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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
Autoren: Elizabeth Peters
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seine Lordschaft davon überzeugen, dass wir das unerforschte Terrain in der Nähe von Ramses VI. noch genauer inspizieren müssen. Erst dann ist unsere Arbeit sinnvoll abgeschlossen.« Nach einem kurzen Blick zu Emerson setzte er hinzu: »Das hab ich nicht zuletzt dem Professor zu verdanken. Eigentlich war seine Lordschaft nämlich der Meinung, dass eine weitere Saison im Tal Zeitverschwendung wäre. Aber als ich andeutete, dass Professor Emerson sich anerboten hätte, die Konzession und meine Wenigkeit zu übernehmen, überlegte Carnarvon es sich anders.«
    »Verständlich«, murmelte ich, ohne Emerson dabei anzuschauen. »Also dann, Howard, wünschen wir Ihnen viel Glück und gutes Gelingen. Wann reisen Sie nach Luxor?«
    »Das steht noch nicht fest. Vorher möchte ich noch die Runde bei den Antiquitätenhändlern machen. Obwohl ich nicht glaube, dass ich etwas so Bemerkenswertes entdecke wie Ihre Statuette letztes Jahr.«
    »Glaub ich auch nicht«, meinte Emerson, wieder erkennbar besserer Stimmung.
    Howard erkundigte sich nach unseren Plänen, und wir bedankten uns bei ihm, dass wir weiterhin im Westtal buddeln durften, das offiziell zur Konzession seiner Lordschaft gehörte. Nachdem wir den Tee eingenommen und Howard sich verabschiedet hatte, knöpfte ich mir meinen Mann vor.
    »Sag jetzt nichts«, knurrte der, sobald ich mich zu ihm umdrehte.
    »Emerson, ich würde dir bestimmt nie Vorhaltungen machen, weil du meine Ratschläge nicht beherzigst. Aber in diesem Fall habe ich dich mit Engelszungen gewarnt, dass dein Angebot an Lord Carnarvon nach hinten losgehen würde. Dein Renommee als Wissenschaftler und dein unverhohlenes Interesse an der Sache mussten seinen Forschergeist geradezu herausfordern.«
    »Ich hab dir lang und breit erklärt –«, brüllte Emerson. Die Gäste an den Nachbartischen reckten die Köpfe und starrten zu uns. Emerson starrte zurück, worauf sie fahrig nach anderen lohnenswerten Motiven Ausschau hielten. Es kostete ihn einige Mühe, sich ein gequältes Lächeln abzuringen. »Verzeih mir, meine liebe Peabody.«
    Dieser kurze Temperamentsausbruch war immerhin ermutigend. Nachdem ich im vergangenen Frühjahr dem Tod sozusagen noch einmal von der Schippe gesprungen war, hatte Emerson mich wie ein rohes Ei behandelt. Mich kein einziges Mal mehr angeblafft. Es war frustrierend. Mein Mann ist nämlich umwerfend, wenn er wütend ist. Zudem vermisste ich unsere hitzigen Kontroversen.
    Ich lächelte ihn zärtlich an. »Was soll’s, ist ja auch Schnee von gestern. Schwamm drüber. Ramses, wann erwartest du Nefret mit den Kindern aus Atiyeh zurück?«
    Ramses schaute auf die Uhr. »Sie müssten eigentlich längst hier sein. Aber du weißt ja, wie schwer es ist, die Zwillinge von ihren Bewunderern im Dorf loszueisen.«
    »Du hättest sie besser begleitet«, wandte Emerson streitlustig ein.
    »Unsinn«, gab ich schroff zurück. »Selim, Daoud und Fatima sind bei ihnen, weil sie ihre Verwandten und Freunde besuchen wollten. Vier Erwachsene werden ja wohl auf zwei Fünfjährige aufpassen können.«
    »Carla ist immer für eine Überraschung gut«, erwiderte Emerson dumpf. »Die Kleine hält alles auf Trab, was Beine hat.«
    Er hatte nicht ganz Unrecht, zumal seine Enkelin (anders als ihr Zwillingsbruder) einen ausgeprägten Abenteuergeist gepaart mit einem sprunghaften Naturell hatte. Allerdings war es nicht Carla, die Daoud in seinen muskelbepackten Armen trug, sondern David John, schlaff wie eine Gliederpuppe und erbsengrün im Gesicht. Wir hatten uns gerade in unsere Suite zurückgezogen, als Emerson fluchend aus seinem Sessel hochschnellte.
    »Hölle und Verdammnis! Was hat der Junge? Daoud, ich hab dir die Kinder anvertraut.«
    »Er ist betrunken«, rief David Johns Zwillingsschwester, die mit vorwitzig wippenden schwarzen Locken und dunkel schimmernden Augen zu uns gelaufen kam. »Die Jungen haben ihm jede Menge Bier gegeben. Und mir nicht«, setzte sie schmollend hinzu. »Das wäre bloß was für Männer, meinten sie.«
    Der im Gegensatz zu seiner Schwester blonde David John hob behutsam den Kopf. »Ich wollte mal wissen, wie das ist, wenn man Alkohol trinkt.«
    »Jetzt weißt du es«, antwortete ich, nachdem meine Diagnose unmittelbar feststand. »Ein Brummschädel ist wahrlich nichts Erstrebenswertes, was? Bring ihn ins Bett, Daoud, er soll seinen Rausch ausschlafen.«
    »Ich mach das schon«, sagte Ramses und nahm unserem stellvertretenden Vorarbeiter das sturzbetrunkene kleine Kind ab.
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