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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor
Autoren: Elizabeth Peters
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Fälscher, falls Ihnen dieser Begriff eher zusagt – in meinen Diensten, und den von mir entwendeten Kunstgegenständen werde ich größte Sorgfalt angedeihen lassen. Die Fotodokumentation ist lückenlos. Wenn ich eines Tages die Sorge um eine Verfolgung als Missetäter hinter mir gelassen habe, wird diese der Welt – und natürlich auch Ihnen – zugänglich gemacht. Ich habe es für Sie getan, verstehen Sie. Wie wahr ist es doch, daß der Einfluß einer edelmütigen Frau einen Schurken vom Weg der Tugend überzeugen kann! Leben Sie wohl, meine geliebte Amelia. Bis dann.«
    Der Zug fuhr an. Er senkte den Kopf, und für Sekundenbruchteile glaubte ich, daß er … Ich hätte nichts dagegen unternehmen können. Statt dessen berührten seine Lippen meine Stirn, dann wandte er sich ab und eilte davon. Er schwang sich auf den letzten Waggon und warf mir noch einen Abschiedskuß zu. Ich fand es überaus verwunderlich, daß er in Kauf nahm, daß ich die Behörden in Kairo informierte. Doch wenn der Zug diese Stadt erreichte, war Mr. Paul mit Sicherheit nicht mehr an Bord. Eilte ich nach Hause zurück und erzählte Emerson alles? Nein. Ich würde es ihm und den anderen schon bald erzählen. Ich hatte beschlossen, ihnen nichts mehr zu verschweigen. Aber die Zeit war noch nicht gekommen.
16. Kapitel
    Die letzte Katastrophe – ich muß sie als solche bezeichnen – ereignete sich am darauffolgenden Freitag. Nefret war die einzige von uns, der es erlaubt worden war, bei der Bergung der Mumie anwesend zu sein. Wie ihr das gelungen war, wußte ich nicht, und ich ziehe es auch vor, nicht zu fragen. Ihre Kompetenz war ebenso gut oder sogar noch besser als die der meisten anderen Anwesenden, aber ich vermutete, daß es nicht ihre Berufserfahrung war, die ihr die Erlaubnis von Mr. Davis und M. Maspero eingehandelt hatte. Wir schauten zu, wie sie in der Gruft verschwanden: Maspero und Weigall; Ned und Mr. Davis in seinen absurden Gamaschen und mit seinem breitkrempigen Hut; der allgegenwärtige Mr. Smith.
    Erst am Spätnachmittag kehrte sie zurück. Vor unserem eigenen Grab warteten wir schon auf sie – wie ein Schwarm Geier, meinte Ramses –, denn unsere wachsende Neugier hatte uns die Arbeit erschwert, so daß wir schließlich unsere Männer nach Hause schickten und uns im Schatten niederließen. Emerson rauchte wie ein Schlot, und ich war versucht, mich mit Tagebucheintragungen abzulenken. Offenbar gegen jegliche Nervosität gefeit, kritzelte Ramses in sein Notizbuch; allerdings sprang er als erster auf, als Nefret unsicheren Schrittes den Pfad heraufkam. Er lief auf sie zu und drückte sie auf einen Felsbrocken, während ich meine Wasserflasche entkorkte.
    Emerson nahm seine Pfeife aus dem Mund. »Ist von dem Sarkophag oder von der Mumie noch irgend etwas übrig?« wollte er wissen.
    Seine leise, schmeichelnde Stimme hätte sie warnen müssen, aber sie war zu erregt, um darauf zu hören. Sie wischte sich den Mund an ihrem Ärmel ab und reichte mir die Flasche zurück.
    »Der Sargdeckel ist in drei Teile zerfallen. Sie haben ihn auf ausgepolsterte Tragen gelegt. Die Mumie …«
    Kopf und Hals der Mumie waren bereits herausgefallen. Als Maspero und die anderen den Sargdeckel gehoben hatten, bemerkten sie, daß der gesamte Leichnam mit einer dicken Goldschicht überzogen war. Sie hatten die Schicht abgenommen und dann die Mumie hochgehoben.
    Emerson stieß einen Schrei aus, der an den eines verletzten Tieres erinnerte.
    »Es kommt noch schlimmer«, sagte Nefret. Sie sprach sehr schnell, als wollte sie es rasch hinter sich bringen. »Unter der Mumie befand sich Wasser. Und noch mehr Gold. Eine dieser Goldschichten war beschriftet. M. Maspero sagte, es handele sich um einen der Beinamen Echnatons. Die Mumie selbst war in feinstes Leinen gehüllt, das allerdings dunkel war. Mr. Davis zog an dem Leinenstoff und versuchte, ihn beiseite zu schieben, dabei platzte die Haut auf und legte die Rippen frei. Ein Halsschmuck wurde sichtbar – besser gesagt: eine Brustplatte. Mr. Davis nahm sie ab und wühlte so lange herum, bis er die verstreuten Perlen gefunden hatte, und dabei zerfiel die restliche Mumie – sie zerfiel einfach zu Staub. Außer ihren Knochen ist nichts mehr vorhanden.«
    »Was ist mit dem Kopf?« fragte Ramses. Er klang sehr ruhig, nahm allerdings eine Zigarette aus seiner Jackentasche und steckte diese an. Ich ersparte mir einen Kommentar.
    »Mr. Davis entfernte die Brustplatte – er geht nach wie vor davon aus, daß es
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