzusetzen, danke ich an dieser Stelle im Besonderen Joan Hess und Dennis Forbes. Joan hatte die Idee, Sethos ein neues Image zu verpassen (eine Sisyphusarbeit, wie sich herausstellte – aber trotzdem danke, liebe Joan!). Dennis wies mich noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass Emerson trotz oder gerade wegen der erlittenen Nackenschläge letztendlich doch der Vater der Flüche sei. Zudem ist Dennis’ Buch
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