Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
mit Colonel Bellingham nicht unbedingt erfreulich war, Vater. Was genau hat er denn getan, um deinen Unmut zu provozieren?«
    Aufgebracht entgegnete Emerson: »Der Kerl besaß die Frechheit, mir eine Stelle als sein Lakai anzubieten. Er gehört auch zu diesen reichen Stümpern, die sich damit brüsten, Archäologen zu sein.«
    »Also, Emerson, du weißt genau, daß das nicht sein wirkliches Anliegen war«, sagte ich. »Sein Angebot, unsere Arbeit zu finanzieren – ein Fehler seinerseits, das gebe ich zu –, sollte doch nur als Bestechung dienen. Was ihn in Wirklichkeit interessierte, war …«
    »Amelia«, sagte Emerson heftig schnaubend. »Ich habe dir gesagt, daß ich mich weigere, über dieses Thema zu diskutieren. Und ganz sicher nicht in Gegenwart der Kinder.«
    »Pas devant les enfants?« fragte Nefret ironisch. »Liebster Professor, wir sind keine ›enfants‹ mehr, und ich wette, ich weiß, was der Colonel wollte. Eine Anstandsdame oder Gouvernante oder ein Kindermädchen für dieses Puppengesicht! Sie braucht sicherlich so was.«
    »Nach Ansicht des Colonels braucht sie einen Leibwächter«, sagte ich.
    »Peabody!« brüllte Emerson.
    Einer der Kellner ließ sein Tablett fallen, und alle stellten ihre Gespräche ein und starrten zu uns herüber.
    »Es hat keinen Sinn, Emerson«, sagte ich ruhig. »Nefret brauchte nicht zu raten; sie weiß, was der Colonel suchte, genauso wie sie weiß, daß sein Anliegen für mich außer Frage steht. Lauschen …«
    »… ist manchmal verflucht nützlich«, meinte Nefret. Sie grinste Ramses kameradschaftlich an, was er mit einem leichten Kräuseln seiner Lippen erwiderte – seiner Version eines Lächelns. »Sei mir nicht böse, Tante Amelia. Ich habe nicht gelauscht. Ich ging gerade am Salon vorbei, als du mit dem Colonel sprachst, und die Kommentare des Professors waren einfach unüberhörbar. Es war nicht schwierig, das Gesprächsthema davon abzuleiten. Trotzdem kann ich nicht glauben, daß das kleine Dummchen in Gefahr sein soll.«
    »Vor wem?« fragte Ramses. »Doch sicherlich nicht vor dem Kerl, den sie bei sich hatte?«
    »So würde ich nicht denken«, erwiderte Nefret. »Colonel Bellingham sagte, daß er die weiblichen Beschützer einfach nicht halten kann. Drei von ihnen sind erkrankt oder unter mysteriösen Umständen verletzt worden. Im letzten Fall, betonte er, habe ein Kutscher versucht, Dolly zu packen, und er hätte sie in sein Gefährt gezerrt, wenn ihr Mädchen es nicht verhindert hätte. Er stritt jede Kenntnis davon ab, wer so etwas tun könnte oder warum jemand mit dem kleinen Dolly-Schätzchen durchbrennen wollte.«
    »Erpressung?« schlug David vor. »Sie sind sicherlich reich. Sie war mit einem Vermögen an Juwelen behängt.«
    »Rache«, meinte Ramses. »Der Colonel hat vermutlich Feinde.«
    »Unerwiderte Liebe«, murmelte Nefret mit zuckersüßer Stimme.
    Emerson schlug mit der Faust auf den Tisch. Da ich damit gerechnet hatte, konnte ich die schwankende Teekanne gerade noch packen.
    »Genug«, schrie Emerson. »Das sind genau die dummen, unsinnigen Spekulationen, die meine Familie so liebt – außer mir natürlich! Es ist mir vollkommen gleich, ob die gesamte Verbrecherwelt South Carolinas und Kairos hinter diesem Mädchen her ist. Selbst wenn es nicht hanebüchener Unsinn wäre, ist es nicht unsere Angelegenheit! Leibwächter, das war es in der Tat. Wechseln wir das Thema.«
    »Natürlich«, sagte Nefret. »Ramses … wie hast du das eigentlich gemacht?«
    »Was gemacht?« Er blickte auf die schlanke Hand, die sie ihm entgegenstreckte. »Ach das.«
    »Zeig’s mir.«
    »Nefret!« rief ich. »Eine junge Dame sollte nicht …«
    »Ich bin überrascht, daß du ein solches Verhalten an den Tag legst, Mutter«, sagte Ramses. »Ich zeig’s dir auch, wenn du willst; der Trick kann dir vielleicht irgendwann einmal nützlich sein, besonders, wo du immer kopfüber in irgend etwas hineinschlitterst … äh, hm. Nun, man drückt schlicht und einfach gewisse Nervenbahnen ab.«
    Er umfaßte Nefrets Handgelenk und hob es hoch, so daß wir sehen konnten, wo seine Finger ruhten. »Dein Handgelenk ist zu schmal für mich. Deshalb finde ich die Druckpunkte nicht so gut wie bei einem Mann«, sagte Ramses. »Der Daumen drückt hier zu, der Zeigefinger da, und …«
    Als Nefret ein kurzer Aufschrei entfuhr, lockerte Ramses sofort seinen Griff und streichelte ihre Hand. »Es tut mir leid, Nefret. Ich wollte wirklich nur den geringstmöglichen Druck
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher