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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor
Autoren: Elizabeth Peters
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eine Krone ist. Das Gesicht war zwar zerstört, aber ein Teil der Haut war noch intakt. Zumindest am Anfang. Ein Zahn fiel aus, als er … Nun, um es kurz zu machen, alle befanden sich im Siegestaumel, gratulierten sich untereinander, und Mr. Davis rief in einem fort: ›Es ist Königin Teje! Wir haben sie gefunden!‹ Das haben sie allerdings nicht, wißt ihr.«
    »Wie meinst du das?« fragte ich. Emerson hob den Kopf.
    »Sie wollten einen Mediziner damit beauftragen, einen Blick auf das Skelett zu werfen«, erklärte Nefret. »Um zu sehen, ob man das Geschlecht bestimmen kann. Aber da war kein …« Sie blickte mich an. »Zumindest habe ich nichts gesehen … Aber vielleicht habe ich mich getäuscht.«
    »Nein«, sagte ich. »Nicht, wenn der Leichnam so vollständig und rasch zerfällt. Aber du warst doch da; warum wollten Sie denn noch einen weiteren Mediziner zu Rate ziehen?«
    »Sei nicht albern, Tante Amelia. Meinst du, daß einer von denen mich für qualifiziert gehalten hätte? Eine Frau ? Ned ergriff für mich Partei, und Mr. Davis beschloß, mir einen Blick zu gönnen – belächelte allerdings allein schon die Idee. Als ich ihm erklärte, daß es sich nicht um ein weibliches Skelett handelte, schmunzelte er nur.«
    »Bist du dir ganz sicher hinsichtlich des Geschlechts?« fragte Ramses.
    »So sicher, wie man sich nach einer kurzen Überprüfung sein kann. Ich wagte nicht, auch nur irgend etwas anzurühren. Die Schädeldecke war gespalten, doch die noch erhaltenen Gesichtsproportionen waren eindeutig männlich – Nasenrücken, der Muskelansatz, Kieferknochen. Ich durfte nichts nachmessen, aber der Ansatz des Schambogens wirkte …«
    »Das Skelett war also intakt«, sagte ich.
    »Bis auf den Schädel. Er befand sich in einem schlimmen Zustand«, gestand Nefret.
    »Dann ist es Echnaton«, entfuhr es Emerson. »Die sterblichen Überreste des geheimnisvollsten aller ägyptischen Pharaonen, überwältigt von einer Horde Geier auf der Suche nach Gold!«
    »Mr. Davis glaubt immer noch, daß es die Königin ist«, sagte Nefret. »Er verließ das Grab, um nach einem Arzt Ausschau zu halten – einem richtigen Arzt.« Ihr Sinn für Humor besiegte ihren beruflichen Kummer; sie fing an zu lachen. »Könnt ihr euch das Bild vorstellen, als er durch die Horden von Touristen rannte und ununterbrochen brüllte: ›Gibt es hier einen Arzt?‹ Als er zurückkehrte, hatte er einen unglücklich dreinblickenden amerikanischen Gynäkologen im Schlepptau. Er baute sich vor dem armen Mann auf und schrie: ›Wir haben Königin Teje gefunden! Es ist ein weibliches Skelett. Es ist zweifellos weiblich, nicht wahr, Doktor?‹ Nun, was sollte der Mann dazu sagen? Er stimmte zu und nahm Reißaus. Ebenso wie ich. Ich konnte es nicht länger ertragen.«
    Ramses veränderte seine Sitzhaltung leicht. »Vater, hattest du einen guten Blick auf die Hieroglypheninschrift auf dem Sarkophag?«
    »Keinen allzu guten«, antwortete Emerson säuerlich. »Die Kartuschen waren herausgeschnitten, aber die Inschrift paßte zu Echnaton. ›Lebe in Wahrheit, schönes Kind des Aton‹ und so weiter.«
    »Korrekt«, sagte Ramses mit einem ebenso geheimnisvollen Blick wie besagter Pharao.
    Mißtrauisch betrachtete Emerson seinen Sohn. »Was sagst du da?«
    »Sag jetzt nichts«, entfuhr es mir. »Sie kommen. Ich glaube, ich höre Mr. Davis’ Stimme. Halt deinen Vater fest, Ramses.«
    Ich mache Mr. Davis für alles verantwortlich. Wäre er mit den anderen weitergegangen, hätte ich Emerson vielleicht ruhigstellen können. Aber natürlich mußte er stehenbleiben und sich brüsten.
    »Ich hoffe, du weißt dein Glück zu schätzen, meine Kleine«, sagte er und tätschelte Nefrets Kopf. »Eine solche Gelegenheit wahrnehmen zu dürfen!«
    »Es war sehr nett von Ihnen, Sir, mir das zu erlauben«, murmelte Nefret.
    »Ja, meinen Glückwunsch«, sagte ich und zupfte an Emerson, der wie zur Salzsäule erstarrt stehengeblieben war und dessen Gesicht ebenfalls jegliche Regung verloren hatte. »Wir müssen gehen. Wir sind schon spät dran. Guten Tag, M. Maspero, Mr. Weigall, Mr. –«
    »Ein reizendes Mädchen«, bemerkte Davis mit einer Verbeugung vor mir. »Ganz reizend! Wissen Sie, Sie sollten sie nicht ständig an irgendwelchen Mumien herumpfuschen lassen. Gott schütze die Frauen, aber sie besitzen nicht den Verstand für solche Dinge. Können Sie sich vorstellen, sie erklärte mir, daß es nicht die Königin sei!«
    M. Maspero räusperte sich. »Mais, mon ami
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